Kommentar
12:48 Uhr, 11.09.2009

China: Robuste Inlandsnachfrage stützt Wachstum

1. Die chinesische Industrieproduktion ist im August mit 12,3 % yoy deutlich schneller gewachsen als im Juli (10,8 % yoy). Erwartet wurde ein Anstieg um +11,8 % (Bloomberg-Konsensus). Die gleichzeitig schwache Entwicklung der Exporte (August: -23,4 % yoy; Juli: -23,0 % yoy) zeigt, dass das Wirtschaftswachstum noch immer von der Inlandsnachfrage getrieben ist. Im Monatsvergleich stiegen die Exporte allerdings saisonbereinigt um 3,4 % mom. Robust entwickelten sich die Einzelhandelsumsätze mit einem Anstieg von 15,4 % yoy (Juli: 15,2 % yoy) und die städtischen Sachanlageinvestitionen mit 33,6 % yoy. Die Entwicklung der Industrieproduktion signalisiert, dass die Dynamik der Wirtschaft stärker ist, als von uns erwartet. Wir heben daher unsere BIP-Wachstumsprognose für 2009 von 8,0 % auf 8,4 % und für 2010 von 8,2 % auf 8,6 % an.

2. Die Kreditneuvergabe ist im August auf 410 Mrd. RMB angestiegen (Juli: 356 Mrd. RMB). Sorgen um eine zu starke Eindämmung des Kreditwachstums durch die Regierung dürften dadurch zunächst in den Hintergrund treten. Auch Ministerpräsident Wen Jiabao hat gestern nochmals deutlich gemacht, dass sich die Wirtschaft noch nicht auf einem soliden Wachstumspfad befindet und weiterhin der staatlichen Unterstützung bedarf. Der starke Anstieg der Geldmenge M2 im August um 28,5 % yoy macht auf der anderen Seite deutlich, dass Gefahren für die Preisstabilität bestehen, die auch in der chinesischen Führung geteilt werden. Diese Sorgen beziehen sich gegenwärtig noch stärker auf die Vermögensmärkte, insbesondere den Immobilienmarkt, wo die Preise im laufenden Jahr rund 20-25 % angestiegen sind.

3. Noch nicht Besorgnis erregend ist hingegen die Entwicklung der Verbraucherpreise. Diese lagen zwar im August 0,5% über dem Niveau des Vormonats. Doch im Jahresvergleich sanken sie um 1,2 % yoy (Juli: -1,8 % yoy). Der jüngste Anstieg ist vor allem auf die Lebensmittelpreise zurückzuführen, die im August um 0,5 % yoy angestiegen sind (Juli: -1,2 % yoy), während der Index ohne Lebensmittel im August um 2,0 % yoy gesunken ist (Juli: -2,1 % yoy).

4. Wir gehen davon aus, dass die fiskalischen und monetären Impulse dafür sorgen werden, dass das Wirtschaftswachstum noch bis Ende des Jahres kräftig zulegt. Bei den Banken dürfte jedoch stärker differenziert werden, für welchen Zweck die Kredite vergeben werden. Spekulation soll ebenso eingedämmt werden wie Investitionen in Industriezweige, in denen Überkapazitäten bestehen. Trotz aller Anstrengungen der Regierung dürfte die Wachstumsdynamik im kommenden Jahr nachlassen. Dafür sprechen in erster Linie die anhaltende Wirtschaftschwäche in den G3-Staaten, die bestehenden Überkapazitäten in vielen Teilen der Industrie sowie die Probleme am Arbeitsmarkt, der von dem kapitalintensiven Konjunkturprogramm nur unterproportional profitiert. Ab dem 3. Quartal 2010 dürften die Wachstumsraten der chinesischen Volkswirtschaft wieder unter 8 % yoy fallen.

Autor: Janis Hübner
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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