Kommentar
12:05 Uhr, 16.09.2009

Chinas gewaltiges Wachstum ist unaufhaltsam

"Chinas Wachstum wird um vieles beeindruckender sein als das Wachstum in der westlichen Welt“, sagt Roy Scheepe, Director Business Development Asia-Pacific bei ING Investment Management. „Wenn ich nur einen Euro hätte, so würde ich diesen auf jeden Fall in einer Region anlegen, wo die Wachstumsraten noch vielversprechend sind“.

China steckt noch mitten in dieser Wachstumsphase und das wird sich auch in den nächsten 25 Jahren, den sogenannten „goldenen Jahren“ nicht ändern. Was das Reich der Mitte im Moment durchlebt, ist mit dem deutschen Wirtschaftswunder vergleichbar.

Vom schnellen Wachstum in China werden einige Investment-Themen auf jeden Fall profitieren. Dank enormer Devisenreserven und niedriger Verschuldung kann China finanzpolitische Stützungsmaßnahmen ergreifen.

Es lassen sich folgende vier große Trends für die Volksrepublik China erkennen:

• Finanzpolitische Impulse und Konjunkturmaßnahmen schaffen gute konjunkturelle Voraussetzungen für ein nachhaltiges, langfristiges Wachstum

• Sozial- und Gesundheitsreform

• Allmähliche Liberalisierung der chinesischen Währung

• Infrastruktur und Urbanisierung

• Go-West – Abkopplung der chinesischen Inlandswirtschaft von den großen Küstenstädten hinsichtlich Wachstumsgeschwindigkeit und Investitionsrate

Vom gigantischen Stimulus-Paket der chinesischen Regierung fließt ein Großteil in Infrastruktur, Energie- Unternehmen, Alternative Energien und in den Bausektor. Da die Volksrepublik aktuell noch stark von Ölimporten abhängig ist, wird sie verstärkt auf Alternative Energien setzen, um autark zu werden.

Von einer chinesischen Gesundheitsreform würden der medizinische Sektor, langlebige Konsumgüter und die Pharmaindustrie profitieren.

Pläne, um das chinesische Gesundheitssystem zu reformieren, beinhalten auch einen Katalog notwendiger Medikamente, die unter staatlicher Aufsicht hergestellt, vertrieben und beaufsichtigt werden sollen. Der Startschuss für dieses Regierungsvorhaben soll noch dieses Jahr fallen. Allein RMB 850 Milliarden stehen zur Gewährleistung einer allgemeinen und flächendeckenden medizinischen Versorgung bis 2011 bereit.

„China mit einem Gesundheitssystem zu versorgen, ist eine Mammutaufgabe, die nicht in ein oder zwei Jahren gelöst werden kann. Aber vielleicht gelingt dies den Chinesen schneller als den Amerikanern. Man wird sehen“, so Roy Scheepe.

„Auch gibt es Anzeichen, dass die chinesische Währung globalisiert wird. Deshalb sind wir der Meinung, dass der Renminbi allmählich gegen den Dollar aufwerten wird“, so Scheepe.

Von einer allmählichen Liberalisierung und Internationalisierung der chinesischen Währung würde auf jeden Fall der chinesische Immobiliensektor, Banken mit Sitz in Shanghai und Unternehmen, die langlebige Konsumgüter herstellen, profitieren.

Nicht zuletzt aufgrund des gewaltigen Urbanisierungstrends im Westen der Volksrepublik und vor allem in Zentralchina mit den Provinzen Henan und Anhui, wird es einen gewaltigen Anschub für den Infrastrukturund den Bausektor geben.

Im August wurde bekannt, dass Hunderttausende Menschen in der zentralchinesischen Provinz Henan derzeit in neu gebaute Wohnsiedlungen umziehen. Grund dafür ist der Bau des Danjiangkou-Reservoirs, Teil eines Wasserbauprojekts, das den Norden des Landes mit Wasser aus dem Süden versorgen soll. Nach der Massenumsiedlung zum Drei-Schluchten-Projekt am Yangtse-Fluss ist dies die zweitgrößte Neuansiedlung in China. Nach Beendigung des Projekts sollen die Wassermängel von zehn chinesischen Provinzen gelöst seien.

"Wenn eine Stadt mit 2-3 Millionen Einwohnern in einer Region, wo vor 10 Jahren nur Brachland war, aus dem Boden gestampft wird, sind gewaltige Infrastrukturmaßnahmen vonnöten, denn jeder Haushalt muss mit Strom, Telekommunikation, Wasser, Kanalisation und Dienstleistungen in unmittelbarer Nähe versorgt werden“, meint Scheepe. Laut der United Nations Population Division gab es in China bereits im Jahr 2005 94 Megastädte mit über 1 Million Einwohnern und 103 Städte mit einer halben bis 1 Million Einwohnern.

Die chinesische Regierung will bis zum Jahr 2020 eine Urbanisierungsrate von 55 Prozent erreichen. Mehr als 220 Millionen Menschen werden in den nächsten 15 Jahren in chinesische Städte ziehen, das entspricht in etwa der Bevölkerung von Japan und Deutschland zusammen. Von drei Säulen des chinesischen Bruttosozialprodukts sollten also die Säulen Investitionen und Konsum auch künftig für Wachstum sorgen und die Abkühlung im Export mehr als wett machen.

Quelle: ING Investment Management

ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.

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