Kommentar
07:32 Uhr, 15.09.2016

Chinas Handel springt an: Die Rettung für die Weltwirtschaft?

Man hörte zuletzt über den Zustand der Weltwirtschaft nur Negatives. Jetzt wartet China mit positiven Daten auf.

Erwähnte Instrumente

  • Hang Seng
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    Kursstand: 23.240,00 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Hang Seng China Enterprises
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    Kursstand: 9.563,26 Pkt (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Hang Seng China Enterprises - WKN: 145734 - ISIN: HK0000004330 - Kurs: 9.563,26 Pkt (Commerzbank CFD)

Wenn Chinas Wirtschaft, insbesondere der Handel, Gas gibt, dann kann das der ganzen Welt einen Wachstumsschub verleihen. Aber ist an der Hoffnung etwas dran?

Die Meldung, die viele geradezu entzückte, war folgende: China importierte im August mehr Waren als ein Jahr zuvor und die Exporte schrumpften auf Jahressicht nur noch im unteren einstelligen Bereich. Diese Meldung kommt zu einer Zeit, in der der Internationale Währungsfonds praktisch einen Kollaps der Weltwirtschaft ankündigt, wenn nicht sofort, entschlossen und massiv reagiert wird.

Gerade der Welthandel wird von vielen am Rande einer Katastrophe gesehen. Die Daten aus China zeigen, dass es vielleicht doch nicht so schlimm ist. China will den Konsum stärken. Das führt zwangsläufig zu mehr Importen. Doch der Anstieg der Importe ist bisher nur bescheiden (1,5 % auf Jahressicht, was aber immerhin knapp 30 Mrd. USD Wachstum entspricht) und vermutlich nicht echt.

Chinesische Unternehmen sind dazu übergegangen der Wert der Importe zu überschätzen. Das geschieht mit voller Absicht. Seitdem die Regierung strengere Kapitalkontrollen eingeführt hat, um Kapitalflucht zu verhindern, blähen Unternehmen die Importwerte auf, um auf diesem Umweg Geld aus dem Land zu schaffen. Das minimale Wachstum der Importe nach 21 Monaten Schrumpfkurs (siehe Grafik 1) ist alles andere als ein Befreiungsschlag.

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Dass das Exportwachstum einen positiven Trend ausweist, ist zwar schön, aber noch kein Ritterschlag. Der positive Trend besteht derzeit darin, dass die Wachstumsraten weniger negativ werden. Ebenso hatte der August in diesem Jahr zwei Arbeitstage mehr als der Vorjahresmonat, sodass die Exporte auch dadurch höher erscheinen, als sie auf vergleichbarer Basis tatsächlich sind.

Zu allem Überfluss kämpft China im Inland mit einem Rückgang der Inflation (Grafik 2). Die Verbraucherpreise sind in den vergangenen Monaten stark gefallen und dürften die Marke von 1 % bald von unten sehen. Grund für die fallenden Verbraucherpreise sind vor allem die massiv gesunkenen Produzentenpreise.

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Hersteller von Gütern sind bereits seit 2012 mit einer handfesten Deflation konfrontiert. Es ist da ein regelrechtes Wunder, dass die Verbraucherpreise noch nicht deutlich gefallen sind. Die kleiner werdenden, negativen Produzentenpreisveränderungen sind aktuell auf steigende Rohstoffpreise und höhere Personalkosten zurückzuführen. An Konsumenten werden steigende Preise in der Produktion nicht so bald weitergegeben. Die Überkapazität ist nach wie vor zu groß und die Nachfrage moderat.

China befindet sich immer noch auf dem Weg in die Deflation. Da darf man sich nichts vormachen. Eine Trendumkehr kann man sich wünschen, sie ist aber noch nicht zu erkennen. Für die Welt sind das schlechte Neuigkeiten. China kann einer Deflation nur entgehen, wenn die Nachfrage stark steigt oder wieder mehr exportiert wird. Ersteres ist unwahrscheinlich, weil die Wirtschaft überschuldet ist. Letzteres bedingt eine Abwertung des Yuan. Die Abwertung hat bereits vor einem Jahr begonnen und chinesische Waren real um 7 % auf Jahressicht vergünstigt. China exportiert also Deflation, um Inflation zu importieren.

Bisher sind die Erfolge dieser Politik mäßig. Sie verlangsamen den Beginn der Deflation wenigstens. Da Peking die Mittel ausgehen, gegen die Deflation durch Geldpolitik anzukämpfen, muss es der Handel richten. Vor allem Exportwachstum, was für China eine positive Neuigkeit ist, ist für den Rest der Welt eine ganz schlechte Nachricht.

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  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Die Zahlen aus China sind immer unter Vorbehalt zu betrachten.

    12:45 Uhr, 15.09. 2016
  • netzadler
    netzadler

    excellent analysiert

    die Währungsabwertung ist offensichtlich

    für die anderen zusammenhänge muss man sich schon etwas mehr mühe machen, kompliment

    08:37 Uhr, 15.09. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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