Kommentar
08:40 Uhr, 09.12.2014

Britische Schulden: Sicherer geht nicht

Spätestens seit Beginn der Schuldenkrise weiß jeder, dass Staatsschulden nicht unbedingt sicher sind – zumindest nicht ewig. Es gibt aber auch Gegenbeispiele. So will Großbritannien im kommenden Jahr fast 300 Jahre alte Anleihen zurückzahlen.

Bereits im Oktober hatte Großbritannien angekündigt einen Teil sehr alter Schulden zurückzuzahlen. Es handelte sich dabei um Kriegsschulden (Erster Weltkrieg). Es ist schon eine ganze Weile her, dass diese Schulden begeben wurden. Nun legen die Briten aber noch eins drauf und liebäugeln damit auch die ältesten Schulden zu begleichen. Dabei handelt es sich um Schulden aus dem frühen 18. Jahrhundert.

Die Schulden gehen auf das Jahr 1751 zurück. Mit einer etwas kreativen Interpretation kann man die ersten Anleihen auch noch ein paar Jahre weiter zurückrechnen bis hin zur South Sea Bubble. Faktisch wurden die Consolidated Annuities, oder kurz Consol Anleihen, im Jahr 1751 begeben. Dabei wurden sämtliche Staatsschulden in diese Ewigkeitsanleihen umgetauscht. Sie heißen Ewigkeitsanleihen, weil sie kein Fälligkeitsdatum haben. Ursprünglich wurden sie mit einem Kupon von 3,5% begeben. 1757 wurde der Kupon auf 3% gesenkt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts blieb er dort und wurde dann noch mehrmals bis auf 2,5% gesenkt, wo sie noch heute stehen.

Eigentlich muss man sagen, dass 2,5% selbst in heutigen Zeiten niedriger Zinsen sehr, sehr wenig ist. Die aktuell längste Anleihe Großbritanniens rentiert bei 2,75%. Bis in alle Ewigkeit nur 2,5% zahlen zu müssen ist fast geschenkt. Wieso die Briten die Anleihe zurückzahlen wollen ist daher nicht ganz nachvollziehbar.

Wenn sie es tun, dann geht definitiv ein Stück Geschichte zu Ende. Consols gelten als die ältesten Anleihen überhaupt. Unattraktiv sind sie auch nicht. Der Preis der ersten Anleihe schwankte über die Jahrzehnte stark. Im Tief stand die Anleihe bei lediglich 15 (zurückgezahlt würde zu 100). Der höchste Stand lag bei knapp 130. Die Rendite schwankt mit dem Kurs und reichte in der Historie von 2 bis 15%. Wer eine Ewigkeitsanleihe in den 70er Jahren gekauft hätte, hätte auf Dauer einen jährlichen Ertrag von 15% auf das Investment gehabt. So etwas ist kaum zu überbieten.
Die Anleihen sind sicherlich nicht der heilige Anlage Gral. Sie sind aber ein Stück Geschichte und eigentlich für die Regierung extrem billig. Es wäre schon sehr schade, wenn sich die Regierung dazu entschließen würde diese Anleihen endgültig aus dem Verkehr zu ziehen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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