Kommentar
11:29 Uhr, 19.02.2008

China: Starker Anstieg der Inflationsrate

1. Die Inflationsrate ist im Januar stärker als erwartet gestiegen. Der Konsumentenpreisindex legte im Dezember um 7,1 % yoy zu (Bloomberg-Median: 7,0 % yoy; DekaBank: 7,2 % yoy; Vormonat: 6,5 % yoy). Das ist der höchste Wert seit elf Jahren. Gegenüber dem Vormonat stieg der Konsumentenpreisindex um 1,2 %. Wie bereits in den Vormonaten war der Anstieg der Nahrungsmittelpreise für einen Großteil der Zunahme der Konsumentenpreise verantwortlich. Die Nahrungsmittelpreise nahmen gegenüber dem Vorjahr um 18,2 % zu. Bei der Komponente ohne Nahrungsmittel betrug der Anstieg lediglich 1,5 % yoy. Allerdings zeigt der starke Anstieg der gestern veröffentlichten Produzentenpreise (Januar: 6,1 % yoy; Vormonat: 5,4 % yoy), dass sich auch hier Preisdruck aufbaut.

2. Kurzfristig rechnen wir mit keiner nennenswerten Entspannung. Erst gegen Sommer sollte es zu einer Moderierung der Nahrungsmittelpreise – durch eine Ausweitung des Angebotes sowie aufgrund von Basiseffekten – kommen. Die Mitte Januar angekündigten Preiskontrollen – Produzenten und Händler müssen Preisanhebungen für wichtige Produkte bei der Regierung genehmigen lassen – werden kurzfristig einen dramatischen Anstieg der Konsumentenpreise verhindern. Die Preisregulierung stellt jedoch keine nachhaltige Lösung dar. Wir rechnen mit einer Aufhebung der jüngst eingeführten Preiskontrollen im zweiten oder dritten Quartal 2008.

3. Die Abschwächung der US-Wirtschaft und die Folgen der Schneestürme haben zum Umdenken bei der chinesischen Regierung und bei der Zentralbank geführt. In den vergangenen Monaten hätte dieser starke Anstieg der Inflationsrate eine rasche Reaktion der Währungshüter zur Folge gehabt. Wir rechnen damit, dass die Zentralbank eine abwartende Haltung einnehmen wird und auf weitere Informationen über die Folgen der Schneestürme und die Verfassung der US-Wirtschaft warten wird. Die Phase der Leitzinsanhebungen ist bereits weit fortgeschritten und die Wachstumssorgen treten zunehmend in den Vordergrund.

4. Die chinesische Regierung hat die Aufwertung des Renminbi als Maßnahme zur Bekämpfung der Inflation genutzt. Das erklärt auch die beschleunigte Aufwertung in den vergangenen Monaten. Das veränderte Umfeld wird das Potenzial für eine weitere Aufwertung im Laufe des Jahres verringern. Im laufenden Jahr rechnen wir mit einer graduellen Aufwertung der chinesischen Währung gegenüber dem US-Dollar um 8 % bis 11 %. Die Wahrscheinlichkeit eines geringeren Wertzuwachses ist jedoch gestiegen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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