Chemiebranche startet besser als erwartet ins Jahr - Aussichten trüb
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Von Olaf Ridder
DOW JONES--Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland ist nach einer Belebung zu Jahresbeginn in fast allen Sparten 2025 besser als erwartet gestartet. Die Produktion kletterte in den ersten drei Monaten um 6,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie der Branchenverband VCI bei Veröffentlichung der Quartalsbilanz mitteilte. Die Umsätze legten um 4,4 Prozent gegenüber den Monaten Oktober bis Dezember zu. Auch auf Jahressicht fielen Produktion, Preise und Umsatz dank Pharmabranche höher aus.
Allerdings befürchteten viele Unternehmen einen Rückschlag in den nächsten Monaten, schreibt der VCI. Die Erwartungen sähen inzwischen schlechter aus als die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage. Die erratische Zollpolitik der USA schmälere die Exportchancen.
Darüber hinaus fürchteten deutsche Hersteller, dass chinesische Wettbewerber ihre für den US-Export produzierten Waren verstärkt nach Europa umleiten könnten und dass so der Importdruck wachse. Zudem belaste der schwache Dollar die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Hersteller preislich. Und die Pharmabranche fürchte empfindliche Importzölle auf dem wichtigen US-Markt.
Die Prognoseunsicherheit für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie sei vor diesem Hintergrund sehr hoch, weshalb der VCI die bisherige Prognose für 2025 bestätigte, die von stagnierender Produktion insgesamt ausgeht, wobei die Pharmabranche mit Wachstum rückläufige Produktion der Chemie nicht auffangen kann. Der Umsatz beider Branchen zusammen wird 1 Prozent rückläufig erwartet.
Allerdings könnten sich die Perspektiven noch in diesem Jahr "aufhellen", wenn der Zollkonflikt nicht weiter eskaliere und die Bundesregierung wie angekündigt ein Wachstumspaket auf den Weg bringe, lautet die Einschätzung des Verbandes. "Es liegt nun an Merz und Co", sagte VCI-Präsident Markus Steilemann. "Die Chancen sind da. Wir haben jetzt wieder eine stabile Regierung, die alle Trümpfe in der Hand hält."
Sie müsse in den ersten 100 Tagen eine spektakuläre Aufholjagd starten, strukturelle Defizite abbauen und notwendige Reformen anstoßen. Dazu zählten deutlich gesenkte Energiepreise, ein schneller Bürokratieabbau und eine Steuerreform.
Zum Wachstum der Produktion im Auftaktquartal hätten verschiedene Effekte beigetragen. Die Talfahrt der deutschen und europäischen Industrie sei gestoppt worden, so der VCI. Einige Kundenindustrien hätten ihre Produktion ausgeweitet und fragten mehr Chemikalien nach. Vorzieheffekte angesichts drohender Zölle im US-Geschäft hätten ebenfalls eine Rolle gespielt. Vor allem Hersteller von Pharmazeutika hätten Produktion und Verkäufe massiv ausgeweitet.
Während in der Chemie das Plus in der Produktion noch nicht ausreichte, um auch das Vorjahr zu übertreffen, lag die Pharmaproduktion im ersten Quartal deutlich über dem Vorjahresniveau. Die Kapazitätsauslastung der Branche stieg laut VCI ebenfalls kräftig, blieb mit 78,2 Prozent aber unter dem langjährigen Durchschnitt und der Rentabilitätsschwelle.
Der VCI vertritt die Interessen von rund 2.300 Unternehmen aus Branche.
Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com
DJG/rio/sha
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