Kommentar
15:11 Uhr, 11.01.2018

China droht den USA

Wer heute einen Krieg gewinnen will, braucht keine Armee mehr. Es reicht, wenn man Geld als Druckmittel hat und China hat Geld.

Konkret geht es nicht nur um Geld an sich, sondern um Schulden. China ist der größte Gläubiger der USA. In den offiziellen Statistiken führt Japan die Rangliste an, doch es ist sehr wahrscheinlich, dass China einen Teil der Anleihen über Gesellschaften kauft, die in anderen Ländern sitzen, z.B. Irland oder Belgien.

China hält offiziell 1,09 Billion Dollar an US-Staatsanleihen (siehe Grafik). Wegen Kapitalflucht Ende 2015 und 2016 musste China seine eigene Währung stützen und Dollar verkaufen. Dabei sank auch der Anleihebestand. Inzwischen ist die Delle wieder fast ausgebügelt. Die USA importieren ja auch weiterhin mehr aus China als sie dorthin exportieren.

Der Überschuss an Dollar muss wieder angelegt werden. Staatsanleihen bieten sich da besonders gut an. Der Markt ist groß und vergleichsweise liquide. Zudem können große Summen untergebracht werden, indem Anleihen direkt bei der Ausgabe gezeichnet werden. Historisch teilt das US-Finanzministerium ausländischen Investoren einen Großteil der nachgefragten Anleihen zu. Inländische Investoren bekommen selten die volle Zuteilung.

China ist mit US Anleihen dick im Geschäft. Da der Yuan praktisch immer noch an den Dollar gekoppelt ist, macht die Anlage in Dollar Anleihen Sinn. China hat ein wenig schwankungsanfälliges Asset, das zudem noch relativ hohe Zinsen zahlt. Doch nun soll die Kehrtwende kommen.

Es sickerte durch, dass China darüber nachdenkt, das Kaufvolumen von US-Anleihen zu drosseln oder gar zu stoppen. China hält fast 10 % der US-Schulden und hat die immer höheren Staatsschulden der USA praktisch finanziert. Fällt China als Käufer aus, ist das langfristig ein Problem.

Kurzfristig muss man sich darüber keine Gedanken machen. Durch die QE-Programme ist aktuell so viel Geld im Markt, dass die Nachfrage nach Anleihen groß ist. Nur wenn China aktiv große Anteile seines Bestandes verkauft, kommt es auch kurzfristig zu Problemen. Die Zinsen würden sprunghaft ansteigen. Davon ist bisher keine Rede, aber es ist natürlich eine Option, die sich China offenhält, aber wieso eigentlich?

Die Handelspolitik der Trump Administration (Handelsbilanzdefizit mit China und anderen Ländern soll schrumpfen) verärgert China. Keiner weiß, was hinter den Kulissen geschieht. Zuletzt war es zumindest in den Medien ruhig, doch die Agenda ist immer noch vorhanden. China ruft den USA nun in Erinnerung, dass sie, wenn sie wollen, die USA in den Würgegriff nehmen können und weisen sie damit in die Schranken.

Die Spekulation von chinesischer Seite darüber, dass sie aufgrund der Handelspolitik über eine neue Strategie nachdenken, ist eine ziemlich klare Drohung. Das Thema Handelskrieg ist also alles andere als vom Tisch, auch wenn man zuletzt weniger darüber hörte. China sitzt hier am längeren Hebel. Es hat das Geld.

Clemens Schmale

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7 Kommentare

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  • Drum and Baisse
    Drum and Baisse

    "Der Überschuss an Dollar muss wieder angelegt werden." Warum denn?

    06:32 Uhr, 14.01. 2018
  • Bigdogg
    Bigdogg

    China hat Geld und GOLD...

    11:11 Uhr, 12.01. 2018
  • Ridicule
    Ridicule

    Die USA sind Schuldner in eigener Währung. Das wird leider übersehen. China kann überhaupt kein Interesse haben, diesen Ansagen auch Taten folgen zu lassen. Denen mag vielleicht auf dem Papier einiges gehören, in Wahrheit sind die die ärmsten Schweine in einer solchen Entwicklung. Am Ende ist das nur wieder irrelevantes Futter für die Medien.

    07:53 Uhr, 12.01. 2018
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    China sitzt nicht am längeren Hebel.

    Wenn die Anleihekurse fallen, dann kann China sich mit seinen US-Anleihen die Wände tapezieren.

    23:32 Uhr, 11.01. 2018
  • Arktishecht
    Arktishecht

    Anleihen sind Spielgeld (wertloses Zeug auf Papier) und jedem ist das Hemd näher als die Hose. Das galt schon immer. Die Karte GOLD wird gespielt.................., aber das merkt noch keiner.

    21:27 Uhr, 11.01. 2018
  • Charlie
    Charlie

    Kein Problem. Kauft die FED dann mit neuem Anleihekaufprogamm auf. Wenn das nötig wird.

    18:21 Uhr, 11.01. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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