China: Wachstumsverlangsamung geringer als erwartet
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1. Das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts hat sich im ersten Quartal dieses Jahres auf 10,6 % yoy abgeschwächt, die Abschwächung erfolgte jedoch auf höherem Niveau als erwartet (Bloomberg- Median: 10,4 %; DekaBank: 10,3 %; Vorquartal: 11,2 %). Der enorm starke Anstieg bei den Einzelhandelsumsätzen von 21,5 % yoy im ersten Quartal (Bloomberg-Median: 19,8 %) deutet auf eine Stützung des Wachstums durch einen robusten inländischen Konsum hin – seit Erhebung der Zeitreihe im Jahr 1999 wurde kein höheres Wachstumstempo im Einzelhandel gemessen. Insbesondere die positive Lohnentwicklung und die damit verbundene Einkommensverbesserung der privaten Haushalte sind als Hintergrund für diese Entwicklung anzuführen. Aufgrund der Schneestürme, die die Produktion zu Beginn des Jahres belasteten, stieg die Industrieproduktion mit 17,8 % yoy (Bloomberg-Median: 16,5 %) um 2,4 Prozentpunkte weniger als im Quartal zuvor. Stark stiegen die Sachanlageinvestitionen mit 24,6 % yoy. Wenngleich die nachlassende Nachfrage aus dem Ausland aufgrund der abflauenden US-Konjunktur auch China beeinträchtigt, macht die stärkere Bedeutung der inländischen Nachfrage China weniger abhängig von der Entwicklung der ausländischen Absatzmärkte.
2. Die Inflationsrate ist im März wie von uns erwartet um 8,3 % yoy gestiegen (0,7 % mom; Bloomberg-Median: 8,2 % yoy; Vormonat: 8,7 % yoy). 6,8 Prozentpunkte davon sind der Entwicklung der Nahrungsmittelpreise geschuldet, die allein um 21 % zulegten; als zweitwichtigste Komponente trug die Kategorie „Wohnen“ einen Prozentpunkt bei. Damit verbleibt die Inflationsrate nach dem 11-Jahres-Hoch des Vormonats weiter auf hohem Niveau. Auch von Seiten der Erzeugerpreise baut sich weiter Druck auf, der zunehmend an die Konsumentenpreise weitergegeben wird: Insbesondere bedingt durch die Entwicklung der Preise für Rohstoffe, Kraftstoffe und Energie (+9,8 % mom) stieg der Erzeugerpreisindex im März um 8,0 % (Februar: 6,6 % yoy; Bloomberg-Median: 6,8 yoy).
3. Kurzfristig rechnen wir mit keiner nennenswerten Entspannung bei den Konsumentenpreisen. Insbesondere der Preis für das Hauptnahrungsmittel Reis steigt weiter stark an. Erst im späteren Jahresverlauf sollte es zu einer spürbaren Moderierung der Preissteigerungsrate für Nahrungsmittel kommen, aufgrund der Ausweitung des Angebotes sowie aufgrund von Basiseffekten. Derzeit verhindern Preiskontrollen bei Nahrungsmitteln und Energie noch einen stärkeren Preisschub. Wir rechnen jedoch mit einer Aufhebung der jüngst eingeführten Preiskontrollen im zweiten oder dritten Quartal 2008.
4. Eine monetäre Quelle der zu beobachtenden Preisdynamik ist der Zuwachs bei den Währungsreserven, da ja Währungsreserven als Teilkomponente der Geldmenge diese erhöhen, solange keine entgegengerichteten geldpolitische Maßnahmen ergriffen werden („Sterilisation“). Die Reserven verzeichnen bis an den aktuellen Rand enorme Anstiege: Innerhalb eines Jahres hat sich ihr Bestand um 40 % auf 1,68 Billionen USD erhöht – der größte Bestand weltweit; allein seit Dezember 2007 betrug der Anstieg 153,9 Mrd. USD. Damit wird die Kontrolle der Geldmenge erschwert. Zu beobachten war jedoch, dass die Wachstumsrate der Geldmenge M2 zuletzt etwas nachgelassen hat.
5. Die starken Preisanstiege insbesondere bei den Nahrungsmittelpreisen sieht die Regierung mit Sorge. Nach Angaben der Weltbank leben in China 300 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze, und diese sind in zunehmendem Maße von der genannten Entwicklung betroffen. Um die Inflation in den Griff zu bekommen, wird die Regierung den Renminbi weiter aufwerten lassen – mit dem Effekt, dass insbesondere die Importpreise sinken. Seit Anfang des Jahres gewann die chinesische Währung bereits um mehr als 4 % an Wert gegenüber dem US-Dollar. Im laufenden Jahr rechnen wir mit einer graduellen Aufwertung gegenüber dem US-Dollar um insgesamt 8 bis 11 %. Daneben wird die chinesische Zentralbank ihren straffen Kurs beibehalten; Leitzinsanhebungen werden zunehmend auch von den Märkten erwartet: So ist der Rückgang des Aktienindex CSI 300 auch zum Teil dadurch zu erklären. Die Zentralbank reagierte heute bereits mit einer Erhöhung des Mindestreservesatzes auf einen Rekordwert von 16 %, nachdem sie ihn bereits am 25. Januar auf 15 % erhöht hatte.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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