Kommentar
22:40 Uhr, 30.09.2015

China startet Konjunkturprogramme

Peking greift zu altbewährten Mitteln, um die Konjunktur anzukurbeln. Die Konjunkturprogramme kosten aber und dürften nicht in allen Sektoren für eine nachhaltige Belebung sorgen. Den internationalen Märkten ist das heute erst einmal egal, doch das große Plus dürfte sich nicht lange halten.

Erwähnte Instrumente

Der heutige Handelstag war in Asien ein ausgesprochen guter Tag. Fast alle Märkte konnten große Gewinne vorweisen. Dafür kann unter anderem ein kleines Konjunkturpaket der chinesischen Regierung verantwortlich gemacht werden. Sie kündigte an die Steuer für umweltschonende Kleinwagen ab Oktober zu halbieren.

Diese Meldung half insbesondere Autowerten. Ganz besonders den chinesischen Produzenten und Zulieferern.BYD Co und BAIC Motor Corp gewannen deutlich über 5%. Dongfeng Motor Group Co. konnte über 10% zulegen.

Das Konjunkturprogramm für die Autoindustrie nicht das erste seine Art. Bereits Anfang September wurden die Bestimmungen für den Erwerb einer Zweitimmobilie gelockert. Bis vor kurzem war es schwierig, eine zweite Immobilie zu erwerben. Die Beschränkungen sollten eine Immobilienblase verhindern. Nun wurde die Beschränkung aufgeweicht, um den Markt anzuschieben.

Besonders wesentlich ist die Reduktion der erforderlichen Eigenmittel für den Immobilienkauf. Bis vor vier Wochen waren 30% des Kaufpreises als Eigenmittel notwendig, heute sind es nur noch 20%. Das schiebt den Markt tatsächlich an. In einigen Städten scheint Kaufpanik zu herrschen. Die Anzahl an Transaktionen hat sich in einigen Regionen auf Jahressicht mehr als verdoppelt.

Die plötzliche Belebung des Immobilienmarktes erinnert an den chinesischen Aktienmarkt. Dieser schlief mehrere Jahre und gewann dann innerhalb eines Jahres 150%. Der Immobilienmarkt schleppte sich seit 2013 etwas dahin. Die neuen Bestimmungen haben zu einem wahren Run auf Wohnungen und Häusern geführt. Die Preise dürften rasch anziehen, bis sie ebenso wie die Aktienkurse in sich zusammenfallen.

Die Reduktion des Eigenmittelerfordernisses ist besonders problematisch. Immobilien in hoch bewerteten Märkten können schnell 15 bis 30% an Wert verlieren. Die Eigenmittel sind schnell aufgebraucht und Banken sitzen plötzlich auf einem enormen Kreditrisiko.

Die Regierung hatte schon die Spekulationsblase an der Börse mit verursacht. Das gleiche wiederholt sie nun auf dem Immobilienmarkt. Ganz nebenbei schiebt sie die Autoindustrie an, was die Steuereinnahmen massiv senken wird. Als wäre das nicht genug, hat die Regierung ein großes Investitionsprogramm aus dem Boden gestampft, welches vor allem das Eisenbahnnetz erweitern soll.

Infrastruktur-, Auto- und Bauunternehmen haben nun ihr Konjunkturprogramm erhalten. Das Wachstum wird es kurzfristig stützen. Dafür werden die zugrundeliegenden Probleme noch größer: zu viel und zu schnelles Kreditwachstum, Infrastrukturprojekte ohne Sinn und Ausweitung der Haushaltsdefizits.

Ein Konjunkturprogramm, welches zweifelsohne in den kommenden Wochen noch erweitert wird, überdeckt die Probleme kurzfristig. China braucht nun allerdings erneute Kredit- und Schuldenexzesse am wenigsten. Was China braucht sind Reformen. Doch genau diese werden in schwierigen Zeiten relativiert. Je mehr China die Probleme heute überdeckt, desto härter wird die Landung der Wirtschaft in Zukunft. Die Börse sollte nicht zu früh jubeln.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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