Kommentar
12:12 Uhr, 08.03.2018

China macht die Diktatur offiziell

Chinas Präsident Xi Jinping darf nun zeitlich unbegrenzt an der Macht bleiben. Das macht offiziell, was jeder wusste: China ist eine Diktatur.

Bisher waren die Amtszeiten der chinesischen Präsidenten begrenzt. Für Xi Jinping wird eine Ausnahme gemacht. Er muss die Macht nach zwei Amtszeiten nicht abgeben, sondern gilt nun als Präsident auf Lebenszeit. Mit 64 Jahren kann das bei Xi Jinping noch sehr lange sein. Man denke nur an Mugabe, der auch mit 92 und 30 Jahren als Präsident noch nicht amtsmüde war. Er musste das Amt zwangsweise räumen.

Xi Jinpings Präsidentschaft auf Lebenszeit ist schon seit einigen Monaten im Gespräch. Nun ist sie offiziell. Das ist allerdings nicht die eigentliche Story. Vielmehr fragt man sich, weshalb China nun dringend einen Präsidenten auf Lebenszeit braucht. Wieso braucht China gerade jetzt einen de facto Diktator?

Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Es lassen sich lediglich einige Vorkommnisse beobachten. Xi Jinping ist dabei nur die Spitze des Eisberges. Darunter befindet sich unter anderem ein Militärbudget, welches bereits mehr als 200 Mrd. USD pro Jahr ausmacht. Es wächst zudem schneller als die Wirtschaft. China rüstet massiv auf.

Das Militär ist vor allem jenseits der Grenzen relevant. Innerhalb Chinas wird allerdings ebenso aufgerüstet. Das Budget für innere Sicherheit übersteigt inzwischen das Militärbudget. Das bedeutet: mehr Polizei, mehr Videoüberwachung, eine vollumfängliche DNA Datenbank, mehr Zensur usw.

China war bereits ein Polizeistaat. Inzwischen kann man bereits von einer Polizei- und Militärdiktatur sprechen. Statt Öffnung und mehr Freiheit wird das Überwachungsnetz immer dichter. Wer nicht auf Linie ist, selbst als belanglose Einzelperson, muss weg.

Wovor, fragt man sich, hat China so große Angst? Was treibt die Partei an, das ganze Volk noch stärker an die Kandare zu nehmen?

Viele Beobachter gehen davon aus, dass das Volk und die Partei eine Art stillen Konsens haben. Die Partei sorgt für Wachstum und steigenden Lebensstandard. Dafür hält das Volk still. Kann die Partei eines Tages nicht mehr liefern, ist es vorbei mit der Ruhe. Bereitet sich Chinas Führung genau auf diese Unruhe vor?

Das ist eine mögliche Erklärung. Chinas Wirtschaft kühlt sich gerade wieder ab (siehe Grafik), sogar relativ schnell. Gleichzeitig ist das Land von exzessiven Schuldenbergen geplagt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es früher oder später eine Korrektur des Exzesses geben muss, ist hoch. Eine solche Korrektur bedeutet, dass auf einen Teil der Bevölkerung härtere Zeiten zukommen. Die Arbeitslosigkeit wird steigen und die Wohlstandsvermehrung wird stottern.

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Will das Regime ein solches Szenario überstehen, muss es jetzt vorsorgen. Vielleicht wird die Diktatur so niemals gebraucht werden, aber sicher ist sicher. Für mich wirkt eine solche Erklärung am plausibelsten. Richtig muss sie deswegen natürlich nicht sein. Es ist ebenso möglich, dass Xi einfach nur einen unersättlichen Machthunger hat.

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6 Kommentare

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  • TomCat
    TomCat

    Die rüsten sich für den Verteilungskampf von Rohstoffen und Resourcen, während Europa sich mehr mit Lifestyle Fragen beschäftigt.

    06:37 Uhr, 09.03.2018
  • lussien
    lussien

    >> Das Militär ist vor allem jenseits der Grenzen relevant. Innerhalb Chinas wird allerdings ebenso aufgerüstet. Das Budget für innere Sicherheit übersteigt inzwischen das Militärbudget. Das bedeutet: mehr Polizei, mehr Videoüberwachung, eine vollumfängliche DNA Datenbank, mehr Zensur usw.

    Soll ich an dieser Stelle an das Maas-Zensur-Gesetz erinnern?
    Oder an Antifa als ordnende Kraft der Merkelianer die aus dem Familienministerium für 130 Mio. Euro gefüttert wird und alle politische Oppsition regelmässig tot schlägt?

    19:30 Uhr, 08.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • lussien
    lussien

    Xi Jinping regiert China seit 2013.

    Merkel regiert Deutschland seit 2005, länger als alle andere Diktatoren der Welt, mit Ausnahme von Erdogan. Sogar Putin hat mal eine Pause gemacht.

    Meine Frage: wo ist eine Diktatutur am diktaturischsten?
    Wo kann eine Diktatorin ganz ohne Parlaments-Zustimmung mehrere Gesetze des Landes, die Verfassung und mehrere europäische Vereinbarungen ständig brechen bzw. außer Kraft zu setzen ohne im Knast zu gelangen?

    19:25 Uhr, 08.03.2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Baut nicht die Bundesregierung Merkel und die deutsche Wirtschaft allen voran die großen Konzerne auf regen Handel und Austausch mit China ?? So wird doch andauernd mit süßer Stimme verkündet ......... Apropos dazu fällt mir doch glatt ein Spruch von G.C Lichtenberg ein ``Eine angenehme Stimme
    ist sehr oft mit sonst übrigens guten Eigenschaften
    des Leibes und der Seele verbunden.
    Und doch sind so viele Sängerinnen Huren [...]

    Georg Christoph Lichtenberg

    13:00 Uhr, 08.03.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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