China: Luftverschmutzung und „Food Safety“
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Pullach im Isartal (GodmodeTrader.de) – Luftverschmutzung und „Food Safety“ sind aktuell die Themen, um die sich die Menschen in China am meisten sorgen. Beide werden von der Zentralregierung massiv angegangen. In den chinesischen Großstädten ist die Luftqualität meist sehr schlecht und Grenzwerte für Stickoxide in der Luft werden regelmäßig überschritten. Besonders schlimm ist die Lage rund um Peking bzw. in der chinesischen Stahlprovinz Hebei, die in unmittelbarer Nähe zu Peking liegt, wie Stefan Breintner, stellvertretender Leiter des Bereichs Research & Portfoliomanagement bei der DJE Kapital AG, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Mit der sogenannten „Supply-Side Reform“ adressiere die chinesische Zentralregierung unter anderem die Überkapazitätsproblematik der rohstoffverarbeitenden Industrie sowie die hieraus resultierende Luftverschmutzung. Bereits seit 2011 gebe es in China strenge Umweltauflagen für Industrieunternehmen, die meist deutschen Standards entsprächen. Bisher seien diese aber oftmals nicht eingehalten bzw. nicht konsequent durchgesetzt worden. Zu wichtig seien den Provinzregierungen die hohen Steuereinnahmen, welche die Unternehmen für die jeweilige Provinz erwirtschafteten. Es habe zwar Kontrollen gegeben, aber meist seien die von Vertretern der Lokalregierungen durchgeführt worden. Nach einer kurzen Produktionsunterbrechung hätten die meisten Unternehmen ihre Anlagen in der Regel wieder hochfahren können, heißt es weiter.
„Seit dem zweiten Halbjahr 2017 hat sich das massiv geändert. Die Problematik der Überkapazitäten wird nun von der chinesischen Zentralregierung mit bisher nicht gekannter ‚Härte‘ angegangen. Die chinesischen Stahl- und Aluminiumproduzenten sowie die Kohle- und die Chemieindustrie werden rigoros auf die Einhaltung der Umweltauflagen überprüft. Im ganzen Land werden verstärkt Inspektionen durchgeführt, wobei die Inspektoren direkt der Zentralregierung unterstellt sind und oftmals unmittelbar an Xi Jinping berichten. Häufig haben sie einen höheren Rang als die Lokalpolitiker, deren Provinzen von den Schließungen betroffen sind. Erfüllt ein Unternehmen die Auflagen nicht, muss es die Produktion einstellen“, so Breintner.
Als eine weitere Maßnahme zur Verbesserung der Luftqualität treibe China neben der Schließung von ineffizienten Industriekapazitäten das Thema Elektromobilität voran, mit gravierenden und immer noch unterschätzten Auswirkungen auf den Automobilsektor und andere Sektoren. Als Profiteure der aktuellen Entwicklung könnten sich mittel- bis längerfristig die deutschen bzw. westlichen Chemiekonzerne, die in China aktiv seien, herausstellen. Innerhalb der chemischen Industrie seien von den Schließungen vor allem lokale Produzenten und nicht die großen, etablierten westlichen Player betroffen. Im Chemiepark Nanjing zum Beispiel, in dem auch der deutsche Chemieriese BASF vertreten sei und dessen Output ungefähr der gesamten Chemieproduktion Belgiens entspreche, seien mehr als 20 Werke geschlossen worden, heißt es weiter.
„Deutsche bzw. europäische Produzenten waren hiervon bislang nicht direkt betroffen. Allerdings fiel bei dem einen oder anderen im vierten Quartal 2017 die Rohstoffversorgung aus, da chinesische Zulieferer nicht mehr liefern konnten. So war auch die Versorgung von Anlagen mit Gas temporär unterbrochen, da es in China in den Wintermonaten aufgrund der Schließung zahlreicher Kohlekraftwerke einen Engpass bei ‚Natural-Gas‘ gab und somit auf Gas basierende Chemiecracker temporär runterfahren mussten“, so Breintner.
Mittel- bis längerfristig sollte sich aber die Profitabilität der westlichen Chemiekonzerne in der Region China verbessern. Gründe hierfür seien zum einen eine bessere Kapazitätsauslastung aufgrund von Kapazitätsschließungen bei lokalen Wettbewerbern, weniger Preisdruck und ein stärkerer Fokus auf die Produktion höherwertiger Produkte. Effizienzsteigerungen bei chemischen Anlagen gingen generell einher mit vermehrtem Einsatz von Industriegasen. Das Umfeld für Industriegase-Unternehmen in China werde daher gut bleiben. Unternehmen wie Linde oder Air Liquide profitierten darüber hinaus aktuell auch von einer starken Nachfrage nach Gasen der nahrungsmittelverarbeitenden und der Elektroindustrie, heißt es weiter.
„Das aktuelle Wachstum mit der Elektronikindustrie fällt dabei stärker als erwartet aus. Hintergrund ist, dass der sogenannte ‚China Big Fund‘ die nächsten acht bis zehn Jahre mehr als 100 Milliarden US-Dollar in den Ausbau der chinesischen Chip-Industrie stecken wird. Laut Air Liquide dürften die chinesischen Chip-Produzenten massiv aufholen und binnen zehn Jahren auch auf den Stand der Taiwanesen oder Südkoreaner kommen. Linde und Air Liquide wachsen aktuell aber am stärksten im Merchant/Zylinder-Bereich. Dieser Markt ist zu 90 Prozent in der Hand von lokalen Produzenten, von denen viele keine neue Lizenz mehr bekommen, da sie die Umweltstandards nicht erfüllen können“, so Breintner.
Globale Player könnten lokale Produzenten zu teils niedrigen Multiples übernehmen und gewännen Marktanteile. Linde und Air Liquide generierten rund 20 Prozent ihres Umsatzes in Asia Pacific. China stehe hier für mehr als 50 Prozent. In China sollte die nächsten Jahre ein Wachstum von mehr als zehn Prozent und eine weitere Margenverbesserung möglich sein. „DJE ist von der Nachhaltigkeit der chinesischen „Supply-Side Reform“ überzeugt und hat deshalb in ihren Fonds ausgewählte Unternehmen berücksichtigt, die von dieser Entwicklung profitieren“, so Breintner abschließend.
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