Börsen am Scheideweg? DAS kann alles schiefgehen!
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Brexit
Der Markt ignoriert den Brexit (=Ausscheiden Großbritanniens aus der EU) völlig. Das liegt möglicherweise daran, dass alle kritischen Abstimmungen der letzten Jahre letztlich doch zugunsten der EU ausfielen. Das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Verbleib Großbritanniens keinesfalls ausgemachte Sache ist. Den jüngsten Umfragen zufolge sind etwa 47 % der Bevölkerung für einen Verbleib. 41 % sprechen sich dagegen aus. Der Rest der Wählerschaft ist unentschlossen.
Der Vorsprung der Befürworter eines Verbleibs erscheint auf den ersten Blick komfortabel. Abgestimmt wird jedoch erst am 23.6. und bis dahin kann noch viel passieren. Unter anderem die Flüchtlingskrise kann das Ergebnis noch wesentlich beeinflussen. Der Flüchtlingsstrom ist zuletzt abgeebbt, doch das kann sich in den kommenden Wochen wieder ändern.
Beim Flüchtlingsstrom geht es nicht nur um Syrien und das bestenfalls merkwürdige Verhalten der Türkei, sondern auch um den Flüchtlingsstrom aus Afrika. Wegen schlechten Wetters ebbt der Flüchtlingsstrom im Winter ab. Nun ist Frühling und die Zahl an Flüchtlingen, die über das Mittelmeer kommen, wird wieder steigen.
Wegen der Syrienkrise ist der Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer etwas in Vergessenheit geraten. Das kann sich wieder ändern. Es hilft nicht, wenn sich die Szenen aus dem letzten Jahr vor der Abstimmung wiederholen und einzelne Länder ihre Grenzzäune wieder aufbauen.
Die Abstimmung ist noch lange nicht gewonnen. Ein Brexit würde die EU spalten und für große Unruhe sorgen. Ein Rückfall in die Rezession und eine Rückkehr der Eurokrise sind vorprogrammiert.
Portugal, Spanien
Spanien hat es nicht geschafft eine Regierung zu bilden. Es wird am 26.6. Neuwahlen geben. Bis zum Wahltermin ist das Ergebnis der Brexit-Abstimmung bekannt. Gewinnen die EU Gegner in Großbritannien, dann dürfte das den Wahlausgang in Spanien maßgeblich beeinflussen. Ein Sieg von EU Gegnern ist dann auch in Spanien zu befürchten. Die Eurokrise nimmt in der Folge wieder Fahrt auf.
Portugal wählt zwar nicht, doch auch hier brodelt es. Die neue Regierung hatte die Wahl gewonnen, indem sie ein Ende der Sparpolitik versprach. Inzwischen hat sich das relativiert, doch die Haushaltslage des Landes ist auch mit Sparbemühungen schwierig. Das führte vergangene Woche zu einem Moment des Zitterns.
Portugal wird von allen großen Rating Agenturen im Ramschbereich angesiedelt. Aktuell gibt es nur eine kleinere Rating Agentur aus Kanada, DBRS Ltd., die Portugal noch mit einem Investment Grade Rating versieht. Das ist von zentraler Bedeutung, denn verliert Portugal dieses Rating, dann kann die EZB keine portugiesischen Anleihen mehr kaufen.
Kommt es zum Brexit oder einer Neuauflage der Eurokrise wegen des Wahlausgangs in Spanien, dann dürfte Portugal das notwendige Rating verlieren. Die Anleiherenditen werden steigen. Portugal würde wohl ein neues Rettungspaket benötigen. Spätestens dann ist die Eurokrise mit voller Wucht zurück.
Irak
Der Irak ist bereits seit Monaten unregierbar. Nun eskaliert die Lage. Das Parlament wurde gestürmt. Der Irak befindet sich am Rande des Zusammenbruchs, nicht nur politisch, sondern auch militärisch. Je größer das Chaos in der Politik ist, desto einfacher wird es für den IS wieder Boden zu gewinnen.
Es wird vielleicht nicht zu einer Lage wie in Syrien kommen, doch es geht in diese Richtung. Es gibt viele rivalisierende Gruppen, die in einen offenen Konflikt miteinander treten können. Die Folge ist eine weitere Flüchtlingskrise und die Gefahr, dass sich die ganze Region destabilisiert.
Südamerika
In Südamerika gibt es aktuell mehrere Brandherde. Der neue argentinische Präsident stößt große und schmerzhafte Reformen an. Die Bevölkerung ist unzufrieden und legt das Land lahm. Die Reformen sind zwar gut und notwendig, doch nach jahrelangen Geldgeschenken durch die Regierung braucht es viel Arbeit, um die Grundeinstellung der Bevölkerung zu ändern. Das kann gutgehen, muss es aber nicht. Argentinien könnte in die nächste politische Krise stolpern.
Brasilien macht vor wie das geht. Die Präsidentin steht vor der Amtsenthebung. Der Markt feiert dies zwar, doch das ändern nichts daran, dass sich Brasilien laut Forschungsinstitut IPEA in der schwersten wirtschaftlichen Krise seit 1901 befindet (frühere Daten gibt es nicht).
Es hilft weder den jeweiligen Ländern noch der Weltwirtschaft, wenn sich ein ganzer Kontinent auf eine politische und wirtschaftliche Krise zubewegt. Am Ende stehen Staatsbankrotte. Ein Bankrott Brasiliens ist möglich und dürfte eine Schockwelle durch die Welt schicken.
Japan
Japan ist wieder kurz davor, in eine wirtschaftliche Schockstarre zurückzukehren. Die ewige Rezession und Deflation seit Mitte der 90er Jahre hat die Welt kaum berührt. Das wird dieses Mal nicht anders sein. Die Notenbank und die Politik dürften der Entwicklung jedoch früher oder später entgegentreten. Darin liegt das Risiko für die Welt. In einem letzten Akt geldpolitischer Lockerung und expansiver Fiskalpolitik könnte das Kartenhaus aus Schulden und Geldvermehrung zusammenfallen. Ein Zusammenbruch der japanischen Währung wäre die Folge. Das geht an der Welt dann nicht spurlos vorüber.
Präsident Donald Trump
In den USA wird in einem halben Jahr gewählt. Kann Donald Trump antreten und ist sein Gegner Hillary Clinton, dann gilt das Ergebnis der Wahl als gut vorhersehbar. Clinton dürfte gewinnen, doch da sollte man sich nicht zu sicher sein. Clinton musste überraschend mehrere Vorwahlniederlagen gegen Bernie Sanders hinnehmen.
Es gab viele Überraschungen im Vorwahlkampf. Auch bei der eigentlichen Wahl kann es zur Überraschung kommen, insbesondere, wenn Trump mit einem moderaten Vizepräsidenten ins Rennen geht, der auch die Mitte besser erreicht. Keiner weiß, was ein Präsident Trump von all seinen großspurigen Ankündigungen umsetzen wird, doch ein großes Risiko für die Weltwirtschaft ist er allemal. Von einem ausgeprägten Protektionismus bis hin zu großangelegten Militäreinsätzen kann alles dabei sein.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch nur eines dieser Risiken manifestiert, ist gering. In diesem Jahr gibt es jedoch eine starke Häufung von Ereignissen, die eine langfristig wegweisende Wirkung haben können. Als Anleger muss man sich gut überlegen, ob man nicht vor diesen wichtigen Terminen seine Investitionsquote (nach unten) anpasst.
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China kein Risiko mehr? Finde schon bemerkenswert wie schnell das Thema aus den Köpfen verschwindet, sobald man mal ein paar Wochen nichts mehr davon hört...
Passend zum Thema auch: "Eine Bestandsaufnahme zerstörerischer Währungspolitik": Jörg Guido Hülsmann
Die größte Gefahr ist nach meiner Einschätzung, dass aufgrund der prekären Situation es zu immer mehr Repressionen von Seiten der Staaten gegen die Bürger kommt.
In den einen Nachrichten erfährt man, dass Grüne neue Staatseingriffe fordern, in den nächsten Nachrichten sind es Linke, die so etwas fordern und dann sind Rechte und Konservative in den Nachrichten, welche individuelle Freiheiten opfern.
"Nein, so geht weder Frieden, noch Wohlstand, denn ohne Freiheit wächst nichts. Ohne Freiheit wachsen weder Menschen, noch Pflanzen. Ohne Freiheit wachsen keine guten Werte und Einstellungen. Ohne Freiheit wachsen keine Freundschaften und keine Beziehungen. Ohne Freiheit gedeiht nichts." (Tommy Casagrande)
In Sachen Brexit kippt die Lage gerade - und zwar zu Gunsten der Befürworter eines Austritts:
http://www.t-online.de/wirtschaft/id_77668422/-bre...
Ein schwarzer Schwan sind Ereignisse, die unvorhergesehen kommen. Die von Ihnen genannten Punkte sind an den Märkten weitestgehend bekannt, können sich wie Sie dargestellt haben sicherlich verschlimmern. Was in Ihrem Beitrag m.E. fehlt sind Ansätze für noch nicht bekannte Themen.
@Herrn Schmale:
Schon wieder ein recht guter Überblick zu nicht ganz unwichtigen Themen.
Danke und viele Grüße!