Kommentar
10:58 Uhr, 16.09.2021

Börsen-Profis pessimistisch wie im Corona-Tief

Die Konjunkturerwartungen der globalen Fondsmanager sind dramatisch eingebrochen. Trotzdem wollen sie sich kaum gegen Kursrückgänge am Aktienmarkt absichern.

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Die Bank of America befragt regelmäßig die weltweite Fondsmanager-Elite nach ihren Aussichten für Markt und Wirtschaft. An der jüngsten "Fund Manager Survey" nahmen insgesamt 258 Fondsmanager teil, die zusammen 839 Milliarden Dollar an Anlagegeldern verwalten.

Die Konjunkturerwartungen der befragten Börsen-Profis haben sich zuletzt dramatisch eingetrübt. So rechnen nur noch 13 Prozent der befragten Fondsmanager mit Wachstum in den kommenden Monaten, nachdem im März noch 91 Prozent mit Wachstum gerechnet hatten. Die Ausbreitung der Delta-Variante ist offenbar der Hauptgrund für den abnehmenden Optimismus. Die Konjunkturerwartungen der Fondsmanager haben damit den tiefsten Stand seit April 2020 erreicht.

Die Erwartungen für steigende Unternehmensgewinne sind von 89 Prozent im März auf nur noch 12 Prozent gesunken und die Inflationserwartungen sind zudem zum ersten Mal seit Mai 2020 wieder in den negativen Bereich gesunken.

Trotz der pessimistischen Erwartungen für die Wirtschaftsentwicklung rechnen die Börsen-Profis aber offenbar nicht mit sinkenden Notierungen am Aktienmarkt. So befindet sich das Volumen von Absicherungen gegen sinkende Kurse laut Umfrage auf dem tiefsten Stand seit Januar 2008. Auch ist die Positionierung mit einer Aktien-Allokation von 50 Prozent weiterhin recht bullisch und liegt über dem langjährigen Durchschnitt von 29 Prozent.

Die Fondsmanager erwarten überwiegend, dass die US-Notenbank ihre geldpolitische Unterstützung demnächst reduzieren wird, betrachten dies aber nicht als großes Problem. So rechnen 84 Prozent der Fondsmanager damit, dass die Fed die Reduzierung ihrer Anleihenkäufe bis Jahresende beginnen wird, wie die Fed dies bereits angedeutet hatte. Mit der ersten Zinserhöhung rechnen die Fondsmanager aber überwiegend erst Anfang 2023. Ganze 60 Prozent der befragten Fondsmanager waren der Meinung, dass die Geldpolitik derzeit "zu stimulierend" sei und die Liquiditätssituation an den Märkten wurde derzeit als die beste seit Juli 2007 beurteilt.

Als den "most crowded trade" (also den "populärsten Trade" oder auch die "am stärksten gehypte Wette") betrachten die Fondsmanager weiter Technologieaktien, gefolgt von ESG-Aktien und einer Shortposition auf chinesische Aktien.

Am stärksten zum positiven verändert hat sich die Positionierung der Fondsmanager bei japanischen Aktien, nicht-zyklischen Konsumgütern und Industriewerten. Am stärksten zum negativen verändert hat sich die Positionierung bei zyklischen Konsumgütern, Schwellenländern und Aktien insgesamt.

Nach einer Rücktrittsankündigung des japanischen Premierministers Yoshihide Suga war der Aktienmarkt in Tokio Anfang September in die Höhe geschossen, was zur Aufhellung der Erwartungen bei den globalen Fondsmanagern beigetragen haben dürfte.

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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