Kommentar
09:11 Uhr, 07.02.2019

China erobert die Welt

Man hat eigentlich nicht den Eindruck, dass China bei uns übermäßig präsent ist. Trotzdem wehren sich gerade die USA gegen chinesische Unternehmen. Wieso?

Kaum ein Unternehmen bringt das Konfliktpotential so sehr auf den Punkt wie Huawei. Die Finanzchefin wurde verhaftet, da das Unternehmen gegen Iran-Sanktionen verstoßen haben soll. Die Verhaftung der Managerin war ungewöhnlich. Die USA sanktionieren normalerweise die Unternehmen direkt. So mussten Banken nach der Finanzkrise hohe Strafen zahlen. Die Manager aber blieben auf freiem Fuß.

Es geht im Kern nicht darum, ob Huawei wirklich gegen Sanktionen verstoßen hat. Es geht um etwas anderes. Die USA wollen Huawei diskreditieren. Das hat einen einfachen Grund. Huawei ist ein Beispiel dafür, wie China langsam die Welt erobert.

Huawei hat mehrere Geschäftsbereiche. Am bekanntesten ist es für seine Smartphones. Es ist aber auch einer der größten Telekomausrüster der Welt und ein großer Anbieter von Cloud Computing. Damit ist Huawei eine Mischung aus Apple, Cisco und Amazon Web Services.

Das Unternehmen hat klein angefangen. Seit 2014 gibt es aber richtig Gas. Es holt beim Umsatz gegenüber den US-Konkurrenten massiv auf (Grafik 1). Bisher ist Huawei beim Umsatz nur halb so groß wie Apple. Bei den aktuellen Wachstumsraten ist das in 5 Jahren nicht mehr der Fall.


Ein Vorteil von Huawei ist, dass es nicht an der Börse notiert. Es ist im Besitz der Mitarbeiter, die nicht an der Börse handelbare Aktien erhalten. Wie jedes Unternehmen ist Huawei gewinnorientiert, aber nicht um jeden Preis. Das hilft bei vielen Produkten, beim Preis sehr konkurrenzfähig zu sein.

Trotzdem steigt der Gewinn und wird 2018 ca. 10 Mrd. Dollar betragen (Grafik 2). Über kurz oder lang wird Huawei eine Gewinnmaschine. Die Smartphones sind nicht nur in China beliebt (Grafik 3), sondern in der ganzen Welt. Global hat Huawei beim Marktanteil Platz 3 hinter Samsung und Apple erreicht.


Das Verbrauchersegment ist nur eines von drein. Für die USA ist vor allem die Netzwerkausrüstung und das Cloud-Computing ein Problem. Sie befürchten, dass die chinesische Regierung Spionage über die Technologie betreibt. Die Vorwürfe gibt es seit langem. Bewiesen wurden sie nie.

Es ist auch merkwürdig, dass gerade die USA solche Vorwürfe erheben, da die amerikanischen Geheimdienste die eigenen Bürger und andere Regierungen ausspionieren. Dennoch zieht das Argument. Einige Länder haben Aufträge beim 5G-Ausbau mit Huawei storniert.

Ohne diese Vorwürfe hätte Huawei global den ersten Platz beim Netzausbau erreicht. Es wäre damit das erste chinesische Unternehmen, das global mit Technologie amerikanische Konkurrenten aussticht. Es ist die Essenz der Vision 2025, bei der chinesische Unternehmen global so relevant werden sollen wie amerikanische.


Der Kampf ist für Huawei noch nicht verloren, auch wenn die USA Steine in den Weg legen. Verlieren hingegen die USA an dieser Stelle, ist die globale Dominanz von US-Unternehmen bald Geschichte. Sie bekommen ernstzunehmende Konkurrenz.

China kann bei Hochtechnologie in einigen Bereichen heute schon mithalten. Huawei ist das beste Beispiel. Wie viel von der Technologie selbst entwickelt wurde, sei dahingestellt. Bei der globalen Expansion kopieren chinesische Firmen das, was US-Unternehmen getan haben. Sie sind nur viel kostengünstiger. Das passt den USA nicht. Verhindern können sie es wohl aber nicht.

Clemens Schmale

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17 Kommentare

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  • flattop
    flattop

    Huawei heisst ganz simpel und offen `für China´ - das Programm des staatskapitalistischen Unternehmens mit klarem Auftrag in zwei Worten (Zeichen) und als Firmenname.

    华为 - hua = China, wei = für

    Das sagt alles. Chinesen sind erstaunlich offen, auch darin was sie über Europa und seine verfehlten Politiken der vergangenen Jahre denken.

    16:17 Uhr, 13.02. 2019
  • k_traxler
    k_traxler

    "Wie viel von der Technologie selbst entwickelt wurde, sei dahingestellt." Ja, siehe die damals nach nur wenigen Monaten kommentarlos abgeblasene Joint Venture von Nortel Networks und Huawei. Kombiniere die spätere Aussage des Sicherheitschefs von Nortel, dass Nortel jahrelang aus China gehackt wurde...

    08:51 Uhr, 08.02. 2019
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Und Europa hat verloren ... - ist heillos abgehängt.

    Warum? Weil wir hier staatssozialistisch denken und handeln.Alles Merkels schuld.

    16:13 Uhr, 07.02. 2019
  • tschak
    tschak

    Achtung: Anzahl der Einwohner x Produktivität.
    Ich sehe aktuell keinen Grund, weshalb China nicht die klare Wirtschaftsmacht Nummer 1 werden sollte innerhalb der nächsten 40 bis 50 Jahre.
    Aus VWL, 1. Semester wissen wir: Anzahl d. Personen (Humankapital) x effizienter Organisationen + Arbeitsbienen (intrinsische und/oder extrinsische Motivation) = Whatever u want !
    p.s. Innovation (staatlich subventionierte Forschung)

    15:04 Uhr, 07.02. 2019
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Ist das Problem nicht Huawei, sondern der Umstand, dass der chinesische Staatskapitalismus beängstigend kompetitiv geworden ist ? Bisher sind Länder, die sich in Sozialismus, Kommunismus versucht haben, wirtschaftlich vernichtend auf die Schnauze gefallen. Sehr interessanter Beitrag von Clemens.

    Ja, es konkurrieren der Westen und China auf verschiedenen Ebenen. Wirtschaftlich, aber auch politisch. Es ist ein Wettlauf zweier politischer Systeme und im "freien" Westen macht ich Sorge breit, dass diese autoritäre Staatskapitalismusvariante durchsetzen und den Westen später ernsthaft bedrängen könnte.

    14:20 Uhr, 07.02. 2019
    3 Antworten anzeigen
  • 123ok
    123ok

    Die gelbe Ratte ist die wirkliche Gefahr der freien Menschheit.

    Sogar der Gutmensch George Soros hat dies erkannt.

    Die Chinesen werden unsere Kinder auffressen, spätestens unsere Enkelkinder .

    Aber unser wiederwertiger Abschaum von Politiker egal
    welcher Couleur sieht das natürlich nicht, und das degenerierte
    gemeine Volk schon lange nicht.

    12:32 Uhr, 07.02. 2019
  • Brigand
    Brigand

    "China kann bei Hochtechnologie in einigen Bereichen heute schon mithalten." - Nein, in fast ALLEN Bereichen können Sie das!

    "Bei der globalen Expansion kopieren chinesische Firmen das, was US-Unternehmen getan haben." - Ist der Quatsch den jeder durchschnitts Michel glaubt! Wenn Sie weiterhin nur kopieren würden, gäbe es keine Probleme und China würde niemals zu einer Weltmacht aufsteigen.

    Tatsächlich ist es so, dass immer mehr und mehr High Tech aus China kommt. In Sachen KI und Digitalisierung haben die Chinesen uns längst abgehängt. Das kann man sehr gut an der Zahl der Patent Anmeldungen ablesen...

    11:08 Uhr, 07.02. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • rabie
    rabie

    mal ehrlich wen interessiert das Smartphone Geschäft

    10:55 Uhr, 07.02. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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