Blick auf die globalen Kapitalmärkte: Die positiven Aussichten überwiegen
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Risiken durch Wahlen in Frankreich und den USA
In Frankreich dürfte es Präsident Macron künftig schwerer fallen, politische Vorhaben durchzusetzen, sollte der künftige, noch zu wählende Premierminister stark abweichende Sichtweisen haben. Problematisch sei zudem die hohe Staatsverschuldung: „Sowohl der linke als auch der rechte Block befürworten ein politisches Programm, das zu hohen öffentlichen Ausgaben führen würde“, sagt Sauer. „Angesichts des ohnehin zu hohen Staatsdefizits Frankreichs beunruhigt das die Finanzmärkte.“ Schon jetzt drohe Frankreich ein Defizitverfahren durch die EU, weil es zu viele Schulden angehäuft habe. Es bestehe das Risiko eines Konflikts mit der Europäischen Kommission.
Auch die US-Präsidentschaftswahl berge Risiken für die Kapitalmärkte: „Ein Wahlsieg Bidens wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit besser für die Weltwirtschaft. Nicht zuletzt, weil Trump bereits angekündigt hat, Zölle in Höhe von 60 Prozent des Warenwerts auf chinesische Waren und 10 Prozent anderswo erheben zu wollen, sollte er eine zweite Amtszeit gewinnen“, sagt Sauer. Zudem brächte ein Wahlsieg Trumps geopolitische Gefahren mit sich, denn es sei fraglich, inwieweit er beispielsweise die Ukraine unterstützen würde.
Mögliche Rückkehr der Inflation
Ein potentielles Wiederaufflammen der Inflation ist aus Sicht der Strategin aktuell das zweite große Risiko für die Kapitalmärkte: „Eine starke US-Wirtschaft, eine sich aufhellende Konjunktur und Verbraucherstimmung in der Eurozone, steigende Löhne und Rohstoffpreise – in dieser Kombination von Faktoren steckt eine erhebliche Inflationsgefahr“, erklärt Sauer. Hinzu kämen strukturelle Inflationstreiber, die sich mittel- bis langfristig auswirken würden, wie die Kosten des Klimawandels oder die demografische Entwicklung. „Vor diesem Hintergrund erscheint es unwahrscheinlich, dass in Europa oder den USA bald ein richtiger Zinssenkungszyklus eingeläutet wird“, sagt Sauer. Entsprechend hätten sich die Zinserwartungen seit Jahresanfang erheblich nach oben verschoben. „Die Europäische Zentralbank hat zwar bereits eine Senkung um 25 Basispunkte vorgenommen, wird nun aber, aller Voraussicht nach, eine Pause einlegen. Denn sollten die Zentralbanken vorschnell handeln, könnte die Inflation wieder in die Höhe schnellen und die Zentralbanken müssten im schlimmsten Fall zurückrudern, was wahrscheinlich Verwerfungen an den Märkten zur Folge hätte.“ Aus Sicht Sauers dürften die Zentralbanken auf beiden Seiten des Atlantiks deshalb besonnen abwarten, bis sich Inflations- und Wirtschaftsdaten weiter abgekühlt hätten. „Die nächsten Zinsschritte erwarten wir erst zum Jahresende“, so die Strategin. „Wobei die Europäische Zentralbank eventuell bereits im Herbst weiter senken könnte, weil sie bei der Inflationsbekämpfung etwas die Nase vorn hat.“
Was bedeutet das für die Kapitalmärkte?
Angesichts der hohen Volatilität und den zum Teil hohen Bewertungen ist Sauer bei Aktien „differenziert optimistisch“. „Im aktuell unsicheren Marktumfeld und aufgrund der hohen Bewertungen liegt unser Augenmerk weiterhin auf Qualität“, betont sie.
Sollte die Inflation bald nachhaltig eingedämmt werden und die Zentralbanken ihre Zinssätze weiter senken, könnten Aktien im weiteren Jahresverlauf Rückenwind erhalten. Mit Blick auf die Bewertungen haben Aktien aus Europa und dem Small Cap-Bereich nach Einschätzung Sauers die besten Aussichten: „Europäische Aktien haben viele negative Ereignisse bereits eingepreist, während US-Aktien weiterhin sehr teuer sind“, erläutert Sauer. „Small und Mid Caps wiederum profitieren von der konjunkturellen Erholung in Europa sowie der Stärke der US-Wirtschaft. Potenziell sinkende Zinsen gegen Ende des Jahres würden für zusätzlichen Auftrieb sorgen.“
Chancen biete zudem der japanische Aktienmarkt, auch wenn er in der letzten Zeit Verluste habe erfahren müssen. „Seit der Rückkehr der Inflation nach Jahrzehnten der Deflation sehen wir eine Normalisierung der japanischen Wirtschaft, einen positiven Wandel im Investitions- und Konsumverhalten von Unternehmen und Privathaushalten sowie eine zunehmende Aktionärsfreundlichkeit. Entsprechend positiv ist unsere Einschätzung für den Markt“, sagt Sauer.
Aus antizyklischer Sicht könnten auch Wandelanleihen wieder interessant sein, denn ein Großteil der Emittenten von Wandlern komme aus dem Mid Cap/Growth-Segment, welches in den letzten Jahren massiv abgestraft worden sei. „Da Wandelanleihen eine herkömmliche Anleihe mit der Option auf Umwandlung in Aktien desselben Unternehmens kombinieren, hängt ihr Renditeprofil sowohl von der Entwicklung der zugrunde liegenden Aktien als auch der Zinssätze ab. Der Beginn eines Zinssenkungszyklus sowie potenziell steigende Aktienmärkte im Mid Cap/Growth-Segment dürften Wandelanleihen darum Aufwind geben“, führt Sauer aus. Gleichzeitig sei das Rückschlagsrisiko, sollten die Aktienmärkte wider Erwarten fallen, bei Wandelanleihen durch die Anleihenkomponente begrenzt.
In Bezug auf die Anleihemärkte bleibt Sauers Ausblick trotz der bestehenden Risiken, wie Inflation und politischer Unsicherheiten, ebenfalls positiv: „Die hohen Renditeniveaus bedeuten für Anleger einen attraktiven Carry. Zudem deuten bessere Wirtschaftsdaten und weiterhin solide Unternehmensergebnisse darauf hin, dass eine Rezession höchstwahrscheinlich vom Tisch ist. Von den verbesserten Wirtschaftsaussichten dürften unter anderem Unternehmensanleihen profitieren, da deren Risikoprämien nicht steigen werden, solange sich die Wirtschaft weiter aufhellt.“
Euro-Hochzinsanleihen werden aus Sicht Sauers im Durchschnitt immer noch etwas zu teuer gehandelt, während ausgewählte Emittenten und Anleihen weiterhin ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. In diesem Segment ist deshalb aus Sicht Sauers aktives Management der Schlüssel zum Erfolg. Auf den globalen Märkten für Hochzinsanleihen böten nordische Hochzinsanleihen aufgrund starker Fundamentaldaten und höherer Spreads ein beträchtliches Performancepotenzial. Auch das Investment-Grade-Segment sei für Anleger attraktiv, da es angemessene Renditeniveaus biete. „Alles in allem könnten festverzinsliche Anlagen durch weitere Zinssenkungen im Laufe dieses Jahres Auftrieb erhalten. Es besteht jedoch immer noch das Risiko, dass die Inflation zurückkehrt, was zu einigen Turbulenzen führen könnte. Letzteres ist jedoch nicht unser Basisszenario“, schließt Sauer.
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