Kommentar
10:04 Uhr, 29.11.2024

China im Zolldilemma

Nicht nur für die USA wird die Einführung neuer Zölle schwieriger als 2018, auch Chinas Hände sind heute stärker gebunden als damals.

China ist der mit Abstand größte Exporteur von Waren weltweit. Der Wert liegt bei ungefähr 3,7 Billionen USD. Das entspricht in etwa der Wirtschaftsleistung von Frankreich und Österreich zusammen. In die USA und EU werden knapp 800 Mrd. USD exportiert. Der Rest der Welt ist als Abnehmer bedeutender.

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Doch auch im Rest der Welt stockt das Wachstum. Die Exporte in den Rest der Welt sind heute kaum höher als 2023. Die Exporte nach Europa und in die USA stabilisiert sich auf deutlich tieferem Niveau als 2022. Der Rest der Welt kann die Stagnation oder einen möglichen Rückgang bei Exporten in die USA und nach Europa nicht ausgleichen (Grafik 1).

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Für China ist es ein Problem. Es ist ein Produktionsland und keine Konsumnation. Wer selbst wenig konsumiert und keine Abnehmer für seine Produkte findet, kann Arbeitsplätze nicht halten. Neue Zölle aus den USA helfen nicht. Auch wenn es Möglichkeiten der Umgehung geben wird, ist von einem Rückgang der Exporte auszugehen.

China ist auf solides Exportwachstum aus wirtschaftlichen Gründen angewiesen. Das gilt nicht zuletzt jetzt, da China die Wirtschaft zu beleben versucht. Die Wirtschaft anzuschieben, ist schwierig genug. Neue Zölle braucht es da wirklich nicht. Das ist für China schlecht und für die USA gut.

China ist nicht nur wirtschaftlich in einer schwächeren Position als 2018. Es hat auch weniger Steuerungsmöglichkeiten. Nach Einführung der Zölle 2018 wertete der Yuan um 12 % ab. Eine Währungsabwertung macht Exporte günstiger und können Zölle ausgleichen. Heute ist der Yuan bereits so schwach wie nach der Abwertung 2018 (Grafik 2).china-im-zolldilemma-Kommentar-Clemens-Schmale-stock3.com-2

Eine erneute Abwertung von mindestens 10 % ist nicht einfach umzusetzen. Das liegt nicht daran, dass China die Währung nicht abwerten kann, sondern daran, dass eine Abwertung mit weiteren Folgen einhergeht. Ob durch Zölle oder aus anderen Gründen, eine plötzliche Abwertung hat bisher immer zur Kapitalflucht geführt. Das ist das Letzte, was Peking mitten in der aktuellen wirtschaftlichen Lage braucht.

China fehlen im Gegensatz zu 2018 dieses Mal alternative Abnehmer für seine Waren. Ebenso ist eine erneute Abwertung der Währung von mehr als 10 % kritischer. Gleichzeitig arbeitet das Land daran, die Krise der letzten Jahre zu überwinden. Jegliches Störfeuer durch Zölle macht das ungemein schwieriger.

Sowohl für die USA als auch für China sind neue Zölle dieses Mal schwieriger zu verkraften. Im Idealfall führt es dazu, dass sich beide früh und konstruktiv auf Verhandlungen einlassen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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