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09:50 Uhr, 05.07.2013

Chancen bei Aktien selektiver nutzen

Paris (BoerseGo.de) – Die letzte Rede von Fed-Chef Ben Bernanke hat die Anleger in Panik versetzt und für kräftige Verluste sowie ein volatiles Umfeld an den Kapitalmärkten gesorgt. Dennoch: Die Aktien-Risiko-Prämie ist nach wie vor hoch. Dagegen bieten die meisten risikofreien Anlageklassen weiterhin negative Realzinsen. Alle Zeichen stehen also noch immer auf Aktien, in die auch in Zukunft massiv investiert werden wird. Entscheidend für Anleger ist es nun aber, selektiver vorzugehen und eine noch detailliertere Analyse der jeweiligen Fundamentaldaten vorzunehmen. Dies vorausgesetzt lassen sich sowohl interessante Value-Titel als auch attraktive solide Wachstumsunternehmen finden, wie Pierre Puybasset, Fondsmanager bei Financière de l’Echiquier, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Die Fed wird in den kommenden Monaten nach Einschätzung von Puybasset das Ziel verfolgen, mehr Volatilitäten und Risiken in die Märkte zu bringen und damit die Entstehung von Blasen zu verhindern. Dies geschehe unter anderem über ein Ende des Quantitative Easing und die Diskussionen darüber. Erste Auswirkungen dieser Politik könnten beispielsweise im Segment der US-Hochzinsanleihen beobachtet werden: Es sei kollabiert. Die in den ersten Monaten des Jahres bevorzugten Anleihen aus Schwellenländern hätten in den letzten Wochen ebenfalls gelitten, heißt es weiter.

„Wir glauben jedoch, dass das vom künftigen Fehlen der Liquiditätsspritzen ausgehende Risiko überbewertet wird. Zudem gehen wir davon aus, dass die Fed ihre akkomodative Politik auf eine behutsame Art und Weise beenden wird. Dies kann sie auch, denn sie hat ihr Ziel erreicht: Der US-Markt hat sich erholt. Er hat dabei besonders von einer Verbesserung der Wirtschaftslage profitiert. Diese Entwicklung dürfte anhalten, da die US-Wirtschaft von mehreren Faktoren gestützt wird. So wird das Konsumentenvertrauen aufgrund eines Vermögenswachstums und der schrumpfenden Arbeitslosigkeit auch künftig den heimischen Konsum beleben. Wir sehen nach wie vor Potenzial bei einigen großen US-Firmen, die weltweit agieren wie VISA und McDonalds. Allerdings ist die Bewertung von US-Aktien im Vergleich zu europäischen Unternehmen mittlerweile recht hoch, sodass wir hier sehr selektiv vorgehen“, so Puybasset.

Bei der Aktienauswahl favorisiert der Fondsmanager Unternehmen, die jährliche Wachstumsraten von über sechs Prozent auf Fünf- bis Zehn-Jahressicht bieten. „Dieses Kriterium sehen wir bei vielen Unternehmen erfüllt, die aus dem Konsum- oder Industriesektor kommen und stark in Wachstumszonen engagiert sind. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass globale Marktführer solides Wertsteigerungspotenzial besitzen, da sich in vielen Ländern eine neue, immer finanzkräftigere Mittelschicht herausbildet, die künftig ihre westlich orientierten Konsumbedürfnisse decken wird. Diese Entwicklung sehen wir – wenn auch noch in den Anfängen – ebenfalls auf dem afrikanischen Kontinent. Afrika bietet den zusätzlichen Vorteil, dass Wachstum hier größtenteils losgelöst von weltweiten Zyklen entstehen kann“, heißt es weiter.

Das Thema ‚aufstrebende Mittelschicht‘ werde von Dauer sein. Es lohne, in Unternehmen zu investieren, die so positioniert seien, dass sie an der steigenden Kaufkraft der wachsenden Mittelklasse partizipieren können. Das Thema könne jedoch variabel gespielt werden: über Unternehmen in Europa und den USA oder in Ausnahmefällen auch über Investments in Unternehmen aus den Schwellenländern selbst. Entscheidend sei, in welchen Regionen ein Unternehmen aktiv sei und – in Hinblick auf Konsum – der Markenwert. Denn die neuen Käufer aus den Schwellenländern wollten vor allem Zugang zu bekannten westlichen Marken und dem damit verkörperten Lebensstil. „Wir haben kürzlich mit Blick auf den Wachstumsfaktor Mittelschicht unsere Investitionen in europäische Unternehmen und US-Werte erhöht, auch um uns gegen Währungsschwankungen abzusichern. Konkret wurden unter anderem folgende Positionen aufgebaut: Zoetis (USA, eine Pfizer-Tochter, Weltmarktführer auf dem Gebiet der Tierarznei), Sales Force (USA, Marktführer für CMR-Software), LVMH (Frankreich, führend im Luxus-Sektor) und Adidas (Deutschland, führender Sportartikelhersteller). Die aktuellen Bewertungen machen jedoch auch Richemont, Pearson und Prudential interessant. Das Herausbilden einer neuen Mittelschicht stützt zudem andere langfristige Mega-Trends, wie den elektronischen Handel, den Energieverbrauch, die Lebensmittelproduktion und das Ansteigen der Gesundheitskosten“, so Puybasset.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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