Analyse
17:01 Uhr, 29.07.2019

BRENT ÖL - Härtetest für den Aktienmarkt?

Nach dem scharfen Einbruch Ende 2018 konnte sich der Ölpreis der Sorte Brent wieder deutlich erholen, ehe es Ende April zu einem weiteren Abverkauf kam. Die Chance, diese Verkaufswelle zu neutralisieren und den Aufwärtstrend zu reaktivieren, hat der Ölpreis zuletzt vergeben. Droht Gefahr für die Märkte?

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 56,175 $/bbl. (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 63,295 $/bbl. (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 56,175 $/bbl. (Commerzbank CFD)
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 63,295 $/bbl. (Commerzbank CFD)
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.025,86 Pkt (CME)

Im Frühjahr 2016 startete der Ölpreis der Sorte Brent (hier exemplarisch für die Entwicklung beider Ölpreissorten) eine exorbitante Rally, die ausgehend von einem Mehrjahrestief bei 27,08 USD in der Spitze bis 86,71 USD im Oktober 2018 führte. In dieser Zeit stieg der US-Aktienmarkt in Gestalt des S&P 500 Index von 1.810 Punkten bis 2.940 Punkte. Beide Basiswerte weisen seit etlichen Jahren eine frappierend hohe Korrelation auf. So verzeichneten beide neben dem parallelen Anstieg seit 2016 auch einen zeitgleichen, heftigen Einbruch im letzten Quartal 2018: Brent fiel auf 50,05 USD und der S&P 500 auf 2.346 Punkte. Unisono stiegen die beiden hochkorrelierten Werte im ersten Quartal dieses Jahres - genauer gesagt bis Ende April - dann aber auch wieder deutlich an. Seither hat sich die Korrelation zwar nicht aufgelöst - die Anstiegsphasen bei S&P 500 und Öl sind immer noch parallel. Doch während der S&P 500 in den vergangenen Wochen weiter schnurgerade in Richtung und mittlerweile über die 3.000 Punkte-Marke kletterte, ging dem Ölpreis "die Luft aus". Der Juni-Anstieg des S&P 500 wurde noch mitgemacht, reichte allerdings längst nicht so weit, wie der des Index. Und der Aufwärtstrend der letzten Tage im Index ging am Ölpreis spurlos vorüber. Im Gegenteil: Die Bullen vergaben bei Brent die Chance, den Aufwärtstrend seit Ende Dezember zu reaktivieren und haben jetzt mit markanten Hürden und wichtigen Unterstützungen zu kämpfen. Welche Auswirkung hätte eine weitere Schwächephase beim Ölpreis?

Vergleichschart S&P 500 / WTI / Brent
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Brent Öl - Charttechnisch angeschlagen

Mit dem Ausbruch über den Widerstandsbereich von 70,00 bis 72,70 USD konnte der Ölpreis der Sorte Brent im April zwar die Abwärtswelle seit dem Oktoberhoch neutralisieren. Doch den Bullen gelang es in der Folge nicht, aus dem Ausbruch Kapital zu schlagen. Vielmehr sorgte der direkte Rückfall unter die 70,52 USD-Marke im April für ein erstes bärisches Achtungszeichen, dem nach einer leichten Erholung direkt die Verkaufswelle folgte, welche bis an den zentralen Support bei 59,80 USD führte (61,8 %-Retracementlevel des Anstiegs von 50,05 USD bis 75,57 USD). Die Marke wurde zwar gegen zwei Angriffe verteidigt, die anschließende Erholung stoppte jedoch auf Höhe der halben Abwärtsstrecke im Bereich von 67,50 USD. Seither kam es zu einer Verkaufswelle, die unterhalb von 66,00 USD intakt ist und den Wert nach der aktuellen Erholungsphase weiter in die Tiefe reissen könnte. Schon ein Bruch der 62,50 USD-Marke könnte dabei einen Rückfall auf das Junitief bei 59,42 USD nach sich ziehen.

Brent Crude Chart-Analyse (Tageschart)
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Auf diesem Niveau - also im Bereich des Key-Supports bei 59,80 USD - könnte die Käuferseite dann eine weitere Erholungsphase starten. Sollte die Marke allerdings nachhaltig gebrochen werden, dürfte sich der Abwärtstrend beschleunigen und 56,89 USD, sowie darunter die 53,00 USD-Marke ansteuern. Auf Höhe von 53,00 USD könnte es zwar zu einer weiteren kurzfristigen Erholung kommen, ein anschließender Abverkauf an das Tief bei 50,05 USD wäre jedoch die wahrscheinlichere Variante. Darunter lägen die nächsten Ziele des Abwärtstrends bei 47,50 und 44,34 USD.

Erholungspotenzial erst über 67,62 USD

Die Gefahr eines Abverkaufs an das Dezembertief wäre dagegen erst bei einem Ausbruch über das Zwischenhoch bei 67,62 USD abgewendet. In diesem Fall könnte der Ölpreis der Sorte Brent bis an den 70,00 USD-Bereich ansteigen. Doch auch hier könnte es nochmals zu einem Gegenangriff der Bären kommen. Erst bei Kursen über der mittelfristigen Trendlinie, die aktuell bei rund 70,50 USD verläuft, könnte sich die Erholung in den kommenden Wochen bis 72,70 USD ausdehnen. Auf Höhe des Zwischenhochs vom Mai käme es dann zu einer übergeordneten Richtungsentscheidung. Ein Scheitern an der Marke könnte einen weiteren mehrwöchigen Abverkauf nach sich ziehen. Ein Ausbruch über die Widerstandszone hätte dagegen ein Kaufsignal zur Folge, das den Ölpreis bis über 80,00 USD katapultieren dürfte.

Fazit: Der Ölpreis der Sorte Brent schwächelt und könnte in den kommenden Wochen eine weitere deutliche Abwärtsbewegung vollziehen. Sollte die Korrelation zwischen Ölpreis und US-Aktienmarkt weiter derart hoch bleiben, wie in den vergangenen Jahren, könnte uns dies einen heißen, bärischen Sommer an den Aktienmärkten bescheren.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: S&P 500 (short)

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: S&P 500 (short)

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Über den Experten

Thomas May
Thomas May
Experte für Fibonacci-Analyse

Thomas May entdeckte Ende der 1990er Jahre die Leidenschaft für die Börse. Zu Beginn fundamental orientiert, war er bald von der Charttechnischen Analyse begeistert und befasste sich intensiv mit klassischer Charttechnik, Elliott Wellen, Fibonacci- und Zyklenanalyse. Seit 2010 im Team der stock3 AG war er von 2012 bis 2016 Chefredakteur von GodmodeTrader.de, ist Autor der DVDs „Charttechnik für Einsteiger“ und „Fibonacci-Trading“, Mitherausgeber des ersten Teils von „Das große GodmodeTrader-Handbuch“ sowie einer der Autoren im zweiten Teil der Buchserie. Auf stock3 liegt sein Schwerpunkt auf charttechnischen Edelmetall-, Aktien- und Indexanalysen. Auf dem stock3 Terminal betreut der leidenschaftliche Swing-Trader seinen eigenen Desktop für Chartanalysen und Trading-Setups.

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