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11:34 Uhr, 22.03.2001

BörseGo 11/2001

Liebe Leserinnen und Leser,

Die Hauptindices fielen in der vergangenen Woche auf neue Rekordniveaus, nachdem aus Fernost bekannt wurde, dass die japanische Wirtschaft vor einer neuen langanhaltenden Rezession stehen könnte. Erst vor zwei Jahren befand sich Japan´s Wirtschaft in einer tiefen wirtschaftlichen Talsohle.

Bereits vor zwei Wochen senkte die Bank of Japan den offiziellen Diskontsatz um 0.1 Prozentpunkte auf 0.25%. Der Tagesgeldzinssatz wurde von 0.25% auf 0.15% gesenkt. Im Herbst letzten Jahres war Japan von dem Nullzinsniveau abgewichen, zu dem man jetzt wieder zurückkehren möchte.

Durch die schwache wirtschaftliche Lage in Japan haben viele Unternehmen Probleme, ihre Kredite an die Banken zu begleichen - somit haben japanische Banken zur Zeit 7% ihrer Gesamtforderungen in uneinbringlichen Positionen verbucht, was sogar noch anwachsen dürfte. Dabei wurden bereits uneinbringliche Forderungen in Milliardenhöhe abgeschrieben. Die Staatsverschuldung der Regierung in Japan liegt bei 135% des Bruttosozialproduktes. Des weiteren schrumpfte das BSP um 2.4% im dritten Quartal.

Des weiteren trägt der Hauptindex in Japan, der Nikkei 225, durch seine schwache Performance zu der sehr negativen Lage in Japan bei. Der Nikkei 225 konnte in der vergangenen Woche wie die amerikanischen Indices die Chance einer Bodenbildung an Hauptunterstützungslinien nicht nutzen und stürzte weiter auf ein 15-Jahres-Tief ab.

Die Regierung Japans wird nun nur die Möglichkeit haben, durch die Erhöhung der Liquidität die Wirtschaft anzukurbeln, dies könnte z.B. durch die erneute Einführung des Nullzinsniveaus ermöglicht werden. Durch diese Intervention wird zwangsläufig auch der Yen zum Dollar fallen. In der letzten Woche fiel der Yen zum Dollar auf ein 22-Monatstief auf 122.92 Yen. Hier Sollte man darauf hinweisen, dass ein schwacher Yen in den Jahren von 1995 bis 1997 ein Hauptfaktor für die schwere Asienkrise war. Ebenfalls gab die Regierung Süd Koreas bekannt, dass auch hier das Wirtschaftswachstum im negativen Bereich liegen wird. Somit scheint sich auch in Fernost die Lage zuzuspitzen. Eine Wiederholung der Situation, welche vor 4 Jahren herrschte, scheint jedoch unwahrscheinlich - kann aber nicht völlig ausgeschlossen werden.

Auf der anderen Seite des Globus wurde der Euro zum Dollar auf einem drei-Monats-Tief von 89.14 cents gehandelt, um am Freitag dann leicht höher bei 89.72 cents zu schließen. Der Dax fiel entscheidend unter die Marke von 6000 Punkten und der Neue Markt fiel unter 2000 Punkte, wo doch noch im letzten Jahr ein Stand über 9000 Punkten zu sehen war.

Laut einem aktuellen Bericht im Newsweek Magazine glauben rund drei Viertel der US-Amerikaner an eine Rezession. 71% glauben an eine Rezession im laufenden Jahr und 54% glauben, sich schon in einer solchen zu befinden. Ökonomen definieren eine Rezession für gewöhnlich mit zwei nach einander folgenden Quartalen mit einem negativen Wachstum des Bruttosozialproduktes, zu englisch Gross Domestic Product (GDP). 43% werden vorerst Pläne zurückstellen, neue Immobilien zu erwerben oder bestehende zu erweitern und 44% der Bevölkerung werden von dem ursprünglichen Vorhaben abweichen, ein neues Fahrzeug zu kaufen. Diese Daten basieren auf einer Umfrage, an welcher 1,004 Amerikaner ab 18 Jahren teilnahmen. Die Umfrage wurde von Dienstag bis Freitag vergangener Woche durchgeführt, als sich die Börse in den USA in einer der schlechtesten Wochen in der Geschichte der Wall Street befand.

Der Nasdaq durchbrach - nachdem in der vorletzten Woche schon die 2000 Punkte-Marke nicht halten konnte - in der letzten Woche die 1900 Punkte Marke und fiel um 7.9% oder 161.87 Punkte auf 1890.91 Zähler. Dies repräsentiert das niedrigste Niveau seit Dezember 1998. Vom Höchststand ist der führende Tech-Index nun 63% oder 3187,95 Punkte entfernt. Intraday wurde am Freitag genau der 52-Wochen-Tiefststand von 1877.69 Punkten erreicht.

Auch der Dow Jones bekam erstmals die Unsicherheit massiv zu spüren. Die Nachricht, IBM würde die Advertising-Ausgaben erhöhen, welche dahingehend gedeutet wurde, dass auch dieses Vorzeigeunternehmen mit sinkenden Gewinnen konfrontiert sei, trug zu dem Kurssturz an diesem Tag bei. Der Index fiel in der vergangenen Woche insgesamt um 7.7% oder 821.21 Punkte auf 9823.41 Punkte. Hiermit wurde die schlechteste Wochenperformance des Dow Jones realisiert und die wichtige Marke von 10.000 Punkten durchschritten. Somit scheint sich nun die Korrektur, welche sich bisher hauptsächlich auf dem Technologie-Sektor beschränkte, auch auf die alte Ökonomie auszudehnen. Dies zeigt, dass dem Markt nun massiv Kapital entzogen wird, da auch die großen Investoren sich aus den Big Caps des Dow Jones verabschieden, welche sie bisher noch hielten.

Die gesamte wirtschaftliche Grosswetterlage sieht sich zur Zeit bildlich gesprochen mit 250 km/h auf der Autobahn in eine Nebelbank fahren - Abby Cohen scheint eine sehr gute Rennfahrerin zu sein und erhöhte sogar ihre "Geschwindigkeit", indem Sie den verbleibenden Cash-Anteil von 5% des Gesamtdepots nun ebenfalls in Aktien anlegte.

In der nächsten Woche erwartet die Börse eine Zinssenkung von 75 Basispunkten, welche den Leitzins auf 4.75% senken würde. Doch wird angenommen, dass dies nur einen kurzfristigen Effekt auf die Börsen haben werde - da es immer noch unsicher ist, in wie fern und wie schnell sich dieser Zinsschritt auf die Fundamentals der Unternehmen auswirken kann oder wird.

Nach den neuesten Arbeitsmarktdaten des zuständigen Ministeriums scheint eine Zinssenkung der FED am nächsten Dienstag wahrscheinlicher. Der Arbeitsmarkt scheint sich zu entspannen, die Tendenz ist jedoch weiter schwach, die Arbeitslosenrate dürfte sich weiterhin in steigender Tendenz befinden und der Preisdruck schwindet. Gegenüber der Vorwoche blieben die Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe unverändert bei 375.000, der 4-Wochen Durchschnitt befindet sich jedoch auf 32-Wo. Hoch bei 364.250. Die Importpreise stiegen im Februar nur um 0,1%, obwohl die ÖL-Preise um 1,7% anstiegen. Die Exportpreise fielen um 0,2%.

Des weiteren bleibt anzumerken, dass eine Zinsserhöhung in der Wirtschaft eine schon bestehende Nachfrage bremst, wo hingegen eine Zinssenkung erst eine nicht bestehende Nachfrage schaffen muss - somit ist eine Zinserhöhung immer weit effektiver mit kurzfristigeren, spürbaren Auswirkungen als der entgegengesetzte Schritt.

Wer verfehlt die Erwartungen - Commerce One?

Einen schwachen Ausblick lieferte das Softwareunternehmen Oracle, nach dem man Zahlen für das dritte Quartal präsentiert hatte. Die Zahlen für das dritte Quartal wiesen einen Gewinn von 583 Mio $ oder 10 Cents/Aktie nach 503 Mio $ im Vorjahreszeitraum aus. Die durchschnittlichen Analystenschätzungen lauteten ebenso auf 10 Cents/Aktie.

George Santana von Wedbush Morgan ist der Meinung, dass im Software-Segment jedes Unternehmen Gefahr läuft, die Erwartungen nicht zu erfüllen - und genau dies wird momentan von Markt eingepreist. Im nachhinein könnte sich bei dem einen oder anderen Wert das jetzige Kursniveau seiner Ansicht nach als günstige Kaufgelegenheit herausstellen. Santana nimmt auch den Standpunkt ein, dass die wirkliche Wirtschaftssituation nicht derart dramatisch ist, wie sie von vielen dargestellt wird.

Nun stellt sich auch die Frage: Wer könnte im Softwaresegment die Erwartungen der Analysten verfehlen?

Lt. Jim Moore von Deutsche Banc Alex. Brown steht hier Ariba ganz oben auf der Liste. Ariba muss seinem Einblick nach noch die Mehrzahl seiner geplanten Aufträge abschliessen. Auch Commerce One und i2 Technologies sind hier lt. Moore heisse Kandidaten. I2`s Director of IR gibt gewisse Unsicherheiten und Veränderungen im Wirtschaftsumfeld zu, "man versuche jedoch den Unternehmensplan umzusetzen".

Anfragen bei Ariba und Commerce One blieben unkommentiert.

Der Analyst verfolgte in bisher 20 Jahren Börse keinen so schnellen Abfall der Nachfrage im Softwarebereich. Sollte diese Situation weitere 6 Monate anhalten, könnten diese Aktien seiner Meinung nach vom jetzigen Kursniveau weitere 50-60% verlieren. Weitere potentielle Gewinnwarnungs-Kandidaten seien Siebel, Veritas, Bea Systems, PeopleSoft und auch E.piphany.

David Garrity von Dresdner Kleinwort vertritt dagegen den Standpunkt, dass der Markt bereits über diese Ereignisse hinwegschaut und die möglichen Warnungen bereits zum Grossteil eingepreist sind.

Moore ist sich nicht so sicher. Er sieht weiteres Abwärtspotential, da bisher nur die Anpassung der Bewertung an historische Maßstäbe durchgeführt wurde, nun aber evtl. noch teilweise die Einpreisung der gesunkenen Wachstumsaussichten bevorstehe. Denn die Aktien sind seiner Meinung nach objektiv nicht billiger geworden. Im Gleichklang mit den Kursen seien ja auch die Gewinnerwartungen gefallen.

Die Marktanalyse - von Bullen und Bären

Selten findet man die beiden Lager der Bullen und Bären so gespalten wie in der aktuellen Situation. Die einen sprechen von der großen Trendwende, dem gefundenen Boden und großen Chancen, die anderen prophezeien langjährige Bärenmärkte, eine kollabierende Weltwirtschaft und viel Leid für den Anleger.

Milton Ezrati gehört zu den erst genannten. Der Fondsmanager, der 40 Milliarden $ verwaltet, ist in den letzten Wochen zu einer bullishen Einschätzung umgeschwenkt, nach dem er sich dem "Dot-com-Wahn" ferngehalten hatte und hat nun sein Portfolio agressiver bestückt.
"Wir befinden uns in einer Situation in der der Markt nicht unbedingt als billig zu bezeichnen ist. Vielmehr scheint er zu realistischen Einschätzungen zurückgekehrt zu sein und bietet gute Werte zu vernünftigen Preisen. Daher sehen wir in der Technologie gute Chancen derzeit", erklärte er.

Andere schütteln indessen unverständlich den Kopf angesichts der verheerenden Abwärtsspirale, die in den vergangenen 12 Monaten 4,9 Billionen $ Investorengelder den Jordan herabgespült hat und deren Ende noch nicht in Sicht ist. Außerdem stehe Japan vor dem finanziellen Kollaps und die Weltwirtschaft befinde sich schon jetzt in einer tiefen Krise, argumentieren sie.
Noch weniger verstehen sie diejenigen, die angesichts dieser Tatsachen jetzt schon wieder zum Kauf blasen.
"Die Leute checken das nicht, wir befinden uns in einem Bärenmarkt", äußerte der Analyst Rick Berry, der im letzten Jahr durch sein Sell-Rating auf Cisco für Aufsehen gesorgt hatte, sein Unverständnis.
"Wie kann man in einer solchen Situation so zum Kauf raten? Wir hatten Jahre prosperierender Börsen, nun sind die Bären an der Reihe. Viel Geld wird man nicht mehr verdienen können, wenn überhaupt. Und was wir gesehen haben ist erst der Anfang", erläuterte er seine Prognose.

Die Daten aus Wirtschaft, Unternehmen und der Anlegerpsyche deuten auf eine Pattsituation hin.
Die Optimisten verweisen auf die nachweislich sehr schlechte Stimmung bei den Investoren, die sich dem Nullpunkt nähere, was bislang als guter Indikator für eine Trendwende war.
Die Pessimisten führen in ihrer Begündung die abstürzende Weltwirtschaft an, die den Markt in den nächsten Jahren in tiefem Bärenterritorium behalten könnte.

Die Bullen um Ezrati wollen zur Zeit eine 180-Grad-Wende im Anlegerverhalten gegenüber dem, was in den letzten Jahren an Ansichten vorherrschte, beobachtet haben. Die Euphorie, welche die Hightechwerte in schwindelerregende Kurshöhen getrieben habe, sei nun vollständig verflogen, statt dessen sei nun das krasse Gegenteil eingekehrt: Alles was nach Hightech oder New Economy aussehe werde fast schon verteufelt, der Begriff von der Crash-Economy sei zum geflügelten Wort avanciert.
Nun sei man auf attraktivem Bewertungsniveau angelangt und die Erwartungen seien sehr tief angesetzt.
Wenngleich viele Bullen darauf hinweisen, daß es der Kursverfall noch einige Tage anhalten könnte. Die wichtigste Erkenntnis sei aber, daß eine Bodennähe zu verspüren sei und die abschließende Bodenbildung kurz und schmerzlos ablaufen würde.
"Genauso schnell wie es weiter nach unten geht, werden wir wieder hochkommen", glaubt Ezrati.
"Ich fühle den Boden unter den Füßen", meint er, "die Leute verhalten sich genau konträr zu dem was sie vor einem Jahr noch geglaubt haben. Der Hype konnte genauso wenig gut gehen wie die aktuelle Stimmung anhalten kann. In beiden Fällen wurden die fundamentalen Bewerungsmaßstäbe durch Übertreibungen ad absurdum geführt", lauten seine Argumente.

In der Tat hat sich die Stimmung in den letzten Wochen noch einmal radikal verschlechtert.
Im Schnitt glauben Analysten beispielsweise beim breitgefächerten S&P500, der alle Sektoren beinhaltet, an einen 6,3%-Rückfall der Unternehmensgewinne im ersten Quartal und an einen Rückgang von 4% durchschnittlich im zweiten Quartal, jeweils auf das Jahr bezogen.
Die gleichen Analysten gingen vor zwei Wochen noch von einem 3,6%-igen Rückgang im ersten Quartal und einem 1,7%-igen Abfall im zweiten Quartal aus.

Die Bären können diese Argumente angesichts der vermeintlich bedeutsameren Wirtschaftsgefahr nicht verstehen.
"Da gibt es noch so viele Unsicherheiten, wie um alles in der Welt kann man jetzt in dieser Lage von einem Boden sprechen?, meint oben zitierter Berry. "Das ist bestimmt nicht die richtige Zeit um Aktien zu kaufen, tut mir leid. Ihr wollt den Boden eines Bärenmarktes austesten, na bitte, geht voran, rennt Euch das Hirn ein, aber beschwert Euch im Nachinein nicht", ruft er den Bullen zu.

Nach Berry´s Prognosen wird der Nasdaq bei 1000 bis 1200 Punkten einen Boden finden, der Dow werde gar auf 7500 bis 8000 Punkte fallen. Eine nachhaltige Trendwende am Aktienmarkt sieht er frühestens im Jahre 2002.

Die Wirtschaftsdaten gaben ihm bislang recht, die stets auf eine im Sinkflut befindliche Konjunktur hindeuteten. Auch Präsident Bush zeigte sich besorgt über die Lage der US-Wirtschaft, obwohl er beteuerte, nach wie großes Vertrauen in sie zu haben.

"Es besteht immer noch eine große Gefahr für eine Rezession", glaubt Fondsmanager Jay Mueller, der 45 Milliarden $ verwaltet. "Wir befinden uns gerade auf der Kippe zwischen Bewertungskorrektur und einer ausartender Rezession", meint er zu wissen.

Die jüngsten Meldungen aus Japan scheinen indessen den Bären weiter unter die Arme zu greifen.

"Wenn ein Boden erstmals gefunden ist, bleibt uns immer noch genug Zeit, in die Märkte einzusteigen, die Aktien verschwinden nicht von auf morgen", lautet der Tenor der Bären.

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VIPs & Analysten - die letzte Woche im Resumé

Cisco`s Chambers zur Zinspolitik

Cisco`s CEO John Chambers wäre lt. eigener Aussage sehr enttäuscht und überrascht, wenn die FED in der kommenden Woche nicht aggressiv die Zinsen senken würde. Auf die Frage wieviel er denn erwarte, antwortete er "mehr ist besser als zu wenig".

Analysten erwarten am Dienstag eine Reduzierung der Zinsen um zumindest einen halben Prozentpunkt, um die Konjunktur wieder anzukurbeln. Telekommunikationsunternehmen und andere Grosskonzerne kürzen ihre Ausgabenplanungen und fragen weniger Produkte von Cisco, wie auch von anderen Tech-Unternehmen nach. Am Freitag kündigte Cisco daher die Streichung von 5000 Jobs an.

Gibt es 'den' sicheren Hafen ?

Nach Aussagen der Analysten und Fondsmanagern gäbe es im Bereich der Technologieaktien keinen sicheren Hafen, jedoch seien einige starke und kräftige Unternehmen vorhanden. So nennen sie zum Beispiel den Sektor der Datenspeicherung als starken Bereich. Dort vor allem das Unternehmen EMC, dass besonders jetzt wo die Aktie nach einem Höchststand von mehr als 100 US-$ im Bereich 30 US-$ stehe, interessant sei. Denn auch in einer schwachen Wirtschaft würden die Datenmengen wachsen und die Unternehmen bräuchten somit mehr Speicherplatz, so die Experten.

Als weitere starke Unternehmen wurden die Vertragshersteller Flextronics und Celestica genannt, denn Unternehmen würden immer mehr auslagern um Kosten zu sparen, so dass Flextronics und Celestica profitieren würden.

Aus dem Softwarebereich wurden folgende Unternehmen als widerstandsfähig bezeichnet.

Check Point Software
BEA Systems
i2 Technologies
Siebel Systems

Analystenmeinung: Nokia eine Investition wert?

SG Cowen ist der Meinung, dass die Umsatzschätzung von Nokia am unteren Ende liege und wohl konservativ angehaucht sei. Die Schätzung von 450 Mio. verkauften Handyeinheiten sei lt. SG Cowen zu niedrig gegriffen. Der Analyst Scott Searle selbst reduzierte seine Erwartung von 530 Mio. auf 503 Millionen. Des weiteren sei seiner Meinung nach, trotz des verbleibenden kurzfristigen Risikos, die momentane Bewertung für eine Investition sehr attraktiv.

Bear Stearns : Boden gefunden?

Geht es nach der Analystin Elizabeth Mackay von Bear Stearns, so befinde sich der Markt kurz davor den Boden zu finden. Es seien zwar die Signale immer noch nicht eindeutig, da die Analysten weiterhin auf sehr hohe Umsätze warten würden.

So sei man bei Bear Stearns der Meinung, dass es, wenn dies jetzt die ersten Schritte der Bodenbildung wären, zu spät wäre in defensive Aktien umzuschichten, so Mackay. Wenn der Markt wieder nach oben tendieren würde, so wären nach Ansicht Mackays die Finanzaktien und die zyklischen Wachstumswerte, diejenigen Papiere die den Aufschwung anführen würden. Dagegen würden Techwerte eine weitere Bärenmarktrallye erleben.

Merrill Lynch möchte beruhigen

Merrill Lynch versucht in ganzseitigen Anzeigen in größeren Zeitungen die Investoren zu beruhigen. Obwohl eine gewisse Möglichkeit für einen weiteren Kursverfall bestehe, erwarte man bei Merrill, dass der Markt im Frühling eine Rallye hinlegen werde. In den Anzeigen spricht die Investmentbank davon, dass kommende Zinssenkungen die US-Wirtschaft und den Aktienmarkt wieder in Schwung bringen werden.

Die Anzeigen erschienen in der New York Times, dem Wall Street Journal und in USA Today. Eine ähnliche Kampagne führte das Unternehmen schon bei dem Crash im Jahr 1987 durch.

Abby Cohen - sieht steigende Kurse!

Die viel beachtete Goldman Sachs Analystin Abby Cohen wiederholte ihre bullishe Einstellung über den weiteren Verlauf der Börsenindices. So soll der S&P 500 unterbewertet sein und bis Jahresende einen Stand von 1.650, verglichen mit 1.174 zum aktuellen Zeitpunkt, erreichen. Der Dow Jones soll von derzeit 10.031 bis Jahresende auf 13.000 Punkte ansteigen. Für den Nasdaq gab sie keine Vorhersage ab.

Sie rät jedoch Investoren Technologie - und Telekommunikationsaktien in den Portfolios überzugewichten, da sich die Bewertungen nun angepasst hätten und zukünftige Probleme bereits eingepreist seien. Sie sieht die Wirtschaft in einer zyklischen Schwächephase, die jedoch keinen Anlass zu ausgeprägter Sorge rechtfertige. So sei sie besorgter über die Entwicklung der japanischen und der Weltwirtschaft, da dort grosse strukturelle Schwächen vorhanden seien. In der zweiten Jahreshälfte dürften die Wachstumsraten ihrer Meinung nach wieder anziehen, im S&P 500 sollen sie bei 7-8% liegen, das BSP soll sich bei 2,5-3% einpendeln.

Aktuell beträgt die Portfoliogewichtung von Cohen im Tech-Sektor 27% und im Telekom-Sektor 5%. Am 7 März hatte sie ihre Aktienquote im Portfolio auf von 65% auf 70% erhöht und die Cash-Quote auf 0% gesenkt.

Merrill Lynch: Wer enttäuscht die Analysten?

Die Unternehmen I2 Technologies, BEA Systems und Mercury Interactive sollen nach Angaben der Analysten von Merrill Lynch weniger als die übrigen Softwareunternehmen von der schlechten Wirtschaft beeinträchtigt werden.

In einer Studie, in der 16 Softwarefirmen betrachtet wurden, fand Merril Lynch heraus, dass die Firmen Oracle, BMC Software und Computer Associates aufgrund des Ausgabenrückgang im Techsektor am wahrscheinlichsten mit sinkenden Umsätzen kämpfen müssten.

Unternehmen gäben nämlich an, dass sie am wahrscheinlichsten Software kaufen werden, die sie mit Lieferanten über das Internet verbinde, so Merrill. Also werden Firmen wie i2 Tech. oder Bea davon profitieren.

Siebel-CEO extrem bearish über Nasdaq

Thomas Siebel, der Gründer und Unternehmenschef des Softwareriesen Siebel Systems, gab seine Einschätzung hinsichtlich des Nasdaq-Crashes bekannt.

Danach hat der Markt seinen Boden noch nicht gefunden und hängt weiter in der Luft.
"Wir werden dies durchstehen. Haben wir schon den Boden für den Technologiemarkt gesehen? Wir sind noch nicht in der Nähe. Erst wenn wir alle in wilde Panik verfallen werden wir ihn erreicht haben, aber noch ist es nicht soweit", erklärte er Analysten und Investoren seine bearishe Einschätzung.
"Ich warte auf den Zeitpunkt, an dem mir die Anleger schwören, nie mehr in ihrem Leben Technologieaktien besitzen zu werden. Dieser Tag wird kommen und er wird uns die Chance unseres Lebens bereiten", erzählte er auf der Spring Internet World Konferenz in L.A.

Wie andere Unternehmenslenker, so auch John Chambers von Cisco Systems, glaubt auch Siebel, daß das Kursgemetzel an den Hightechbörsen in die nächste Runde gehen wird und die Gewinnwarnungen weiter gingen.
"Es ist schon sehr schrecklich was sich da abspielte in den letzten Monaten, aber es wird noch schlimmer kommen", hämmerte er weiter auf die besorgten Anlegergesichter ein.

Und während einige Marktbeobachter "nur" an eine Rezession in den USA glauben, sei Siebel davon überzeugt daß wir eine globale Rezession erleben werden, die einige Zeit anhalten werde.

Dennoch werde die Informationstechnologie auch in Zukunft eine große Rolle spielen, fügte Siebel hinzu. Sein Unternehmen Siebel Systems wolle dabei weiter die erste Geige spielen, zumal man bislang als eines der wenigen Unternehmen des Hightechsektors noch keine Gewinnwarnung veröffentlicht hat.

Dabei solle es auch bleiben. "Wir stehen nach wie vor zu unseren Zahlen", erklärte Siebel. "Während Konkurrenten wie Oracle massenhaft Leute entlassen, stellen wir neue ein, unser Geschäft floriert".

Analysten zeigten sich in letzter Zeit trotzdem besorgt über die Entwicklung im CRM-Bereich, in dem Siebel Systems führend ist. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann auch Siebel Systems seine erste Gewinnwarnung veröffentlichen werde, lautet der Grundtenor.

können sich die Aktien des Softwareunternehmens dem Abwärtstrend nicht entziehen und stürzen über 10% auf das alte 52-Wochen-Tief bei 25,75$.

News-Rückblick

CMGI - enttäuschende Quartalsergebnisse

CMGI veröffentlichte enttäuschende Quartalsergebnisse. Der Verlust im zweiten Quartal betrug über $200 Millionen, inklusive Abschreibung des Wertverlusts der Beteiligungen sogar $2,56 Milliarden. CMGI verkündet nun auch, dass ein Verkauf der Mehrheitsbeteiligung NaviSite, einem WebHosting Unternehmen, in Betracht komme. Auch CMGI`s Marketing Division mit AdForce und Activate könne verkauft werden.

Die Assetverkäufe und die Restrukturierung sollen CMGI auf dem Weg in die Profitabilität helfen. Im kommenden Quartal werden jedoch weiterhin schwache Umsätze erwartet. Die im zweiten Quartal benötigte Liquidität von CMGI betrug $185 Mio., im vierten Quartal soll die sog. Cash Burn Rate auf $75-$85 Mio. reduziert werden. Dies macht deutlich, warum nicht alle Beteiligungen weiter begleitet werden können und weiteres Kapital benötigt wird. Die 52-Wochen Range betrug $137 im Hoch und $3 10/16 im Tief.

Internetpionier Infoseek vor Comeback?

Die Internetsuchmaschine Infoseek, einer der Pioniere der Suchmaschinen, steht offenbar vor einem Comeback.

Eine Gruppe von 25 ehemaligen Mitarbeitern des Web-Portals Go.com, in die der Suchdienst Infoseek zuletzt eingegliedert wurde, versuchen nun, die Technologie und die Rechte von Infoseek zu kaufen.

Die Suchmaschine gehört bislang noch zu dem Medienkonzern Walt Disney, der die damalige öffentliche Handelsgesellschaft Infoseek im Jahre 1998 zu 43% für 70 Mio $ gekauft hat. Als dann im Zuge des Dot.com-Crashes der Wettbewerb härter wurde und Infoseek sich gegen die übermächtige Konkurrenz von Yahoo!, Alta Vista und Lycos nicht duchsetzen konnte, schrieb Walt Disney die Suchmaschine ab und erklärte sie für gestorben.

Nach dem Motto "tot gesagte leben länger" will die Investorengruppe, die größtenteils der Entlassungswelle von Walt Disney im Januar zum Opfer gefallen sind, Infoseek wiederbeleben und zu einer profitablen Firma machen- ganz ohne die Hilfe von Disney.

"Wir haben das notwendige Wissen, um Infoseek wieder auf die Höhe der Zeit bringen zu können und auch das Marktpotential ist vorhanden. Infoseek ist immer noch als Markenname bekannt, wir könnten einen Nischenmarkt besetzen", gibt sich Bendt Wahl, ein ehemaliger Infoseek-Manager siegessicher.

Nun müsse nur noch über die Kaufsumme mit Disney verhandelt werden. Zwischen fünf und zehn Millionen $ hätte man bereits aus privaten Mitteln aufgebracht, der Rest solle aus Fremdkapital finanziert werden. Daher sei man auf der Suche nach Investoren.

Intel legt Geschäftsbereiche zusammen

Wie das Chipunternehmen Intel mitteilte, werde man den Netzwerk-Kommunikationsbereich, in dem hauptsächlich Prozessoren für die Telekommunikationsindustrie erstellt werden und den Kommunikationsproduktebereich, der Server und Netzwerkausrüstung produziert, in einer Unternehmenseinheit zusammenfassen.

Die zusammengelegte Einheit wird von Sean Maloney, dem heutigen Marketing- und Absatzdirektor, geleitet werden.

Trotz der letztjährigen Wirbelstürme an der Hightechfront hat sich die Netzwerksparte sehr gut entwickeln können und war Intels am schnellsten wachsender Bereich innerhalb des Unternehmens, quasi die Vorzeigesparte. Auch wurden hier zahlreiche Aquisitionen durchgeführt.

Nun wolle man die beiden Gruppen zusammenlegen, weil man den Erfolg der Netzwerksparte besonders hervorheben möchte, urteilen Analysten. Bisher war es so gewesen, daß die Netzwerksparte in der Bilanz (GuV) in der "Anderen"-Kategorie ausgewiesen wurde, in die auch Umsätze aus dem Dienstleistungsbereich fielen, so daß eine Herausfilterung umständlich war.
Dies solle sich nun mit einer getrennten Auflistung ändern.

Zudem gab Intel eine Reihe personeller Änderungen bekannt. Einige Manager würden das Unternehmen im Laufe der nächsten Monate verlassen. Auch Spekulationen um eine CEO-Nachfolge machten die Runde.

Nokia verkündet Umsatzwarnung

Das Telekommunikationsunternehmen Nokia verkündet eine Reduzierung der zukünftigen Wachstumsraten im Handy-Absatz. Der Marktanteil von Nokia wurde gegenüber den 32% in 2000 weiter ausgebaut. Des weiteren wird ein solides erstes Quartal 2001 mit einer besser als erwarteten Marge veröffentlicht werden können.

Das Umsatzwachstum im ersten Quartal soll jedoch nur bei 20% gegenüber früheren Schätzungen von 25-30% liegen. Der globale Handy-Absatz 2001 wird mit 450 Mio. Einheiten statt mit ehemals geschätzten 500-550 Mio. Einheiten vorhergesehen. Das Mobilfunkgeräte Geschäft war in 2000 für einen Umsatzanteil von 21,8 Mrd. Euro (Gesamt: 30,4 Mrd. Euro) verantwortlich. Vor allem das Umfeld in den USA habe sich in letzter Zeit eingetrübt. Der eigene Lagerbestand sei jedoch niedriger als zum Ende 2000. Am 20 April gedenkt Nokia seine Quartalsergebnisse bekannt zu geben.

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