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16:59 Uhr, 19.06.2019

China hat andere Sorgen als US-Treasuries

Die Sorgen, Peking könne seine US-Staatsanleihebestände zur Beeinflussung von US-Zinsen und Wechselkurs nutzen, halten die Finanzexperten der DWS für überzogen.

Frankfurt (GodmodeTrader.de) - Der fortlaufende Handelsstreit zwischen den USA und China stellt nicht nur globale Lieferketten, sondern auch volkswirtschaftliche Gewissheiten in Frage. Während mittlerweile auch viele begriffen haben, dass in erster Linie die heimischen Konsumenten die Importzölle bezahlen müssen, herrscht bei anderen Themen selbst unter Profis Dissens. Zum Beispiel bei der Frage, ob China seine US-Staatsanleihebestände als Waffe einsetzen könnte, und welche Folgen das hätte. Vor allem die vermeintlichen Auswirkungen auf US-Zinsen und den Dollar-Yuan-Wechselkurs stehen hierbei im Fokus, wie die Finanzexperten der DWS im „Chart der Woche“ schreiben.

Zunächst zur Frage der Dominanz Chinas im US-Staatsanleihenmarkt: Von den ausstehenden US-Treasuries in Höhe von 17,6 Billionen Dollar halte China 1,1 Billionen Dollar, was einem Anteil von 6,4 Prozent entspreche. In der Spitze, im Juli 2011, seien es noch 12,1 Prozent gewesen. Habe zunächst die Federal Reserve (Fed) die Lücke gestopft, sei es nun der amerikanische Privatsektor, der das stetig wachsende Anleiheangebot aufnehme, heißt es weiter.

Wie es mit Zins und Wechselkurs stehe? Die massiven Treasury-Käufe Pekings seien mit einer Yuan-Aufwertung zusammengefallen. Und seit Peking seine Position auch absolut reduziere, sei der Yuan eher schwächer geworden. Ceteris paribus hätte man wohl das Gegenteil erwartet, heißt es weiter.

Doch wie Xueming Song, DWS-Volkswirt für China, erklärt: „Man darf die Treasury-Käufe nicht isoliert betrachten. Ihnen gingen zunächst die massiven Handelsüberschüsse Chinas voraus, die den Yuan stärkten. Gleichzeitig haben ausländische Firmen in China investiert, was ebenfalls für eine Yuan-Aufwertung spricht." Und der Zins? Würde er in die Höhe schnellen, falls Peking weiter verkaufe? Auch hier widerspreche die Historie. Als China zwischen 2002 und 2008 seinen Bestand auf 0,8 Billionen Dollar verachtfacht habe, sei der Zins zehnjähriger US-Staatsanleihen weiter gestiegen. Und seit bald einem Jahr gingen sowohl Pekings Bestände (leicht) und die Zinsen zurück, heißt es weiter.

Aber habe Peking überhaupt ein Interesse an einer Yuan-Abwertung? Zwar würde dies der Exportwirtschaft helfen, doch Xueming Song wendet ein: „Allein eine mögliche Kapitalflucht wie 2015 und die Initiativen Belt and Road und Shanghai Cooperation, bei welchen China das Ausland auch mit einer starken Währung locken muss, sprechen gegen einen Abwertungswunsch. Zudem verträgt sich Chinas Selbstverständnis als USA-Herausforderer und als Heimatland einer ernstzunehmenden Weltwährung nicht mit einem schwachen Yuan." Man kann Chinas Diktatur wohl vieles vorwerfen. Aber ihre Währung derzeit künstlich schwächen zu wollen sicher nicht.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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