Kommentar
10:44 Uhr, 25.08.2015

China und die Fed stürzen Anleiheinvestoren in Nöte

Für Anleiheinvestoren war 2015 kein gutes Jahr: Die Gesamtrenditen der Anleger liegen bei 0 oder sogar darunter, denn sowohl die Renditen sicherer Staatsanleihen als auch die Credit Spreads haben sich nach oben bewegt. Und Hoffnung auf schnelle Besserung ist nicht in Sicht – meint jedenfalls Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers: „Ich bezweifle, dass sich die Lage auf kurze Sicht deutlich bessert. Allenfalls könnte es sich derzeit auszahlen, auf höhere Durationen zu setzen, denn das Risk-Off-Sentiment zum Ende des Sommers könnte dazu führen, dass Core-Staatsanleihen sich bald wieder auf dem niedrigen Renditeniveau bewegen, das wir in der ersten Jahreshälfte gesehen haben.“

Darüber hinaus komme sicher irgendwann ein Zeitpunkt, an dem günstigere Bewertungen schwerer wögen als die fundamental begründeten Sorgen der Investoren, vor allem in den entwickelten Industrienationen, wo das gesamtwirtschaftliche Umfeld Anleihen mit Kreditrisiko nach wie vor begünstige und zudem nur geringe Zinserhöhungen zu erwarten seien. In den Schwellenländern sei die Situation dagegen nicht so einfach: „China muss mit seiner Wachstumsschwäche klarkommen, die Rohstoffpreise müssen sich stabilisieren, und der Anstieg des US-Dollar muss ein Ende finden. Es wird eine Zeit zum Wiedereinstieg geben, aber es ist am besten, auf die Fed und eine nochmalige Ausweitung der Emerging Markets Spreads zu warten.“

Insbesondere in China haben sich die Zeiten nach Ansicht Iggos rapide gewandelt. Der Dauerboom sei passé, so der Experte: „Das Wachstum hat sich halbiert, die Blase am Aktienmarkt ist geplatzt, der Leistungsbilanzüberschuss ist nicht einmal mehr ansatzweise so hoch wie in den glorreichen Jahren der vorigen Dekade, die Reserven schrumpfen, und die Zentralbank hat jüngst einer Abwertung des Renminbi um 3 Prozent zugestimmt.“ Ein Teil dieser Entwicklung sei zwar geplant und habe das Ziel, in China eine bessere volkswirtschaftliche Balance herzustellen. Allerdings sei dieser Paradigmenwechsel schmerzhaft, und der Rest der Welt fühle den Schmerz ebenfalls. Am deutlichsten gelte das jedoch für die übrigen Schwellenländer, die unter der nachlassenden Rohstoffnachfrage und dem sinkenden Handelsvolumen Chinas ebenso litten wie unter der Stärke des US-Dollar, die auf der Erwartung der Marktteilnehmer basiere, dass es in den USA bald zu Zinserhöhungen komme. „Dadurch führen selbst gute Nachrichten wie die zuletzt guten Daten vom US-Immobilienmarkt vor allem zu einer noch stärkeren Angst vor einer baldigen Zinserhöhung.“ Die Schlussfolgerung daraus ist für Iggo klar: „In gewisser Weise wäre es eine Erleichterung für die Märkte, die erste Zinserhöhung einfach hinter sich zu bringen. Das gegenwärtige Zaudern ist jedenfalls nicht hilfreich.“

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