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10:03 Uhr, 20.03.2019

Chinesische Anleihen sind attraktive Anlagen

Chinesische Offshore-Anleihen dürften nach Einschätzung von Amy Kam, Investmentmanagerin im Fixed Income Team bei GAM Investments, 2019 mehr internationales Kapital anziehen.

Zürich (GodmodeTrader.de) - Auf US-Dollar lautende chinesische Anleihen sind derzeit aus mehreren Gründen attraktive Anlagen. Die Arbitrage-Möglichkeit, die sich aus der hohen Renditedifferenz zwischen chinesischen Onshore- und Offshore-Titeln (Anleihen chinesischer Unternehmen, die abseits des Marktes in Festlandchina verkauft werden) ergibt, lässt diese auf US-Dollar lautenden Unternehmensanleihen im Vergleich zu Inlandsanleihen attraktiv erscheinen, wie Amy Kam, Investmentmanagerin im Fixed Income Team bei GAM Investments, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Die Renditedifferenz zwischen diesen beiden Titeln lag im Hochzinssegment mit rund vier Prozent fast auf einem Dreijahreshoch – trotz der in letzter Zeit erfolgten Rally bei chinesischen Offshore-Hochzinsanleihen. Zudem würden die Renditen von Lokalwährungsanleihen weiter dadurch gedrückt, dass Chinas Behörden Liquidität in das Finanzsystem des Landes gepumpt hätten, um die nachlassende Konjunktur anzukurbeln, heißt es weiter.

„Eine wichtige Auswirkung der Renditedifferenz ist, dass Unternehmen seit dem 2. Halbjahr 2018 Zugang zu günstigeren Krediten haben. Somit war das von internationalen Anlegern wahrgenommene Risiko sehr hoch. Wir finden diese Renditedifferenz sehr beruhigend, denn nach unserer Einschätzung dürfte der Umstand, dass die Emittenten im Inland Zugang zu günstigeren Finanzierungen haben, die Befürchtungen rund um Refinanzierungsrisiken und Ausfälle zerstreuen. Das bedeutet auch, dass wir als Anleger von potenziell höheren Renditen am Markt für USD-Anleihen profitieren können. Da sich der CNY in letzter Zeit stabil zeigte, nutzten Onshore-Käufer diese Arbitrage-Möglichkeit wie erwartet aus“, so Kam.

Eine Reihe weiterer Faktoren dürften sich ebenfalls positiv auf den Markt für chinesische Offshore-Anleihen auswirken. Das Bond-Connect-Programm, über das ausländische Anleger Anleihen, die an Chinas Interbanken-Anleihenmarkt gehandelt würden, direkt über die Börse Hongkong kaufen könnten, habe im vergangenen Jahr sein einjähriges Bestehen gefeiert und wachse weiter dynamisch. Obwohl Bond Connect nur den Kauf von Onshore-Anleihen ermögliche, sei es jedoch für Käufer von Offshore-Anleihen insofern bedeutsam, dass sich Unternehmen über den Onshore-Markt günstiger refinanzieren könnten. Dadurch seien die Refinanzierungsrisiken und Finanzierungskosten geringer, heißt es weiter.

„Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Bonität aus. Im August ging die Abwicklung auf DVP (Delivery versus Payment)-Basis an den Start. Dadurch wurde eine hohe Hürde beseitigt, die bislang verhinderte, dass das Programm mehr ausländische Anleger anziehen konnte. Zahlungen für Anleihen sind nun zum Zeitpunkt der Auslieferung fällig, was die Abwicklungsrisiken erheblich mindert. Zuvor war bereits der Startschuss für Blocktrade-Allokationen gefallen, die es Vermögensverwaltern ermöglichen, Blocktrades mehreren Kundenkonten zuzuordnen. Zudem können Anleger an diesem Markt direkt über Bloomberg-Terminals handeln; die Kursstellung in Echtzeit erhöht die Anlegerfreundlichkeit zusätzlich“, so Kam.

Daneben habe Standard & Poor´s als erste ausländische Ratingagentur grünes Licht von der People´s Bank of China erhalten, künftig die Bonität der Emittenten am Onshore-Anleihenmarkt zu beurteilen. Dies verbessere die Transparenz sowie den Zugang und der Markt erreiche dadurch einen höheren Entwicklungsstand. Ein weiteres Plus sei der Umstand, dass chinesische Anleihen ab April dieses Jahres erstmals in den Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index aufgenommen werden sollten. China werde in diesem Index letztendlich mit rund sechs Prozent gewichtet sein. Dadurch werde sich der Markt noch weiter öffnen und Mittelzuflüsse von Indexanlegern in Lokalwährung anziehen. Dies werde der Bekanntheit und Attraktivität des chinesischen Anleihenmarktes zugutekommen, heißt es weiter.

„China kann es sich nach unserer Einschätzung leisten, sich vorerst nicht mit seiner Schuldenlast zu beschäftigen. Mittel- bis langfristig wird es aber erforderlich sein, dass die Unternehmen ihre Schulden abbauen. Zudem werden ein effektiverer geldpolitischer Mechanismus und effizientere Prozesse zur Reallokation von Ressourcen notwendig sein. Wir bleiben jedoch zuversichtlich, dass die Behörden das Tempo der Verlangsamung steuern können. Wir sind überzeugt, dass ein spannender Wendepunkt in der Entwicklung des chinesischen Anleihenmarktes vor uns liegt. Mehr internationale Investments dürften zu einer höheren Glaubwürdigkeit, mehr Liquidität und einem höheren Entwicklungsstand führen – für einen Markt mit enormem Potenzial. Wir behalten die Entwicklung weiterhin sehr genau im Auge, um die sich ergebenden Chancen zu nutzen“, so Kam.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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