Kommentar
19:55 Uhr, 09.11.2017

Brisant: Sozialer Friede in den USA auf der Kippe!

In den USA ist gerade etwas geschehen, das weitreichende Konsequenzen hat. Der soziale Frieden war ohnehin schon einmal besser, jetzt steht er endgültig auf der Kippe

Die Stimmung wird nicht heute und nicht morgen gleich kippen. Die Entwicklung wird Zeit brauchen, um sich zu manifestieren. Dass sie sich manifestieren wird, steht für mich außer Zweifel. Dahinter steckt die Steuerreform.

Wann diese genau kommt, weiß niemand. Heute wird spekuliert, dass die Regierung die Reform erst 2019 umsetzen könnte. Der Markt reagiert angeblich deswegen sehr nervös. Es soll hier aber nicht um das Timing gehen, sondern um die Vorschläge selbst und was sie für die Gesellschaft bedeuten.

Eine Reform für die Reichen

Die Steuerreform, die eigentlich keine Reform, sondern nur eine Steuersenkung ist, begünstigt diejenigen, die Vermögen haben, am meisten. An der Einkommenssteuer ändert sich wenig. Einige werden weniger, andere mehr bezahlen. Besonders ernüchternd ist, dass der geringste Steuersatz von 10 % auf 12 % steigt. Der Freibetrag wurde erhöht, sodass einige zwar immer noch mehr zahlen werden, im Durchschnitt aber immerhin eine Entlastung von 0,7 % dasteht. Die höheren Einkommensschichten können mit 3-5 % Entlastung rechnen, die reichsten mit mehr als 5 %. Im Wahlkampf wurde eigentlich das Gegenteil versprochen.

Wer Assets besitzt, profitiert am meisten

Der größte Brocken ist aber nicht die Einkommenssteuer, sondern die Unternehmenssteuer. Diese sinkt und halbiert sich im Einzelfall fast. Dies begünstigt diejenigen, die Assets haben. Eigentümer von Unternehmen – dazu zählt vor allem der Aktienbesitz – profitieren am meisten. Nun sind es aber nicht diejenigen, die den Mindeststeuersatz zahlen, die Aktien oder ihr eigenes Unternehmen besitzen.

Kurz gesagt: wer Kapital besitzt, wird profitieren und wer vom Einkommen durch Arbeit abhängig ist, kann sogar verlieren. Praktisch bedeutet das, dass die Schere zwischen Arm und Reich jetzt noch schneller aufgehen wird. US-Amerikaner sind im Durchschnitt recht wohlhabend. Das Privatvermögen liegt bei 500 % der Wirtschaftsleistung (Grafik 1).


Der Anstieg in den letzten Jahren kommt nicht daher, dass etwa die Einkommen gestiegen sind und mehr gespart werden kann. Gespart wird immer weniger. Die Sparquote erreicht inzwischen wieder fast die historischen Tiefs (Grafik 2). Der Vermögensanstieg kommt fast ausschließlich aus der Aufwertung von Kapital (Aktien und Immobilien). Davon hat der Durchschnittsamerikaner wenig.

Der Durchschnittsamerikaner hat davon sogar so wenig, dass es überproportional hohe Schulden braucht, um über die Runden zu kommen. Grafik 3 zeigt den Verschuldungsgrad. Die obersten 10 % der Gesellschaft sind im Verhältnis zu ihren Assets gerade einmal mit 15 % verschuldet. Bei den untersten 60 % liegt dieser Wert fast beim Dreifachen.

In Zukunft werden die untersten 50 % relativ gesehen noch weniger Geld zur Verfügung haben. Je mehr man schon jetzt verdient und besitzt, desto weniger wird man in Zukunft belastet. Das führt dazu, dass die Differenz zwischen den untersten und obersten Einkommens- und Vermögensklassen weiter aufgeht und zwar noch schneller als ohnehin schon.

Politkwechsel dringend nötig

In der Vergangenheit hat das früher oder später zu politischen Umschwüngen geführt. Es ist die beste Grundlage für Populismus. Der Begriff ist zwar negativ belegt, weil viele politische Umschwünge der letzten Jahre nicht gut endeten, doch streng genommen ist es per se nichts Schlechtes. Es geht um die Mehrheit der Gesellschaft und um Politik, die für diese Mehrheit gemacht ist.

In den USA wurde Trump als Populist bezeichnet. Die Politik, die er macht, ist allerdings für die Elite. Trump ist kein Populist. Er regiert am Volk vorbei. Nicht zuletzt die Steuersenkungen zeigen das eindrucksvoll.

Um revolutionsartige Zustände zu vermeiden, braucht es eine andere Politik – und zwar schnell. Ein immer tiefer werdender Graben in der Gesellschaft lässt sich irgendwann nicht mehr friedlich überbrücken.

Clemens Schmale

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14 Kommentare

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  • netzadler
    netzadler

    gier frisst hirn, leider intelligenzneutral.

    Steuersenkungen sind nicht per se sinnhaft. bge wird kommen alternativ komplette Chancengleichheit.

    es ist zigfach bewiesen, dass Money ab 70 mille im jahr in der gesamtbetrachtung ineffizient wird, mehr ist nicht zu sagen.

    14:34 Uhr, 10.11.2017
  • Löwe30
    Löwe30

    Leider wird auch Trump defizit spending betreiben, denn er kürzt ja keineswegs die Staatsausgaben entsprechend den Steuersenkungen.Und ob die Steuersenkungen die Wirtschaft so sehr beleben, dass sie die Steuerausfälle durch die Steuersenkung ausgleichen, kann man durchaus bezweifeln.

    Es wird auch in den USA höchste Zeit, die Staatsausgaben drastisch zu senken. Das wird aber wohl unter Trump nicht geschehen. In sofern erwarte ich von seiner Politik nicht all zu viel.

    11:37 Uhr, 10.11.2017
  • Löwe30
    Löwe30

    Die Steuersenkungen für Unternehmen werden diese wettbewerbsfähiger werden lassen. Das ist auch gut für die Bekämpfung der Armut im Land. Denn was insbesondere sozialistisch geprägte Deutsche nicht verstehen, ist, dass aller Wohlstand von Unternehmertätigkeit rührt. Die Steuersenkung wird zu weniger Arbeitslosigkeit führen und davon profitieren die Ärmsten, nämlich die Arbeitslosen am Meisten. Immerhin sind gerade diese in den USA auf staatliche Essensmarken angewiesen. Und es sind um die 45 Millionen Menschen!

    Was hat denn die sozialistisch geprägte Politik von Obama bewirkt? - Die Verschuldung hat unter Obama in einem vorher unbekannten Maß zugenommen. Das keynesianische deficit spendung Obamas war getragen von QE Programmen, diese haben die Wohlhabenden reicher gemacht und die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgehen lassen. Das ist doch in Grafik 1 sehr schön zu erkennen. Sie korreliert mit den Aktienindizes in USA, die durch die Geldschöpfung, die mit dem QE einher ging aufgeblasen wurden.

    Man kann halt mit Geldschöpfung aus dem Nichts (QE) keinen Wohlstand schaffen. Es kommt lediglich zu einer Wohlstands Illusion, die wieder dahin verschwindet, wo sie herkam: im Nichts. Sie hinterlässt aber eine Spur der Verwüstung.

    Die USA-Politik ist schon viel zu lange der Illusion erlegen, dass man Sparen durch Geldschöpfung ersetzen kann. Die Folgen sind deutlich zu sehen.

    11:28 Uhr, 10.11.2017
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Simon Hauser
    Simon Hauser Redakteur

    Standard deduction wird verdoppelt, child credit steigen etc, etc. Abschreibungsmöglichkeiten werden verringert. Also ich kann nicht sehen wie dies eine Reform für Reiche ist. Rechne mich nicht zu dieser Klasse und würde enorm profitieren.

    21:34 Uhr, 09.11.2017
    2 Antworten anzeigen
  • Otua
    Otua

    Wenns da mal wirklich so richtig kracht fliegen keine Pflastersteine.

    Die US-Boys bringen dann nämlich alle ihre Waffen mit !

    21:13 Uhr, 09.11.2017
  • Newton1642
    Newton1642

    Und genau aus diesem Grund wird die US Wirtschaft in eine tiefe Rezession driften, denn der Trickle Down Effekt, der bereits längst eingesetzt haben müsste, existiert nicht. Der Konsum der breiten Bevölkerungsschichten wird stagnieren und wird aus den im Artikel genannten Gründen die US Wirtschaft nicht mehr tragen. Im Gegenteil!

    20:59 Uhr, 09.11.2017
  • papa555
    papa555

    Ein Land in Auflösung .hier kann man sehen wo es hingeht wenn man Klintelpolitik betreibt . Die Geschichte hat gezeigt das so etwas nicht gut geht

    20:50 Uhr, 09.11.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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