Brexit & Grexit
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Heute ist es endlich soweit. In Großbritannien wird ein neues Unterhaus gewählt und die Kapitalmärkte werden von Minute zu Minute unruhiger. Denn bei dieser Wahl geht es nicht nur um Großbritannien, sondern unter Umständen auch um die Zukunft der Europäischen Union. Sollten nämlich die europakritischen Parteien stimmenmäßig zulegen können, so dürfte in den kommenden Monaten die Spekulation um einen möglichen EU-Austritt Großbritanniens die Handelsaktivitäten bestimmen. „Brexit & Grexit“ wären also die neuen Herrscher an den Kapitalmärkten. Beide Ereignisse bergen Gefahren in sich, die Europa grundlegend verändern würden.
Auch wenn sich viele Analysten einig sind, dass ein Austritt Griechenlands für Europa zu verkraften wäre, so würde auch in diesem Falle vieles von den Rahmenbedingungen einer solchen Trennung abhängen. Aber ein Austritt Großbritanniens käme einem Erdbeben gleich und würde einen wichtigen Brückenpfeiler innerhalb Europas zum Einsturz bringen. Somit ist die Unruhe unter den Investoren nachvollziehbar. Denn bei der Wahl zeichnet sich kein eindeutiger Wahlsieger ab und es deutet vieles auf eine Koalitionsregierung hin. Somit könnte auch die EU-feindliche UK Independence Party (Ukip) zum Zünglein an der Waage werden. Oder die beiden etablierten Parteien, die sich nach den neuesten Umfragewerten ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, springen über ihren Schatten und bilden eine Große Koalition.
Bereits in den vergangenen Monaten und auch im Wahlkampf wurde sowohl vom aktuellen Premierminister David Cameron als auch von den Vertretern der Ukip sowie von der Schottischen Nationalpartei (SNP) immer wieder ein Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU ins Spiel gebracht. Noch vor 2017 könnte es soweit sein. Dann wäre die Bevölkerung aufgefordert, über ihre Zukunft zu entscheiden. Ein Austritt würde sicherlich insbesondere den britischen Unternehmen schaden, aber bereits im Vorfeld eines solchen Referendums würde das Britische Pfund einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt sein.
Doch bis zum Tag eines Referendums wird noch viel Wasser die Themse runterfließen!
Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten der Baader Bank
Deutsche Staatsanleihen verlieren vorerst ihren Nimbus
Bis vor wenigen Wochen schien der Rentenmarkt auf einer Insel der Glückseligen stattzufinden, aber inzwischen hat die Realität die Akteure wieder eingeholt. Galt der Rentenmarkt seit Jahren zwar als die „Mutter aller Blasen“, so konnte auch diese Erkenntnis keine Trendwende einläuten. Zusammen mit dem Quantitative Easing (QE) der Europäischen Zentralbank (EZB) schien es nur noch eine Richtung am Rentenmarkt zu geben. Vor knapp drei Wochen warfen zehnjährige schweizerische Staatsanleihen in der Spitze sogar eine negative Rendite ab, während deutsche Staatsanleihen gleicher Laufzeit bei 0,05% rentierten. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis auch in Deutschland die Null-Linie durchbrochen werden könnte, aber meistens kommt es anders als man denkt! Und so rentiert die gleiche Anleihe (110237) aktuell wieder mit ca. 0,60%. Dies bedeutet eine Steigerung auf das 12-Fache und muss nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss sein. Aber woher kommt dieser dramatische Stimmungswechsel?
Deutsche Staatsanleihen gelten als sicher und stehen somit bei Portfoliomanagern hoch im Kurs. Wenn es darum geht, Portfolios zu stabilisieren, dann werden immer wieder solche Titel eingesetzt. Bundesanleihen haben diesen Zweck seit Jahren sehr gut erfüllt, aber nun war die Zeit gekommen, dass die möglichen Kurszuwächse nicht mehr ausgereicht hätten, um Kursverluste anderer Assetklassen auszugleichen. Somit musste ein Strategiewechsel eingeläutet werden und daher handelt es sich hierbei also nicht um das Platzen der Rentenblase. Lediglich entweicht aktuell etwas Luft aus einem prall gefüllten Luftballon. Wie lange – sprich bis zu welcher Rendite – das noch fortgeführt wird, hängt einzig und allein von der Erwartungshaltung der Marktteilnehmer ab, die bei Erreichen einer Rendite von ca. 1% für zehnjährige Bundesanleihen auch wieder unter bestimmten Gesamtmarktbedingungen die Möglichkeit sehen, Risiken anderer Assetklassen abzufedern.
Denn weiterhin gilt, dass die EZB zusammen mit den nationalen Notenbanken auch in den kommenden Monaten als Käufer am Markt aktiv sein werden. Somit sollten sich die Anleger nicht schon jetzt auf eine Rückkehr zu den vermeintlich hohen Zinsen der Vergangenheit freuen. Diese Zinsen sind Geschichte und auch bei den aktuellen Schuldenbergen für die Staaten nicht bezahlbar.
Griechenland: Das Paradebeispiel einer Insolvenzverschleppung
„Der Tag geht und Johnny Walker kommt.“ Diesen Spruch würden sicherlich viele Griechen gerne am 11. Mai, dem nächsten Treffen der Euro-Finanzminister, umschreiben in „Der Tag geht und die Einigung mit Euroland kommt“. Aber sogar unser Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist skeptisch, dass es angesichts der schleppenden Vorbereitung seitens Athen zu einer solchen raschen Einigung noch kommen kann.
Was Griechenlands Regierung beabsichtigt ist auch weiterhin für Außenstehende nicht nachvollziehbar. Zu unterschiedlich sind die Signale, Absichtserklärungen und Andeutungen, um daraus ein tragfähiges Konstrukt bilden zu können. Mal ist es die „Superreichen-Steuer“, mal die „Inselsteuer“ oder auch eine Amnestie für Steuersünder, die signalisieren soll, dass Athen nicht untätig ist, sondern Ideen liefert. Dieser bunte Strauß unverbindlicher Ideen kann aber keine Lösung dieses Problems darstellen. Es ist nachvollziehbar, dass die jetzt zu beschließenden Maßnahmen nicht den Wahlversprechen der neuen Regierung entsprechen, aber so wird lediglich die Zeit bis zum Auslaufen des Hilfspakets am 30. Juni 2015 vergeudet. Es handelt sich hierbei um eine Insolvenzverschleppung bisher ungekannten Ausmaßes und einer Zurschaustellung europäischer Konzeptlosigkeit. Jeden Tag wird der Bevölkerung Europas vor Augen geführt, dass eine wirtschaftlich unbedeutende Nation führende Industriestaaten am Nasenring durch die Arena führen kann. Die Ohnmacht unserer Politiker macht viele Menschen wütend und liefert weiterhin Argumente für eine zunehmende Politikverdrossenheit.
Da also auch in den kommenden Tagen nicht mit einer Zerschlagung des griechischen Knotens zu rechnen ist, sollten wir uns bereits schon jetzt vorsorglich auf die Eilmeldung: „Griechenland pleite“ vorbereiten. Dies kann jederzeit passieren, denn aktuell scheint es niemanden zu geben, der die Finanzsituation in Griechenland vollumfänglich überblicken kann.
Gewerkschaften lassen die Muskeln spielen
Es gab Zeiten, da hat ganz Europa neidisch nach Deutschland geblickt und uns für unsere Zielstrebigkeit beim Ausbau der wirtschaftlichen Vormachtstellung bewundert. Das hat auch in der Vergangenheit gut funktioniert und führte sogar dazu, dass wir von unseren Partnern aufgefordert wurden, die Arbeitskosten in Deutschland anzupassen. Das wiederum hätte unseren europäischen Nachbarn geholfen, indirekt konkurrenzfähig zu werden. Was die Politiker und Notenbanker nur diskutierten, aber nicht in die Tat umsetzten, haben sich anscheinend letztendlich die Gewerkschaften zum Ziel gemacht.
Diverse Streiks fügen dem Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig Schaden zu und es wäre wünschenswert, wenn die Machtspielchen endlich beendet werden könnten. Selbstverständlich ist es nicht verwerflich, wenn Arbeitnehmer am Erfolg ihres Unternehmens beteiligt werden sollen. Aber wenn Streiks den Ertrag eines Unternehmens nachhaltig negativ belasten, dann ist es nur eine Frage der Zeit, wann es zum Verlust von Arbeitsplätzen kommt. Denn kein Unternehmen kann mit verlorenen Kunden Gewinne erzielen, um seine Mitarbeiter fürstlich zu entlohnen. Hier wäre ein Machtwort des Gesetzgebers wünschenswert. Ob hierzu eine Zwangsschlichtung bei einer gewissen Dauer eines Arbeitskampfes dienlich wäre, sollte an anderer Stelle entschieden werden. Streiks, die wie im Falle der Lokführer und Piloten nicht nur ein Unternehmen sondern den gesamten Wirtschaftsstandort treffen, sollten immer mit Augenmaß geführt werden. Auch empfehle ich den Betroffenen, sich mit den Forderungen der Hebammen und Erzieherinnen zu beschäftigen, damit der Begriff „gerechte Bezahlung“ zukünftig wieder vernünftig angewendet wird.
Es bleibt also nur die Hoffnung, dass nicht unsere Gewerkschaften das in die Tat umsetzten, was sich unsere Nachbarstaaten schon seit Jahren wünschen: Den Verlust des deutschen Wettbewerbsvorteils!
Emissionstätigkeit signalisiert abwartende Haltung der Unternehmen
Die vergangene Berichtswoche war eher von Zurückhaltung der Emittenten geprägt. Ob dies dem verlängerten Wochenende, der Unsicherheit bezüglich der weiteren Zinsentwicklung oder den prall gefüllten Kassen der Unternehmen geschuldet ist, darüber darf gemutmaßt werden.
Dennoch wurde ein US-Unternehmen am Kapitalmarkt aktiv und refinanzierte sich mittels einer Dualtranche. Das Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb, geratet mit A+ durch S&P, begab einen 575 Mio. € schweren Bond (A1Z042) mit einer Laufzeit von zehn Jahren (15.05.2025) und einer nominalen Verzinsung von 1%. Die Anleihe wurde bei +53 bps über Mid Swap gepreist, was einen Reoffer von 98,98% bedeutete. Die zweite Tranche (A1Z043), die mit dem gleichen Volumen begeben wurde, ist exakt zehn Jahre nach der ersten Anleihe fällig (15.05.2035) und bietet den Investoren einen jährlichen Kupon in Höhe von 1,75%. Der Emissionsspread belief sich hierbei auf +90 bps über Mid Swap.
Allerdings dürften sich aufgrund der Mindeststückelung von 100.000 € eher institutionelle Investoren für diese Anleihen interessieren.
Ebenso zeigte sich das mit BB+ geratete dänische Energieunternehmen Dong Energy durch die Begebung einer Hybridanleihe (A1Z04K) im Volumen von 600 Mio. € am Markt aktiv. Der Bond bietet den Anlegern einen fixen Kupon von nominal 3% bis zum 10. August 2020. Zu diesem Termin wurde dem Emittent ein Sonderkündigungsrecht zu pari eingeräumt. Danach wird das Papier zum Floater, wobei der Schuldner jährlich zum 6. November ein Kündigungsrecht besitzt. Die Anleihe wurde mit +281,9 bps über Mid Swap gepreist, was einen Ausgabepreis von 99,512% bedeutete. Mit der kleinsten handelbaren Stückelung von nominal 1.000 € ist diese Anleihe auch auf die Anlagebedürfnisse von Privatanlegern zugeschnitten. Die aufgenommenen Gelder können somit wie bereits angekündigt zur Ablösung der im Jahre 2005 begebenen Hybridanleihe (A0E6QZ) verwendet werden.
Grundsätzlich ist allerdings weiterhin zu beachten, dass die Höhe des Emissionsspreads als Gradmesser für das damit verbundene Risiko anzusehen ist.
Euro-Bund-Future: Unverhofft kommt oft
Er stieg und stieg, produzierte Rekorde am laufenden Band, fast unaufhaltsam schien der Aufstieg des Euro-Bund-Future. Doch seit einigen Tagen ist damit Schluss. Das Rentenbarometer zeigt eindrucksvoll, die Börse ist eben doch keine Einbahnstraße! Noch vor wenigen Wochen (17. April 2015) erreichte es mit 160,69% seine bisherige Bestmarke. Der Bondmarkt schien fest in Bullenhand zu sein. Doch eben diese Bullen ziehen sich momentan zurück und es fühlt sich an, als ob sie in einen Käuferstreik treten. Dadurch übernahmen die Bären das Zepter des Handelns und schickten das Sorgenbarometer in beeindruckender Art und Weise auf Talfahrt. In der Folge kannte der Euro-Bund-Future nur noch eine Richtung, gen Süden. Dieser relativ deutliche und rasche Kursverfall gipfelte in einem neuen Jahrestief bei 153,13%. So niedrig notierte das Sorgenbarometer zuletzt im Dezember vergangenen Jahres. In der Konsequenz stieg die zehnjährige Bundrendite innerhalb weniger Handelswochen von ihrem Tief bei 0,05% bis auf unglaubliche 0,65%.
Bei einer solch ausgeprägten Kurskorrektur ist es auch mittels der Charttechnik fast unmöglich, Unterstützungslinien zu definieren. Erste nicht sonderlich getestete Linien existieren im Bereich um 154,00% (diverse Tiefs im Dezember und Januar). Bei Durchbrechen dieser Unterstützung ist ein Rückgang bis 153,00% möglich. Aber dennoch sei auch der Blick nach oben erlaubt. Ein solch heftiger Kursverfall ermöglicht auch eine 50%-ige Gegenbewegung, die uns bis in die Region von 157% führen kann. Selbstverständlich nur unter der Voraussetzung, dass es sich nicht um eine generelle Trendumkehr gehandelt haben sollte.
Welche Richtung das Rentenbarometer in den nächsten Tagen und Wochen einschlägt ist schwer zu sagen. Sicher ist nur eins, die Börse ist und bleibt keine Einbahnstraße und auf Regen folgt auch Sonnenschein!
Konjunkturdaten verschieben US-Zinserhöhung
An diesem Montag erhielten alle Viertklässler in Bayern ihr "Grundschul-Abitur". Damit werden, zumindest auf den ersten Blick, die Weichen für den weiteren Lebensweg der Sprösslinge gestellt. So bescheinigt lediglich ein Notendurchschnitt von mindestens 2,33 in den Fächern Deutsch, Mathematik sowie Heimat- und Sachkunde eine Eignung für das Gymnasium.
Betrachten wir den Euro im Vergleich zum US-Dollar im Zeitraum des ersten Schulhalbjahres, so fällt die Benotung sehr ernüchternd aus. In diesem Zeitraum verbilligte sich die Gemeinschaftswährung von 1,3160 bis auf 1,0456 USD.
Auch wenn dies eher als Minderleistung zu bewerten ist, so bemüht sich die Währung der Euroländer doch seit zwei Wochen um Wiedergutmachung. Gleich zu Beginn der Handelswoche stieg sie von ihrem Wochentief bei 1,1070 bis auf 1,1289 USD. Was allerdings nicht auf die eigene Stärke, sondern auf ein unerwartet geringes US-Wachstum im ersten Quartal zurückzuführen ist. Dieses Niveau konnte der Euro jedoch nicht lange halten, guten Noten für den US-Arbeitsmarkt ließen ihn auf 1,1065 USD abbröckeln. Doch weil nicht zuletzt eine Vielzahl der Marktteilnehmer mittlerweile erst im neuen Jahr mit einer US-Zinserhöhung rechnet, pendelt der Euro aktuell um die Marke von 1,1350 USD.
Gegenüber dem australischen Dollar konnte die Gemeinschaftswährung allerdings ihre Durchschnittsnote verbessern. Anleger setzen vermehrt auf eine Zinssenkung der australischen Notenbank. Daraufhin stieg der Euro bis auf 1,4353 AUD.
Um für das zweite Schulhalbjahr gut gerüstet zu sein, fragten Privatanleger vornehmlich Anleihen auf türkische Lira und neuseeländische Dollar nach. Aber auch die anderen Dollarwährungen fanden ihre Abnehmer.
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