Analyse
08:00 Uhr, 02.05.2023

CHEGG – Vernichtet künstliche Intelligenz die Geschäftsgrundlage?

Nachbörslich geht es bei dem US-Bildungsanbieter mit dem Aktienkurs steil bergab. Zeitweise verliert das Papier rund 40 Prozent an Wert. Einst ein Corona-Gewinner aufgrund von Homeschooling und Online-Vorlesungen, ist der Bildungsanbieter jetzt ein erstes größeres Opfer von KI-Technologien geworden?

Erwähnte Instrumente

  • Chegg Inc.
    ISIN: US1630921096Kopiert
    Kursstand: 17,600 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Chegg Inc. - WKN: A1W4ER - ISIN: US1630921096 - Kurs: 17,600 $ (NYSE)

Die Umsatzerwartungen werden jedenfalls deutlich nach unten geschraubt. Als Grund nennt der Vorstand im Investoren-Call ganz offen ChatGPT als den Hauptgrund.

Umsatz und Gewinn rückläufig

Chegg geht mit dem Thema KI zumindest offen um und widmet der Thematik in der Präsentation eine ganze Folie. Langfristig glaubt das Unternehmen, vom Trend zur KI sogar profitieren zu können. So sagt der CEO im Call: „Ja, man kann ChatGPT verwenden, um einige Antworten zu erhalten, was auch einige Kunden tun, die kein Abo bei uns abgeschlossen haben, aber um etwas tatsächlich zu lernen, muss man Chegg benutzen. Und deshalb sind wir wirklich begeistert von der Zukunft."

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Quelle: Präsentation von Chegg 01. Mai 2023

Das Unternehmen muss sein Geschäftsmodell an die neuen Gegebenheiten anpassen und befindet sich damit in einem Transformationsprozess. Seit März jedenfalls gehen die Neuabschlüsse bei den Abos deutlich nach unten. Zahlreiche Studenten und Schüler erkennen in ChatGPT scheinbar die nützlichere Hilfe im Alltag.

In den Zahlen ist das schon heute ersichtlich. Im ersten Quartal fiel der Umsatz ggü. dem Vorjahr um 7 Prozent auf 187,6 Mio. USD. Die Erlöse aus Subskriptionen fielen um 3 Prozent niedriger aus. Der GAAP-Nettogewinn landete bei 2,1 Mio. USD nach 5,7 Mio. USD im Vorjahr. Die Anzahl der Aktien ging von 133 Mio. auf 124 Mio. Stücke zurück. Das Unternehmen kauft fleißig eigene Aktien auf. Auf Basis des Schlusskurses lag das Kurs-Umsatz-Verhältnis bei ca. 3 und das KGV auf Basis der Non-GAAP-Erträge bei niedrigen 14.

Nachbörslich handelten die Aktien zuletzt um 37,5 Prozent niedriger bei nur noch 11 USD. Die Bewertung fiel damit auf rund 1,3 Mrd. USD. Die Bilanz ist noch solide. Dennoch haben Anleger große Angst, das Geschäftsmodell könne jetzt scheitern. Der Ausblick auf das zweite Quartal war entsprechend schwach.

Fazit: Chegg versichert im Investoren-Call mehrmals, dass das Unternehmen langfristig vom KI-Thema profitieren könne. Kurzfristig scheint das Unternehmen aber erst einmal der große Verlierer zu sein. Anleger sollten trotz sehr günstiger Bewertung wohl zunächst die Füße still halten und abwarten, ob dem Unternehmen eine Bodenbildung gelingt. Das kann sich auch einige Quartale hinziehen. Solange der Markt annimmt, Chegg sei der große Verlierer beim Thema KI, dürfte es die Aktie schwer haben.

aktueller Konsens - Die Gewinnschätzungen dürften deutlich fallen

Jahr 2022 2023e* 2024e*
Umsatz in Mio. USD 766,00 753,00 805,00
Ergebnis je Aktie in USD 1,30 1,19 1,36
KGV 13 14 13
Dividende je Aktie in USD 0,00 0,00 0,00
Dividendenrendite 0,00 % 0,00 % 0,00 %

*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten

Chegg Inc.
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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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