Chinas Wachstum verlagert sich in neue Branchen
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Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Peking treibt die Umstellung seines Wachstumsmodells voran: Die schrittweise Ablösung des Exports durch den heimischen Konsum als wichtigstem Treiber rückt völlig neue Wachstumsbranchen in den Vordergrund. Eine kontrollierte Verlangsamung des BIP-Wachstums ist im Übergang in dieses „Neue China" notwendig, schreibt Raymond Ma, Fondsmanager des Fidelity China Consumer Fund, in einem aktuellen Marktkommentar.
„China erlebt den Beginn einer neuen großen Phase in seiner jüngeren Entwicklung. Ich sehe drei klar unterscheidbare Entwicklungsperioden in China - die Revolutionsphase von 1949 bis 1979, die Jahre der offenen Reformen von 1979 bis 2009 und nun die Phase, die sich wohl am besten als „Neue Wachstumsphase" oder schlicht als „Neues China" beschreiben lässt. Im Mittelpunkt des Neuen China steht der Binnenkonsum. Davon profitieren werden Konsumgüterhersteller, Firmen aus der Informationstechnologie, dem Gesundheitswesen und Versicherer. Sie alle leben vom Wunsch der schnell wachsenden Mittelschicht Chinas, den zunehmenden Wohlstand zu genießen und für die Zukunft zu sichern“, so der China-Experte.
Natürlich werde der Übergang zu einem konsumgetriebenen Wachstumsmodell einige Jahre in Anspruch nehmen. Doch die Richtung sei unverkennbar. Die wirtschaftlichen Rezepturen des „Alten China" wirken immer weniger: Zyklische Branchen wie der Rohstoff- und Industriesektor, in den letzten drei Jahrzehnten Wachstumsmotor im Reich der Mitte, hätten inzwischen mit ernsthaften Überkapazitäten zu kämpfen. Zudem sorge die ausgiebige Kreditvergabe zur Finanzierung von Mega-Infrastrukturprojekten, die seit 2009 als Konjunkturspritze angestoßen worden sei, bei den Banken inzwischen für eine angespannte Liquiditätslage. Mit einer Kreditklemme sei in der näheren Zukunft zwar nicht zu rechnen, doch wird sich der Engpass mittelfristig auf die Profitabilität der Geldinstitute auswirken. Und mit steigenden Lohnkosten im Reich der Mitte - und Erwartungen an deren weitere Entwicklung - werde immer deutlicher, dass die in der Vergangenheit durch Billiglöhne erkauften Rekorde der chinesischen Exportwirtschaft kein tragfähiges Modell mehr für die Zukunft darstellten, heißt es weiter.
Im zwölften Fünfjahresplan von 2011 habe die Führung in Peking daher begonnen, aktiv die Weichen für eine Stärkung des heimischen Konsums zu stellen - etwa durch Lohnangleichungen und die Ausweitung der sozialen Sicherungssysteme. Neben der zunehmenden Konsumorientierung gewinne die Bekämpfung der ernstzunehmenden Umwelt- und Luftverschmutzung in Ballungszentren wie Peking an Bedeutung. Damit seien Erneuerbare Energien auch in China eine Zukunftsbranche. Über kurz oder lang dürfte zudem eine Deregulierungswelle durch bislang staatskontrollierte Schüsselbranchen wie den Finanz-, Energie- und Telekommunikationssektor rollen und privatwirtschaftlichen Aktivitäten auf breiter Front einen kräftigen Schub nach vorne geben. Bereits heute sei der rasant wachsende Internet- und Smartphonemarkt ein gutes Beispiel dafür, welche Dynamik Konsumwünsche und die relative Abwesenheit staatlicher Eingriffe freisetzen können. Das spiegele sich auch in den Aktienbewertungen entsprechender Unternehmen positiv wieder, so der Fondsmanager.
„Bereits heute stehen viele der zu erwartenden Wachstumsstars des Neuen China wirtschaftlich deutlich besser da als Vertreter des Alten China. Im Gegensatz zu letzteren verfügen sie häufig über reichlich liquide Mittel und weisen nachhaltig positive Cashflows aus. Bislang sind die neuen Wachstumsstars jedoch meist nur durch ein aktives Fondsmanagement zu finden. Denn noch machen traditionelle Titel des Alten China aus den Bereichen Rohstoffe, Industrie, Energie und Telekommunikation trotz der Verschiebungen bei der Wachstumsdynamik rund 75 Prozent des MSCI China Index aus. Das wird sich mittel- bis langfristig jedoch ändern. Über die nächsten fünf Jahre erwarte ich eine Verdoppelung der Wachstumsstars des Neuen China im Index auf 50 Prozent. Anleger, die frühzeitig auf diese Unternehmen setzen, haben in den kommenden Jahren gute Chancen auf einträgliche Renditen", so Ma.
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