Analyse
11:32 Uhr, 06.07.2015

Chinas Regierung formt Aktienkauf-Allianz

Da die Kurse in Shanghai und Shenzhen fallen, wollen die Behörden jetzt gegensteuern und formten am Wochenende eine Allianz, deren Ziel der direkte Aktienkauf ist.

Erwähnte Instrumente

  • Hang Seng
    ISIN: HK0000004322Kopiert
    Kursstand: 25.987,00 Punkte (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Hang Seng - WKN: 145733 - ISIN: HK0000004322 - Kurs: 25.987,00 Punkte (Deutsche Bank Indikation)

Von November 2014 bis Mitte Juni 2015 sind die Kurse des Shanghai Composite Index um 127% gestiegen. Dieser Anstieg ereignete sich vor dem Hintergrund einer sich zuspitzenden Krise am chinesischen Immobilienmarkt und einer nicht mehr dynamisch wachsenden Gesamtwirtschaft. Der Anstieg der Kurse hat die Marktkapitalisierung der chinesischen Börsen im Hochpunkt auf über 10 Billionen USD hochschnellen lassen. Damit waren Chinas Börsen doppelt so schwer wie die Aktienbörse in Tokio.

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Seit dem 12. Juni fallen die Kurse. Der Shanghai Composite Index, in dem mehrheitlich staatseigene Unternehmen gelistet sind, sank seither um fast 30%. Heute Morgen steigt der Index um 2,3%. Ursächlich hierfür ist eine neue Allianz, die dem zu starken Rückgang von Aktienkursen Einhalt gebieten soll.

Der einhellige Schulterschluss staatseigener Fonds und Broker, die Aktien der staatseigenen Betriebe kaufen wollen, soll Aktienkaufaufträge in Höhe von 20 Milliarden USD zustande bringen. Man will also versuchen, dass das Ganze nicht aussieht wie das Platzen einer Spekulationsblase, sondern wie eine normale Korrektur.

Wer sich mit Geschichte auskennt wird sich an den 24. Oktober 1929 erinnern. Damals, vor 86 Jahren, haben reiche Financiers JP Morgan und die Guaranty Trust Company dazu bewegt, die Panik des Schwarzen Donnerstags an der Börse dadurch aufzuhalten zu versuchen, indem sie Kauforders in Milliardenhöhe platzierten. Das half nur temporär, der Dow Jones stieg erst marginal, brach dann aber in den drei Folgewochen um weitere 34% ein.

Was den wirklich absehbaren Crash in Chinas Aktien so dramatisch macht, ist das gleichzeitig auch die Immobilienpreise schnell sinken, die Wirtschaft allgemein schwach dasteht und auch die Kreditmärkte sich in einem Abwärtsstrudel befinden. Die Leute, die da jetzt viel Geld verlieren, haben also keinerlei Ausgleich.

Am Mittwoch veröffentlichte die Weltbank einen Bericht über Chinas Banken, der hierzu passt. Darin wurde in selten direkter Form geschrieben, dass Chinas Regierung Kontrolle über 95% der Vermögenswerte des Landes habe, da ihr der Großteil der chinesischen Banken gehöre. Das führe zu verschwenderischen Ausgaben, Überschuldung und der Entstehung eines Schattenbankensystems.

Am Wochenende war dieser Abschnitt aus dem Bericht verschwunden. Das Wall Street Journal vermutet, dass Angestellte der Weltbank in Washington die Löschung aus politischen Gründen veranlasst haben sollen.

2 Kommentare

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  • Investor
    Investor

    Hatte Japan nicht schon etwas ähnliches vor dem Crash nach dem Platzen der Immoblase dort gemacht?

    17:25 Uhr, 06.07. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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