Kommentar
09:53 Uhr, 21.01.2019

China: Wirtschaft pfui, Aktien hui?

Die chinesische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr so schwach gewachsen wie seit 1990 nicht mehr. Der Handelskonflikt mit den USA bringt die Wirtschaft des Riesenreichs zunehmend ins Wanken. Doch für Anleger könnte das eine gute Einstiegschance am chinesischen Aktienmarkt sein.

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Es ist scheinbar eine weitere Hiobsbotschaft aus dem Reich der Mitte: Die chinesische Wirtschaft ist im Jahr 2018 nur um 6,6 Prozent gewachsen und damit so schwach wie seit dem Jahr 1990 nicht mehr. Noch schwächer präsentierte sich die chinesische Wirtschaft im Schlussquartal 2018: Die Wirtschaftsleistung erhöhte sich im vierten Quartal nur noch mit einer Jahresrate von 6,4 Prozent, womit das schwächste Einzelquartal seit dem ersten Quartal 2009 verzeichnet wurde. Der Handelskonflikt mit den USA beginnt offenbar, spürbare Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu haben.

Die Frage des chinesischen Wachstums ist deshalb so wichtig, weil das Land seit der Finanzkrise die wichtigste Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft war. Als Anleger sollte man dennoch keine allzu große Angst vor einer weiteren Abschwächung des chinesischen Wachstums haben. Zum einen dürften diese Sorgen schon zu einem ganz erheblichen Teil in den Kursen enthalten, also "eingepreist" sein. Das gilt auch für den Handelskonflikt zwischen den USA und China, bei dem beiden Seiten bei rationaler Betrachtung eigentlich ein großes Interesse an einer baldigen Einigung haben müssten. Zum anderen bleibt China auch mit den schwächeren Wachstumsraten ganz klar eine der Wachstumslokomotiven der Weltwirtschaft. Auch mit den aktuellen Wachstumsraten ist das Wachstum der chinesischen Wirtschaft noch um ein Vielfaches höher als das Wachstum der westlichen Industriestaaten. Obwohl immer wieder Zweifel an der Verlässlichkeit der chinesischen Konjunkturdaten laut werden, dürfte das relativ sicher sein.

Die an den festlandchinesischen Börsen Shanghai und Shenzhen notierten Aktien haben in den vergangenen Jahren bereits deutlich an Wert verloren. Das zeigt ein Blick auf den Xtrackers CSI300 Swap UCITS ETF (WKN: DBX0M2), der die Wertentwicklung der wichtigsten an den festlandchinesischen Börsen notierten Aktien abbildet. Nach einem im Jahr 2015 erreichten Hoch brachen die Kurse auf Euro-Basis zeitweise um mehr als die Hälfte ein und notieren aktuell rund 40 Prozent unter dem damals erreichten Rekordniveau.

Xtrackers CSI300 Swap UCITS ETF
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Paradoxerweise könnte die jüngste Wachstumsabschwächung damit eine gute Einstiegschance am chinesischen Aktienmarkt bieten. Auf fundamentaler Basis gehört der chinesische Aktienmarkt ohnehin weltweit zu den günstigsten Märkten. Nach einer Aufstellung des Vermögensverwalters Star Capital ist der chinesische Aktienmarkt gemessen an fundamentalen Kennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), dem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und der Dividendenrendite aktuell der siebtgünstigste Aktienmarkt der Welt. Noch günstigere Bewertungen sind aktuell nur in Russland, der Türkei, einigen osteuropäischen Ländern sowie Singapur zu verzeichnen.

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Quelle: www.starcapital.de

Der Blick auf die Charts wichtiger chinesischer Indizes scheint außerdem eine mögliche Bodenbildung anzudeuten. Der Xtrackers CSI300 Swap UCITS ETF (WKN: DBX0M2) scheint auf Euro-Basis im Bereich zwischen 7,50 EUR und 8,00 EUR relativ gut unterstützt zu sein, wie ein Blick auf den obigen Chart zeigt.

Fazit: Trotz der jüngsten Wachstumsabschwächung könnte sich der chinesische Aktienmarkt aktuell für einen Einstieg anbieten. Das schwächelnde Wachstum dürfte zu einem erheblichen Teil bereits in den Kursen enthalten ("eingepreist") sein. Gleiches gilt für den Handelskonflikt mit den USA, bei dem beide Seiten eigentlich ein großes Interesse an einer baldigen Einigung haben müssten. Die günstigen Bewertungen und eine mögliche charttechnische Bodenbildung lassen die Aussichten für chinesische Aktien aktuell zudem relativ positiv erscheinen.


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7 Kommentare

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  • benz49
    benz49

    Wachstum Wachstum, über alles, über alles in der Welt. Irgendwann wird die Welt bei ihrer Gier nach Wachstum noch ersticken.

    07:18 Uhr, 22.01.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Solid2016
    Solid2016

    Es gibt auch Stimmen, die verlauten lassen, dass keine Kennzahl aus China auch nur ansatzweise verlässlich ist, weder von Seiten des Staates noch von Seiten der Unternehmen, weil man alle Zahlen vorsätzlich manipuliert und dass chinesische Konzerne teilweise schon so sehr in Bedrängnis sind, dass die Banken ihnen nichts mehr leihen, mal abgesehen davon, dass dieses Reich unter einer gigantischen Verschuldung leidet.

    Und ausgerechnet dort sollen wir nun Aktien kaufen?

    18:47 Uhr, 21.01.2019
  • RoadyO
    RoadyO

    Die prozentuale Betrachtungsweise des chinesischen Wachstums ist schon lange eine Farce... wir sollten lieber über absolute Werte sprechen!

    Die chinesische Wirtschaft ist in 2018 um ~2 BILLIONEN USD gewachsen! d.h. das BIP ist um die komplette Wirtschaftsleistung Brasiliens gestiegen und das ist die achtgrößte! Wirtschaftsmacht der Welt...

    Wenn das so weiter geht überholt China in ~1 Jahr die EU! und in 2 Jahren die USA!

    Wer da "China: Wirtschaft pfui" schreibt hat den Knall nicht gehört...

    12:48 Uhr, 21.01.2019
  • Rossinischatz
    Rossinischatz

    Hallo Oliver Baron, ich kann Ihre pessimistische Sicht - "Hiobsbotschaft" - auf das Wachstum in China,mit nur noch 6,6 %, nicht nachvollziehen. 6,6 % nach - jetzt korrigierten 6,8 % im Jahre 2017, sind absolut 7,1 % Zuwachs. Merke: Bei hohen Prozentsätzen ist der Blick auf das absolute Wachstum wichtiger als der Prozentsatz. Das ist immer so, je größer der Prozentsatz um so höher die Wahrscheinlichkeit, dass dieser bei steigenden Grundzahlen zurückgeht, das Wachstum jedoch absolut deutlich höher ist! Nach Ihrer Lesart müßte Deutschland mit einem Jahreswachstum von 1,5 % - ein Viertel des chinesischen Wachstums! - in einer Katastrophenlage sein. Armes Deutschland: Stehen wir nun nach Ihrer Sicht vor dem Untergang? Mit freundlichen Grüßen Jürgen Kaziur

    11:54 Uhr, 21.01.2019
  • Brigand
    Brigand

    ".....bei dem beiden Seiten bei rationaler Betrachtung eigentlich ein großes Interesse an einer baldigen Einigung haben müssten."

    - Richtig, die wird es aber nicht geben! USA hat auch ein großes Interesse daran, die Nummer 1 in der Weltwirtschaft zu bleiben. Das geht aber nicht, wenn man die Chinesen so weiter machen lässt wie bisher.

    Kann natürlich auch sein, dass Donald die ganze Show abbläst und wir endlich wieder Ruhe und Wachstum haben.

    10:47 Uhr, 21.01.2019

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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