Kommentar
08:52 Uhr, 25.09.2015

Böses Omen?

Die gesrtigen Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA waren gut. Den Markt stört das bei seiner Talfahrt nicht. Wieso?

Die Wirtschaftsdaten sind gut - noch. Vor einem Trendwechsel hat derzeit jeder Anleger Angst und das spiegelt sich in den Kursen wider. Einerseits boomt der Jobmarkt in den USA nach wie vor und die Wirtschaft wächst in robustem Tempo. Andererseits scheint die chinesische Wirtschaft zusammenzufallen. Ein Abschwung in China ist kein rein chinesisches Problem. Selbst das geringe Exportvolumen der USA in die Volksrepublik ist kein Argument unbesorgt zu sein.

Ein Abschwung in China hat viele indirekte Folgen für die US Wirtschaft, die als relativ isoliert gilt. Die Angst vor einer nachlassenden Nachfrage Chinas lastet seit langem schwer auf dem Rohstoffsektor. Die Preise für Energierohstoffe und Metalle sacken in sich zusammen. Das trifft auch die USA und nicht nur im Bereich der Energierohstoffe. Die USA sind nach wie vor ein großer Produzent von vielen verschiedenen Rohstoffen. Darunter fällt z.B. auch Kupfer. Die USA sind unter den Top 5 Produzenten weltweit, noch vor Ländern wie Australien, die sehr viel enger mit Rohstoffen in Zusammenhang gebracht werden.

Die sinkenden Rohstoffpreise lasten in mehrfacher Hinsicht auf der Wirtschaft. Es wird weniger investiert (geschätzte 50-70 Mrd. pro Jahr). Gleichzeitig werden Arbeitsplätze abgebaut. Der Abbau von Arbeitsplätzen findet nicht nur bei den Rohstoffproduzenten direkt statt. Man sieht ihn inzwischen überall. Heute meldete Caterpillar den Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen. Diese Meldung kommt, nachdem das Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits 30.000 Stellen gestrichen hat.

Für viele Anleger ist die Meldung vielleicht nur eine Randnotiz. Sie hat jedoch viel größere Auswirkungen und betrifft nicht nur Caterpillar. Zum einen muss man sich fragen wie lange der Arbeitsmarkt noch rund laufen kann, wenn immer mehr Unternehmen beginnen Stellen zu streichen. Zum anderen produzieren US Unternehmen weltweit Güter, die direkt und indirekt mit dem Rohstoffsektor in Zusammenhang stehen. Die Produktion findet im Ausland statt. Sinkende Produktion hat dann wenig mit dem Arbeitsmarkt in den USA zu tun, dafür aber mit der Ertragskraft von US Unternehmen.

Caterpillar erwirtschaftete im vergangenen Quartal 12 Mrd. USD. Weniger als die Hälfte davon kam aus Nordamerika. Dort hielt sich der Umsatz noch einigermaßen gut und sank auf Jahressicht um lediglich 6%. In anderen Regionen kommen ganz andere Zahlen zustande. Im asiatischen Raum sackten die Umsätze 21% ab. Das lag nicht allein an Währungseffekten, denn einer der größten Abnehmer der Produkte ist China und die chinesische Währung ist de facto an den Dollar gekoppelt.

Caterpillar erwartet für dieses und kommendes Jahr weitere Umsatz- und Gewinnrückgänge. Das hat Anleger aufgeschreckt. Es wäre die längste Schrumpfungsphase der Firmengeschichte. Das liegt nicht nur am Rohstoffsektor, der weniger investiert und Maschinen kauft. Ein Drittel des Umsatzes kommt aus dem Verkauf von Maschinen und Zubehör an die Bauindustrie. Hier sank der Umsatz besonders stark, in Asien gleich um 30%.

Wenn der Umsatz in Asien - vor allem getrieben durch China - so drastisch einbricht, dann liegt dort etwas im Argen. Laut Unternehmensangaben kommt der überwiegende Großteil der Umsätze aus Asien aus China und Japan. Der Yen wertet zwar ab, aber in den vergangenen 12 Monaten hielt sich die Abwertung ziemlich in Grenzen. Die Umsätze dürften real, ohne Währungseffekt, um über 20% gesunken sein. Das ist nicht nur dramatisch, das ist katastrophal.

Die Aktie fällt wie ein Stein. Seit Juni hat die Aktie knapp 30% verloren. Auf Jahressicht liegt das Minus bei 40%. Das ist ein handfester Bärenmarkt, der so schnell nicht enden wird. Der Langfristchart von Caterbillar seit den 60er Jahren zeigt die Aktie im Vergleich zum S&P 500 sowie zu Kupfer. Es gibt gewisse Parallelen im Verlauf von Kupfer und der Aktie, was einfach daran liegt, dass Caterpillar die Produzenten mit Maschinen ausstattet. Kupfer ist dabei auch ein Indikator für alle anderen Rohstoffpreise.

Obwohl Kupfer lange Zeit seitwärts lief und real sogar günstiger wurde, konnte die Caterpillar Aktie steigen. Das lag unter anderem daran, dass der enorme Bauboom in Asien, namentlich China, ein schwaches Rohstoffgeschäft mehr als kompensieren konnte. Jetzt ist das nicht mehr so. Heute kämpft das Unternehmen und die Welt an zwei Fronten: sinkende Investitionen bei Rohstoffen, Arbeitsplatzabbau im Rohstoffsektor und ein Ende des Baubooms in China.

Es werden in den kommenden Monaten viele Arbeitsplätze gestrichen werden - weltweit. Auch der US Markt ist davor nicht gefeit. In der metallverarbeitenden Industrie ist die Beschäftigungstendenz seit Monaten negativ. Das gesamte produzierende Gewerbe droht bis Jahresende zu folgen. Vom Rohstoffsektor selbst muss man gar nicht sprechen.

In den USA werden viele Stellen im Bereich Professional Services (Notare, Anwälte usw.) sowie im Gastgewerbe geschaffen. Der Stellenaufbau muss sich hier noch beschleunigen, um den Abbau in der Industrie und im Rohstoffbereich auszugleichen - einmal ganz davon abgesehen, dass man einen Industriearbeiter nicht eben mal schnell zum Rechtsanwalt umschulen kann.

Die Stärke des US Arbeitsmarktes kann trügerisch sein. Es ist kaum vorstellbar, dass der Arbeitsmarkt weiterhin boomt, wenn viele Groß- und Kleinunternehmen in einer handfesten Krise stecken.

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    Ich beobachte die Zahlen von Cartepillar schon seit X Monaten. Sie sind ein guter Frühindikator. Die Zahlen haben sich kontinuierlich verschlechtert und es ist kein Ende der Verschlechterung in Sicht. Deswegen kann ich Yellen auch nicht Ernst nehmen, wenn sie sagt, dass sie die Zinsen doch noch erhöhen will. Das möchte ich sehen. Man sollte nie etwas androhen, was man dann nicht tut oder tun kann. Danach glaubt man demjenigen gar nix mehr.

    10:14 Uhr, 25.09. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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