Kommentar
16:16 Uhr, 21.09.2018

CEO müsste man sein

Reich werden durch die Börse kann man. Wer das Ziel Multimillionär im Auge hat, hat allerdings anderweitig bessere Chancen, zum Beispiel als CEO.

Zugegeben, an der Börse kann jeder investieren, es kann aber nicht jeder Top-Manager werden. Dafür braucht es nicht nur Talent, sondern vor allem ein Netzwerk und Glück. Ob Talent überhaupt notwendig ist, darüber lässt sich streiten.

Wenn man es erst einmal geschafft hat, lohnt es sich. In den USA verdienen CEOs inzwischen fast 20 Mio. USD pro Jahr (Grafik 1). Das hängt auch mit der Aktienmarktperformance zusammen. Ein Großteil der Bezahlung erfolgt nicht direkt über Geldzahlungen, sondern über Aktienoptionen. Ein Bullenmarkt bewirkt für diese Optionen Wunder.

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Es wundert daher nicht, dass die Bezahlung der Besserverdienenden seit Jahrzehnten zunimmt (Grafik 2). Je mehr man verdient, desto mehr wird man auch in Zukunft verdienen. CEOs gehören inzwischen nicht einfach nur zu den oberen 10 %, sondern eher zu den oberen 0,1 %.

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Ein wenig Einkommenszuwachs bleibt auch für den Rest der Bevölkerung übrig. Im Mittel aber waren die vergangenen 40 Jahre nicht besonders attraktiv. Im Mittel sind die Löhne heute gerade einmal 20 % höher als vor vier Jahrzehnten. Geringverdiener haben davon nichts. Erst im Jahr 2016 hatten sie erstmalig merklich mehr in der Tasche als vor 40 Jahren.

Je höher man in der Einkommenspyramide ist, desto höher ist auch der Einkommenszuwachs. Die Schere geht immer weiter auf. In den 60er Jahren verdienten Geschäftsführer in den USA 20x so viel wie ihre Angestellten. Heute ist es 311x so viel (Grafik 3).

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Ein einfacher Angestellter muss also 311 Jahre arbeiten, um ein Jahresgehalt seines CEOs zu verdienen. Das ist chancenlos. Genauso chancenlos ist man auch in anderen Ländern (Grafik 4). In Deutschland muss man fast 150 Jahre lang schuften, um ein CEO-Jahresgehalt zusammenzubekommen.

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Es gibt noch Länder, in denen man in einem Menschenleben ein CEO Gehalt erarbeiten kann. In Polen braucht man dafür „nur“ 30 Jahre. Die Tendenz ist fast überall steigend. Die Einkommensverteilung wird immer ungerechter.

Das hat einen klaren Grund. CEOs könne ihre Gehälter mehr oder minder selbst bestimmen. Natürlich gibt es einen Aufsichtsrat und Aktionäre, doch die haben effektiv wenig Einfluss. Aufsichtsrat und Management gehen im Normalfall auf Schmusekurs und beschenken sich gegenseitig.

Wenn an der Spitze mehr verdient wird, muss irgendwo gespart werden. Das trifft die Masse der Beschäftigten. Kein Wunder, dass die Löhne in der Breite nicht steigen. Die Politik müsste eingreifen. Am effektivsten wäre wohl eine Begrenzung des Verhältnisses vom CEO-Gehalt zum Durchschnittslohn. Will ein CEO mehr verdienen, muss die ganze Belegschaft mehr bekommen.

Es kommt dann freilich sofort das Argument: wenn man die Bezahlung begrenzt, dann verliert man die besten Köpfe. Da es mehr dem Netzwerk als dem Können geschuldet ist, wo man landet, habe ich daran meine Zweifel. Wie dem auch sei, wer reich werden will, wird es am besten als CEO.

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5 Kommentare

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  • WillyB
    WillyB

    Nun wird es richtig kommunistisch:-): Herr Schmale schreibt, dass auch der Rest der Bevoelkerung etwas von der Lohnsteigerung hatte: die Löhne (sind) heute ... 20 % höher als vor vier Jahrzehnten. Immerhin. Gleichzeitig sind die Preise (in den USA) im Durchschnitt 286,73% hoeher als 1978 (CPI Inflation Calculator). Da kann man sich ja denken, wieviel mehr man sich mit 20% Lohnzuwachs (brutto) leisten kann. Nichts gegen Kapitalismus, aber ist es wirklich so schwer zu verstehen - ganz ohne Ideologie - dass dieses Ungleichgewicht zwischen Lohnanstieg der Bestverdienenden und dem Rest der arbeitenden Bevoelkerung einer Volkswirtschaft schadet?

    14:47 Uhr, 24.09.2018
  • Hoeli
    Hoeli

    Ich verstehe die Kommentare unten nicht.

    Das, was hier im Artikel geschrieben wurde, hat doch nichts mit linker Rhetorik zu tun. Herr Schmale hat auch nicht bedauert, dass er kein CEO geworden ist.

    Es werden hier lediglich Zahlen genannt, von denen ich ausgehe, dass sie so stimmen. Auch ich - als definitiv nichts linkslastiger Wähler - finde, dass unser Entlohnungssystem aus den Fugen geraten ist. Aber hier hat jeder seine ganz persönliche Meinung. Und auch da hat sich Herr Schmale zurück gehalten und lediglich als Frage in den Raum gestellt, ob eine 311x höhere Bezahlung für einen CEO gerechtfertigt ist.

    12:31 Uhr, 24.09.2018
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Da hätten sie in der Schule halt besser aufpassen müssen :-)

    10:52 Uhr, 24.09.2018
  • Kayo8
    Kayo8

    Absolut linke Rethorik. Empfehle "Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung" von Dr. Rainer Zitelmann.

    16:49 Uhr, 21.09.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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