Kommentar
14:30 Uhr, 03.03.2008

Bonus-Zertifikat mit multiplem Wiederbelebungsfaktor

Der heftige Kurssturz zu Jahresbeginn hat es wieder gezeigt. Auch die Alleskönner unter den Zertifikaten, die Bonus-Papiere, gehen irgendwann in die Knie. Mit rund 20 Prozent waren es laut Deutscher Bank auch nicht gerade wenige, die in der Horrorwoche um den 21. Januar ihre Absicherungsschwelle verletzten. Fairerweise muss man allerdings festhalten, dass dieser Produkttyp natürlich auch nicht den Anspruch erhebt, gegen jede Börsensituation gefeit zu sein. Sonst wären Kapitalschutzanleihen fast gänzlich überflüssig. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass Emittenten seither vehement nach sichereren Lösungen im Bonussegment suchen. So fand auch Sal. Oppenheim kürzlich den Weg zu den von der Commerzbank bereits seit Jahren erfolgreich gepflegten Bonus-Pro-Papieren mit nur temporär aktiver Barriere. Indes versucht es die HypoVereinsbank ganz aktuell nach dem „Katzenprinzip“. Denn wie heißt es da so schön im Volksmund: Die Katze hat neun Leben und genau die hat jetzt auch das neue Bonus Cap Spezial Zertifikat der Münchner auf die Daimleraktie. Ob sich der Emittent bei der Konzeption allerdings von alten Volksweisheiten leiten ließ, ist nicht überliefert, aber zumindest kann damit die bisher auch für Bonus-Produkte geltende alte Boxerregel „they never come back“ widerlegt werden.

An sich funktioniert das bis zum 26. Juni 2009 laufende Zertifikat wie seine herkömmlichen Artgenossen mit einem Puffer von 40 und einer Bonusrendite von maximal 11,50 Prozent (exkl. Ausgabeaufschlag). Entscheidender Unterschied: An insgesamt neun Handelstagen während der Laufzeit darf der Autobauer auf Tagesbasis auch auf oder sogar unter seiner Barriere notieren, ohne dass die Struktur davon beeinträchtigt wird. Ab dem zehnten Mal ist allerdings auch hier Schluss mit lustig und alle zusätzlichen „Leben“ sind verwirkt. Da sich die inaktiven Tage nicht auf einen bestimmten Zeitraum beziehen, eröffnet der neue „Spezial-Mechanismus“ reichlich Interpretationsmöglichkeiten und eignet sich als zusätzliche Absicherung gegen vereinzelte starke Kursausreißer ebenso wie zum Aussitzen von kurzen Baissephasen. Allerdings tauscht der Anleger die zusätzlichen Leben auch mit einer um einige Prozentpunkte niedrigeren Seitwärtsrendite ein. Außerdem dürfte es jetzt auch mit der Übersichtlichkeit vorbei sein, wenn zukünftig unterschiedlichst ausgestattete Produkte auf den Kunden losgelassen werden. Eine genaue Dokumentation der jeweils gerade noch verfügbaren „Knock-Out“-Chancen durch den Emittenten dürfte dabei noch das geringste Problem sein, um eine gewisse Vergleichbarkeit zu ermöglichen.

Der Börse Go Tipp:

Das „Spezial Cap“ ist eine witzige Idee, die aber recht deutlich auf Kosten der Performance und Transparenz bzw. Nachvollziehbarkeit geht. Auf der anderen Seite hätten sich sicherlich viele Anleger von bereits „geknockten“ Produkten wenigstens eine zweite Chance bereits viel früher gewünscht.

Daimler Bonus Cap Spezial Zertifikat

Emittent/WKN:

HypoVereinsbank / HV5YE6

Laufzeit:

26.06.2009

Preis: (in Zeichnung: 25.02.08-14.03.08)

Ausgabepreis: 100 € zzgl. 1 € Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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