Buy and hold: In der Ruhe liegt die Kraft
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Viele Anleger haben die Buy and hold-Strategie angesichts immer kürzerer Phasen von Auf- und Abwärtstrends bereits abgeschrieben. Doch allen Unkenrufen zum Trotz - Kaufen und Halten ist insbesondere für passive Anlageformen mit ETFs nach wie vor der Garant für langfristigen Investmenterfolg.
Zu Niedrigstpreisen kaufen, zu Höchstpreisen verkaufen – das ist mit Sicherheit die erfolgversprechendste Variante, sein Geld zu vermehren. Für Market Timing spricht das immer schnellere Auf- und Ab an den Börsen. Ein Blick auf die Börsenentwicklung der vergangenen 10 bis 12 Jahre beim DAX zeigt, dass ein Investment in den Index nicht unbedingt sehr renditeträchtig für den Anleger war. Wenn man jedoch über das entsprechende Bauchgefühl verfügte, den richtigen Einstiegszeitpunkt zu Tiefstkursen in den Jahren 2008 und 2009 zum Einkauf zu nutzen, kann man sich trotz einiger zwischenzeitlicher Kursrückschläge über eine lukrative Rendite freuen. Doch die Volatilität an den Märkten nimmt zu. Dauerte früher ein Zyklus zwischen 10 bis 15 Jahre, kann man heute zufrieden sein, wenn eine Phase zwei oder drei Jahre anhält. Dies macht es für den Anleger immer schwieriger, den optimalen Zeitpunkt für den Ein- und Ausstieg in den Aktienmarkt zu finden.
Market Timing wird unberechenbarer
Die Ursachen für die immer kürzeren Zyklen sind vielfältig. Waren es vor einigen Jahren nur Anleger aus den USA, Europa und Japan, die Aktien kauften und dadurch die Kurse beeinflussten, bestimmen inzwischen immer mehr Anleger aus den großen Schwellenmärkten wie den BRIC-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) oder den großen asiatischen Tigerstaaten den Verlauf der Börsen. Hinzu kommen die globale Vernetzung und immer schnellere Handelstechniken. Kursbewegende Nachrichten erreichen die Anleger in Sekundenschnelle. Eingebaute Stopp-Buy oder Stopp-Loss-Orders bewirken dann bei größeren Kursbewegungen sehr schnell einen Dominoeffekt. Die Kursauschläge potenzieren sich und fallen immer kräftiger aus. Zudem werden die Börsen infolge der Auswirkungen von Finanz- und Euro-Schuldenkrise immer politischer, so dass Kursentwicklungen für Anleger immer unberechenbarer werden.
Fidelity-Studie: Buy and hold schlägt Market Timing
Eine Studie der Fondsgesellschaft Fidelity untersuchte vor einigen Jahren die Auswirkung von Market Timing und Buy- and hold-Strategien auf die Rendite. Betrachtet wurde der 15-jährige Anlagezeitraum von 1991 bis 2006, eine bereits damals durchaus turbulente Börsenzeit. Darin enthalten war immerhin die Internetblase des Jahres 2000 und die Irakkrise 2003. Das auf dem ersten Moment verblüffende Ergebnis: Anleger, die ohne Ein- und Ausstieg investiert blieben, erwirtschafteten in dieser Zeit eine jährliche Rendite von 9,7 Prozent. Anleger die infolge eines ständigen Rein und Raus die 20 besten Handelstage im Jahr verpassten – und dies war meistens nach kräftigen Kurskorrekturen der Fall – erwirtschafteten dagegen gerade einmal ein Jahresplus von 1,3 Prozent. Hinzu kommt die nicht neue Erkenntnis: „Hin und her macht die Taschen leer“. An ständig neuen Transaktionen erfreut sich insbesondere die Bank aufgrund anfallender Transaktions- und Verwaltungsgebühren. Ein gelegentliches Rebalancing auf das geeignete und zuvor festgelegte Risikoprofil, wie in den vergangenen beiden Ausgaben erörtert, macht dagegen Sinn. Denn anders als ein von den Märkten getriebenes Market Timing passt Rebalancing die Gesamtdepotstruktur an die jeweilige Marktsituation an. Dies gewährleistet, dass das zuvor ermittelte Risikoprofil auch weiterhin erhalten bleibt.
Sicherheit durch hohe Diversifikation
Die Devise heißt also schlicht: Ruhe bewahren, langfristig denken und schlechtere Zeiten am besten ignorieren. Um Einzelaktienrisiken zu vermindern, setzt man am besten auf breit diversifizierte Aktien-, Renten, Geldmarkt-, Immobilien- oder Rohstoffindizes. Am kostengünstigsten kann man diese durch Exchange Traded Funds (ETFs) abbilden. Sie sind jederzeit börsentäglich handelbar und liquide. Mit bereits geringen Beträgen kann man so auch als Kleinanleger mit vergleichsweise geringen Geldbeträgen breit diversifiziert nahezu jeden Markt über alle Anlageklassen gemäß seinem ermittelten Risikoprofil abbilden. In Märkten, bei denen es auf besondere Marktkenntnis und Stockpicking eines Fondsmanagers ankommt oder die mittels der großen Indizes nicht abgebildet werden können, macht durchaus auch die Beimischung der etwas teureren aktiv gemanagten Fonds Sinn. Um konstante Seitwärtsrenditen zu erzielen, können beispielsweise auch Discount-Zertifikate oder Aktienanleihen eine sinnvolle Ergänzung im Portfolio sein. Je breiter diversifizierter nicht nur über Assetklassen, sondern auch über Anlagestrategien und -instrumente hinweg, desto geringer das Anlegerrisiko.
Basisstrategie für Langzeiterfolg
Das Buy-and-hold-Prinzip ist die Basis eines erfolgreichen Investments. Und es lässt sich ideal mit verschiedenen Strategien wie Trendfolge-, Value- oder Core-Satellite-Strategie verbinden. Und das Verfolgen einer Buy- and hold-Strategie heißt keinesfalls, auf Möglichkeiten von Market Timing grundsätzlich zu verzichten. Bewertet man den Einstiegszeitpunkt gerade als besonders günstig, kann man schrittweise langsam in den Markt einsteigen. Steigt der Markt wieder, kann man sich über erzielte Gewinne freuen, sinkt er weiter, kauft man weiter hinzu. Gleiches gilt auch umgekehrt bei Verkäufen. Alternative dazu ist das Ausnutzen des Cost Average-Effektes (siehe Beitrag Seite xxx), so dass man zu Durchschnittspreisen kauft. Sinkt der Kurs, erhält man dafür mehr Anteile, steigt er, profitiert man an den höheren Kursen.
Das Buy-and-hold-Prinzip ist insbesondere für Kleinanleger ideal, die langfristig Vermögen aufbauen und für das Alter vorsorgen wollen. Entweder als Einmaleinlage oder in Kombination mit einem Sparplan. Auch ETFs im Mantel einer Lebensversicherung sind typische Anlagen nach dem Buy-and-hold-Prinzip. Sie haben zudem den Vorteil, dass die Renditen nach Erreichen des Rentenalters nur zur Hälfte besteuert werden, da sie - wie alle Lebensversicherungen - dem Halbeinkünfteverfahren unterliegen.
Markus Jordan
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