Kommentar
11:11 Uhr, 21.09.2018

Chinas Schulden sind kein Problem

Seit Jahren hören wir immer wieder: Chinas Schulden sind zu hoch. Das muss schiefgehen. Kurz gesagt: wird es nicht.

Es ist fast eine Art Hoffnung, an die sich manche klammern. Würde Chinas Schuldenberg kollabieren, dann wäre auch Chinas größer werdende Einfluss in der Welt vorerst gebrochen. Andere haben vor dem Schuldenkollaps Angst. Eine Schuldenkrise in China kann der Welt nicht gut bekommen.

Dabei werden mehrere Aspekte gerne vergessen. Chinas Schuldenberg ist hoch. Das ist korrekt. Hohe Schulden an sich sind aber kein Problem. Japan beweist das seit Jahrzehnten eindrucksvoll. In Japan funktioniert es, weil die Schulden vor allem von Inländern gehalten werden (Grafik 1).

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Fast 90 % der Staatsschulden werden in Japan selbst gehalten. Es gibt kaum ausländisches Kapital, auf das der Staat angewiesen ist. In China ist das sogar noch ausgeprägter. Fast 100 % der Schulden befinden sich bei inländischen Investoren.

Hält das Ausland einen signifikanten Teil der Schulden, kann es zu Problemen kommen. Es ist Geld, welches für die Rendite investiert wird. Gibt es zu Hause Probleme oder gibt es andernorts bessere Renditen, wird das Geld abgezogen. Gleiches gilt, wenn die Notenbank die Geldpolitik nicht im Griff hat und der Staat die Wirtschaftspolitik verfehlt (siehe Argentinien und Türkei).

Selbst wenn China wirtschaftliche Probleme bekommt, ist eine großangelegte Kapitalflucht nicht zu befürchten. Es besteht allerdings die Tendenz, dass Inländer gerne ihre Schäfchen ins Trockene bringen wollen. China erlebte dies 2015. Da China streng regiert wird, werden im Notfall aber einfach Kapitalverkehrskontrollen eingeführt. Kapitalflucht kann einfach nicht stattfinden.

Das ist der erste wesentliche Unterschied zu anderen Ländern. In einem anderen Bereich sind die Unterschiede nicht ganz so gravierend. China hat Banken, die stark gewachsen sind. Sie haben Unternehmen mit Krediten überhäuft. Es sind nicht nur Staatsschulden, um die es geht. Diese sind im Vergleich zur Gesamtverschuldung relativ klein.

Chinas relativ geschlossene Volkswirtschaft ändert nichts an den Gesetzen der Überschuldung. Sind die Schulden einmal zu hoch, kommt es zu Kreditausfällen. Banken müssen rekapitalisiert werden, die Kreditvergabe stockt und so auch das Wachstum. Denkt man jedenfalls.

China hat eine Bankenkrise hinter sich. Zur Jahrhundertwende stieg der Anteil fauler Kredite auf 30 % (Grafik 2). Es waren die Nachwehen der Asienkrise. Das Wachstum sackte kurzzeitig fast auf 0 % ab. In der Folge konnten Kredite nicht mehr bedient werden. Trotzdem konnte China mitten in dieser Bankenkrise zum großen Wachstumssprung ansetzen. Wie ist das möglich?

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Peking reagierte entschlossen. Es gab einen Bailout in der Höhe von 3,5 % der Wirtschaftsleistung. Nach heutigen Maßstäben würde das einem Bailout von 450 Mrd. USD entsprechen. Das reichte damals, um Banken aus einer Misere zu retten wie man sie selten sieht.

Im Vergleich zu den niedrigen Staatsschulden sind 3,5 % der Wirtschaftsleistung wenig. Die Regierung kann das ohne Mühe stemmen, notfalls auch 10 % der Wirtschaftsleistung. Selbst wenn es also zu hohen Kreditausfällen kommt, wird China damit relativ gut umgehen können. Wer auf den großen Kollaps wartet, wartet lange.

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  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    (Fast) Immer tolle und informative Artikel.

    13:36 Uhr, 21.09. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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