Kommentar
08:18 Uhr, 04.02.2019

Braucht Amerika ein Konjunkturprogramm?

Der Staat hat die Türen seit einer Woche wieder geöffnet. Das sollte gleich genutzt werden, um ein Konjunkturprogramm umzusetzen.

Die Steuersenkungen und Mehrausgaben des Staates verlieren ihren Zauber. Nach hohem Wachstum im vergangenen Jahr werden die USA nun von der globalen Abkühlung eingeholt. Soll das vermieden werden, muss jetzt gehandelt werden.

Vor den Wahlen im letzten Herbst haben Republikaner weitere Steuersenkungen in den Raum geworfen, diesmal nicht für Unternehmen, sondern für die Bürger. Diese wurden zwar auch teilweise entlastet, aber vor allem an der Spitze der Einkommenspyramide.

Die Wahlen sind vorbei und so recht will sich niemand mehr an das Versprechen erinnern. Das war zwar irgendwie klar, aber vielleicht helfen schlechte Wirtschaftsdaten in der ersten Jahreshälfte, um die Erinnerung aufzufrischen.

Der Aufschwung bekommt nämlich Kratzer. Ganz langsam werden die Menschen skeptischer. Der Anteil an Haushalten, die davon ausgehen, dass es ihnen in einem Jahr besser geht, sinkt. Auch das Zutrauen in das Geschäftsklima stagniert. Wirklich aufschrecken sollte allerdings die steigende Erwartung, dass die Arbeitslosigkeit auf Jahressicht steigen wird (Grafik 1).


Man kann die ersten Ansätze einer Trendwende erkennen. Deutlicher wird es, wenn man bestimmte Sektoren untersucht. Verbraucher tätigen vor allem dann Investitionen, wenn sie großes Zutrauen in die Zukunft haben. Zu solchen Investitionen gehören Autokäufe und der Erwerb von Wohneigentum.

2015 sagten noch 80 % der Amerikaner, dass es ein guter Zeitpunkt ist, um ein Haus zu kaufen. Heute sind es nur noch 60 %. Das klingt nach viel, ist es aber nicht. Zuletzt war der Prozentsatz während der Finanzkrise so niedrig (Grafik 2).


Gleiches gilt für den Autokauf. Seit 1985 bewegte sich die positive Einschätzung zwischen 55 % und 75 %. Mit derzeit 59 % sind wir eher am unteren Ende der Range angekommen. Die Stimmung kippt dabei nicht erst seit gestern, sondern bereits seit 2015 bei Immobilien und 2017 bei Autos.

Die Steuersenkung im vergangenen Jahr hat daran wenig geändert. Der Durchschnittsbürger hatte auch zu wenig davon. Damit die Situation nicht kippt, braucht es irgendetwas, um die Stimmung wieder zu verbessern. Ein Einkommenssteuersenkung wäre dafür wohl geeignet.

Ob sich der Staat das überhaupt leisten kann, steht auf einem anderen Blatt. Die USA stehen auch nicht vor einer tiefen Rezession oder einem großen wirtschaftlichen Schock. Nichtsdestotrotz drohen die USA 2019 in die Stagnation abzurutschen. Mit Blick auf das Wahljahr 2020 ist das auch für den Präsidenten problematisch.

Die Nachhaltigkeit von immer neuen Wahlgeschenken kann man anzweifeln. Wenn allerdings das oberste Ziel ist, einen Abschwung und eine Rezession zu vermeiden, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für ein Konjunkturprogramm.

Clemens Schmale

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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