Kommentar
15:11 Uhr, 24.01.2008

China: Keine Entwarnung an der Inflationsfront

1. Das Wachstum in China hat sich moderiert, wenngleich auf hohem Niveau: Das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) verzeichnete einen Zuwachs von 11,2 % im vierten Quartal (Bloomberg-Median: 11,3 % yoy; Vorquartal: 11,5 % yoy) und stützt damit weiter kräftig das Weltwirtschaftswachstum. Ausschlaggebend für die Verlangsamung waren die nachlassende US-Nachfrage und Kürzungen bei der Exportförderung. Insgesamt wuchs die chinesische Wirtschaft im Gesamtjahr 2007 um 11,4 %, die höchste Rate der letzten dreizehn Jahre. Für das laufende Jahr erwarten wir eine leichte Verringerung der wirtschaftlichen Dynamik auf 9,7 %.

2. Die Einzelhandelsumsätze wuchsen im Dezember mit 20,2 % yoy deutlich stärker als erwartet (Bloomberg- Median: 18,6 % yoy; Vormonat: 18,8 % yoy). Damit setzt sich der positive Trend der vergangenen Monate fort. Die Einzelhandelsumsätze nahmen in den letzten drei Monaten stärker zu als die industrielle Produktion, die sich zuletzt um 17,4 % erhöhte (Bloomberg-Median: 17,2 % yoy; November: 17,3 % yoy).

3. Nicht nur das Wachstum, sondern auch die Inflationsrate moderierte sich leicht: Der Konsumentenpreisindex legte im Dezember um 6,5 % yoy zu (Bloomberg-Median: 6,5 % yoy; Vormonat: 6,9 % yoy). Die leichte Entspannung wurde von einer Moderierung der Nahrungsmittelpreise verursacht. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine Trendumkehr. In den kommenden Monaten rechnen wir mit keiner nennenswerten Entspannung. Vielmehr können die Preise bis zum chinesischen Neujahrsfest (Anfang Februar) noch stärker ansteigen. Die Mitte Januar angekündigten Preiskontrollen – Produzenten und Händler müssen Preisanhebungen für wichtige Produkte bei der Regierung genehmigen lassen – werden bei der aktuellen Veröffentlichung nicht berücksichtigt. Wir rechnen mit einer Aufhebung der jüngst eingeführten Preiskontrollen zwischen dem zweiten und dritten Quartal.

4. Trotz der leichten Moderierung des Wachstums und der Preisentwicklung rechnen wir mit einer weiteren Straffung der Geldpolitik durch die chinesische Zentralbank. Sie hob bereits den Mindestreservesatz – angekündigt am 16. Januar mit Wirkung ab 25. Januar – um 50 Basispunkte auf nun 15 % an. Im vergangenen Jahr wurde der Mindestreservesatz insgesamt um 550 Basispunkte angehoben. Weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel weitere Leitzinsanhebungen, werden in den kommenden Wochen folgen.

5. Die chinesische Regierung hat die Aufwertung des Renminbi als Maßnahme zur Bekämpfung der Inflation erkannt. Das kann man anhand der aktuellen Wechselkursentwicklung erkennen: Der Aufwertungstrend des chinesischen Renminbi hat sich in den vergangenen Wochen beschleunigt. Im laufenden Jahr rechnen wir mit einer graduellen Aufwertung der chinesischen Währung gegenüber dem US-Dollar um 8 bis 11 %.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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