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17:09 Uhr, 04.05.2015

Chinesischer Reformkurs dämmt Risiken kreditfinanzierten Wachstums ein

Die chinesische Regierung hat einen glaubwürdigen Plan vorgelegt, die starke Kreditabhängigkeit der Wirtschaft und die hohe Verschuldung der lokalen Regierungen in den Griff zu bekommen.

London (Godmode-Trader.de) - Die Neuausrichtung der chinesischen Wirtschaft wird helfen, Risiken abzubauen, die sich in der Vergangenheit angehäuft haben. Dieser Ansicht ist Michael Hugman, Schwellenländer-Stratege bei Investec Asset Management. "Es mehren sich die Zeichen, dass es der Regierung in Peking gelingt, China auf einen nachhaltigeren Wachstumspfad zu bringen, nachdem das rasante Wachstum der vergangenen zehn Jahre durch eine hohe Kreditquote erkauft war", erklärt er. Vor allem habe die Regierung einen glaubwürdigen Plan vorgelegt, die starke Kreditabhängigkeit der Wirtschaft und die hohe Verschuldung der lokalen Regierungen in den Griff zu bekommen. Sorgen, Peking könnte eine Währungsabwertung als alternativen Wachstumshebel nutzen, hält der Experte für unbegründet. "China will, dass der Renminbi sich als globale Abrechnungswährung durchsetzt und langfristig zu einer Reservewährung entwickelt", so Hugman.

Peking verringert Kreditabhängigkeit der Wirtschaft

Seit 2008/2009 sei das chinesische Wachstum stark von Krediten getrieben gewesen. Ein Drittel dieser neuen Schulden hätten die lokalen Regierungen über intransparente Kreditvehikel ("local government financing verhicles", LGFV) aufgenommen. Ihr Volumen schätzt Hugman auf rund 30 Billionen Renminbi, was 30 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. "Diese Schulden werden in transparente Instrumente wie kommunale Anleihen umgeschichtet. Dadurch werden die lokalen Regierungen unter Druck geraten, ihre Ausgaben zu verringern, doch langfristig dürften auch die Risiken stark sinken", erwartet er. Insgesamt habe sich das Kreditwachstum seit Dezember vergangenen Jahres stabilisiert und dürfte sich 2015 im Jahresvergleich weiter verlangsamen. "Man könnte von einem 'negativen Impuls' sprechen, denn damit gehen auch die kreditfinanzierten Investitionen zurück. Das passt zu Pekings Ziel, die Wirtschaft in ein neues Gleichgewicht zu bringen", bewertet Hugman die Entwicklung.

Abwertung des Renminbi ist unwahrscheinlich

Einige Marktteilnehmer fürchten nun, China könne den Renminbi stark abwerten, um der Wirtschaft einen alternativen Wachstumsimpuls zu verschaffen. Diese Sorge hält der Experte jedoch für unbegründet. Denn China habe sich in den vergangenen fünf Jahren aufgrund seiner hohen außergewöhnlichen Skaleneffekte und Produktivität als sehr wettbewerbsfähig erwiesen – obwohl die Währung in dieser Zeit um 40 Prozent an Wert gewonnen habe. "Eine Abwertung des Renminbi erscheint nicht notwendig, um den Beitrag des Außenhandels zum chinesischen Wachstum zu stärken. Sie wäre auch nicht im Interesse Chinas, da sie Kapitalabflüsse nach sich ziehen könnte, die das inländische Wachstum hemmen würden", analysiert Hugman.

Bedeutung des Renminbi wächst

Neue Daten legten derzeit nahe, dass die Kapitalflüsse nach China sich wieder positiv entwickeln. Der Start des Shanghai-Hongkong-Stock-Connect-Programms im vergangenen Jahr und die Erhöhung der Quoten für ausländische Investoren verdeutlichten Chinas Absicht, seine Kapitalmärkte langfristig weiter zu öffnen. "China steuert diesen Prozess sehr gezielt, um den schnellen Fluss von 'heißem Kapital' zu verhindern. Pekings Ziel ist es, die globale Position des Renminbi als Handelswährung kontinuierlich zu stärken und ihn langfristig zu einer globalen Reservewährung auszubauen", sagt Hugman. Auch die neue Asiatische Infrastrukturinvestmentbank AIIB sei ein Teil dieser Bemühungen.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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