Kommentar
14:09 Uhr, 13.11.2006

Chinas Reservenpolitik schüttelt den Markt<br />

Plant China weitere Diversifizierung der Reserven?

Chinas Zentralbank hat in der vergangenen Woche mit der Ankündigung einer stärkeren Diversifizierung seiner Währungsreserven für einigen Wirbel an den Devisenmärkten gesorgt und einen deutlichen Kursrutsch des US-Dollars ausgelöst. Zwar beeilte sich Notenbankchef Zhou zu betonen, dass China bereits seit Jahren eine Strategie zur Diversifizierung seiner Reserven besitze und derzeit keine Änderung plane, aber an den Märkten war die Anfälligkeit des Dollars aufgrund des hohen US-Kapitalbedarfs aus dem Ausland erneut in den Fokus gerückt.

Konjunktur/Inflation: Basiseffekt bei Inflation

Die BIP-Daten für das dritte Quartal haben es gezeigt: Die US-Konjunktur befindet sich derzeit in einer Phase einer deutlichen Verlangsamung. Zudem fiel der Beschäftigungsaufbau im Oktober schwächer aus als erwartet, auch wenn die Revisionen der Vormonate die Situation am Arbeitsmarkt insgesamt nicht so schlecht erscheinen lassen. Die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe trübt sich weiter ein, während die Konsumenten noch von steigenden Aktienkursen und fallenden Benzinpreisen profitieren. Letztere führen derzeit gemeinsam mit einem Basiseffekt zu fallenden Inflationsraten. Allerdings dürfte der Höhepunkt bei der Kerninflation noch nicht erreicht sein. Daher dürfte die USNotenbank vorsichtig in ihrer Kommunikation bleiben, um die Markterwartungen weder in Richtung baldiger Leitzinssenkungen noch weiterer Leitzinserhöhungen zu lotsen.

Fed: Inflationsausblick hellt sich auf

Die Fed hat ihren Leitzins im Oktober bei 5,25 % belassen. Zudem hat sie das begleitende Statement nur geringfügig verändert. Für die nähere Zukunft erwartet sie ein moderates Wirtschaftswachstum. Dies deutet darauf hin, dass ihre Unsicherheit über Ausmaß und Folgen der Abkühlung auf dem Immobilienmarkt kleiner geworden ist. Die Fed konstatiert zwar verbleibende Inflationsrisiken und schließt weitere Leitzinserhöhungen explizit nicht aus. Anders als zuletzt führt sie die hohen Energiepreise nun aber nicht mehr als mögliche Gründe eines anhaltend hohen Inflationsdrucks an. Ihr Inflationsausblick scheint sich somit weiter aufgehellt zu haben. Wir behalten deshalb unsere Prognose bei, dass die Fed ihren Leitzins vorerst auf dem derzeitigen Niveau belassen wird. Mit einer moderaten Senkung der Federal Funds Rate rechnen wir erst im Frühjahr nächsten Jahres.

Externe Position: Spielt am Markt keine Rolle

In den vergangenen Monaten hat die externe Position der USA kaum Einfluss auf die Kursbewegungen des US-Dollars gehabt. Das Schaubild zeigt, wie EUR-USD auf positive Überraschungen der US-Handelsbilanz reagiert. Wenn das tatsächlich gemeldete Defizit geringer ausfiel als vom Markt erwartet, waren die Marktreaktionen höchst uneinheitlich und über die nächsten Handelstage wenig nachhaltig. Umso erstaunlicher sind die aktuellen Kursreaktionen des Dollars auf die Ankündigungen aus China. Möglicherweise birgt das bilaterale Handelsdefizit indirekt eine Gefahr für den Dollar, nämlich dann, wenn der nun von Demokraten dominierte US-Kongress protektionistische Maßnahmen gegen chinesische Importe beschließt.

Finanzmärkte: Einengung der US-Zinsspreads

Die geringer als erwartete Expansion des BIP in den USA hat bei den spekulativen Anlegern an der Chicago Mercantile Exchange zur größten wöchentlichen Veränderung ihrer Positionierungen seit 1999 geführt. Die Longpositionen in USD wurden nahezu glatt gestellt. Zudem hat sich der Zinsspread für zweijährige Anleihen weiter zum Vorteil für den Euro entwickelt. Hierin spiegeln sich die Erwartungen über die weitere Geldpolitik von EZB und Fed in den kommenden Quartalen.

Prognose

Die Fundamentaldaten sprechen u.E. nach weiterhin gegen den US-Dollar. Daher halten wir an unserer mittelfristigen Prognose einer Dollarabwertung fest.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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