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Kommentar
13:00 Uhr, 28.09.2025

Bitcoin viermal riskanter als der S&P 500 – doch die Volatilität sinkt

Bitcoin bleibt ein Hochrisiko-Investment, doch es reift. Während Studien belegen, dass die Kryptowährung historisch extrem schwankte, zeigen neue Daten eine Stabilisierung. Welche Rolle spielt das für Anleger im aktuellen Marktumfeld?

Bitcoin ist bekannt für extreme Kursschwankungen. Doch wie riskant ist die Kryptowährung wirklich im Vergleich zum traditionellen Aktienmarkt? Und was treibt diese Volatilität an? Zwei aktuelle Studien liefern Antworten: Während Bitcoin im Schnitt vier- bis fünfmal stärker schwankt als der S&P 500, zeigen Forscher zugleich, dass Makrofaktoren wie der US-Dollar (DXY) und die Volatilität an den Aktienmärkten (SPX) weit entscheidender sind als technische Chartsignale. Für Anleger ergibt sich daraus ein klares Bild: Wer Bitcoin im Portfolio hat, muss Risiken nicht nur kennen, sondern auch verstehen.

Bitcoin vs. S&P 500: Risiko im Vergleich

Der S&P 500 gilt als Benchmark für Stabilität und langfristigen Vermögensaufbau. Er umfasst die 500 größten börsennotierten US-Unternehmen und spiegelt damit die Breite der US-Wirtschaft wider. Bitcoin hingegen ist seit 2009 das volatile Gegenstück: dezentral, knapp, aber auch hochspekulativ. Eine Studie der York University, die historische Daten von 2010 bis 2023 auswertete, zeigt das eindrücklich. Demnach ist Bitcoin im Schnitt vier- bis fünfmal volatiler als der S&P 500.

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Während beim Aktienindex rund 80 Prozent aller täglichen Kursbewegungen in einer engen Spanne von –1,06 bis +1,23 Prozent bleiben, trifft dies bei Bitcoin nur auf 40 Prozent der Handelstage zu. Besonders auffällig ist der Anteil extremer Bewegungen: An knapp 28 Prozent der Tage verlor die Kryptowährung mehr als –1,06 Prozent, während sie an 31 Prozent der Tage um mehr als +1,23 Prozent zulegte.

Value-at-Risk: Wie schlimm kann es werden?

Um die Risiken greifbarer zu machen, nutzten die Forscher das Modell “Value-at-Risk” (VaR). Es zeigt, wie groß mögliche Gewinne oder Verluste in Extremsituationen ausfallen können. Für den S&P 500 ergibt sich dabei: Mit einer Wahrscheinlichkeit von fünf Prozent fällt oder steigt der Index an einem Tag um mehr als 3,5 Prozent. Bei Bitcoin liegt diese Schwelle deutlich höher – hier schwankt der Kurs mit derselben Wahrscheinlichkeit um über 13,9 Prozent.

Noch klarer wird der Unterschied beim sogenannten “Average Value-at-Risk” (AVaR), also dem durchschnittlichen Ausmaß extremer Kursbewegungen. Der S&P 500 verliert in Crash-Szenarien rund 7 Prozent, doch Bitcoin rauscht im Schnitt um mehr als 26 Prozent ab. Auch auf der Gewinnseite ist die Differenz beträchtlich: zweistellige Tagesgewinne sind bei Bitcoin keine Seltenheit. Das Fazit der Forscher: Historisch betrachtet ist Bitcoin eine Anlage mit massiv höherem Risiko und ebenso hohen Gewinnchancen.

Bitcoin-Volatilität auf neuem Tiefstand

Während die Langfristdaten Bitcoin klar als Hochrisiko-Asset zeigen, zeichnet die aktuelle Marktlage ein anderes Bild: Die annualisierte realisierte Volatilität über 3 Monate im August 2025 liegt bei nur rund 30 Prozent – ein zwei Jahres-Tief. Auch die 1-Jahres-Volatilität zeigt eine klare Abwärtstendenz und befindet sich seit November 2022 in einer neuen Range. Lag sie in früheren Zyklen noch häufig über 100 Prozent, bewegt sie sich inzwischen deutlich darunter. Somit ist Bitcoin heute auf Werte gefallen, die sich institutionellen Anlageklassen langsam annähern.

Auch die Deutsche Bank bestätigt diesen Trend und zieht eine Parallele zu Gold. Das Edelmetall war in den 1970er- und 1980er-Jahren von extremer Volatilität geprägt – zeitweise stieg der Preis um über 1.300 Prozent, um anschließend wieder um 60 Prozent zu fallen. Heute gilt es als stabiler Wertspeicher. Für Bitcoin könnte sich eine ähnliche Entwicklung abzeichnen. Damit gilt: Bitcoin bleibt (vorläufig) volatiler als traditionelle Anlageklassen wie Anleihen oder Gold – aber die Schwankungsbreite nimmt stetig ab.

Warum schwankt Bitcoin so stark?

Damit endet die Analyse aber nicht. Eine weitere Studie stellt die entscheidende Anschlussfrage: Was treibt diese enorme Volatilität überhaupt an? Die Forscher untersuchten dafür Daten von 2011 bis 2021 und nahmen über 30 mögliche Einflussfaktoren unter die Lupe. Mithilfe moderner Statistikverfahren wie LASSO und Elastic Net konnten sie die stärksten Treiber isolieren. Das Ergebnis ist eindeutig: Makroökonomische Faktoren dominieren. Vor allem die Volatilität des S&P 500, der US-Dollar-Index (DXY) und die globale Wirtschaftsaktivität, gemessen an Indikatoren wie Welt-BIP oder Rohstoffpreisen, erklären die größten Schwankungen.

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Technische Indikatoren wie gleitende Durchschnitte, Momentum oder On-Balance-Volumen spielen hingegen nur in ruhigen Marktphasen eine größere Rolle. In Zeiten hoher Unsicherheit – etwa während des Corona-Crashs 2020 – versagen jedoch beide Ansätze. In solchen Phasen treiben vor allem Spekulation und Herdenverhalten die Kursbewegungen.

Makro schlägt Charttechnik

Für Trader und Investoren ist die Botschaft klar: Wer Bitcoin handelt, sollte die makroökonomische Lage stärker im Blick haben als reine Charttechnik. So übertragen sich etwa Phasen steigender Volatilität am Aktienmarkt (VIX) fast direkt auf Bitcoin. Auch die Stärke des US-Dollar (DXY) spielt eine wichtige Rolle, denn ein fester Greenback geht in der Regel mit schwächeren Bitcoin-Kursen einher. Hinzu kommen globale Rezessionssorgen oder schwache Konjunkturdaten, die sich zunehmend ebenfalls auf die Kryptowährung auswirken. Anders als oft behauptet, ist Bitcoin also keineswegs isoliert vom traditionellen Finanzsystem.

Charttechnik bleibt nützlich – besonders in Seitwärtsmärkten und wenn fundamentale Makrotreiber fehlen. Doch in entscheidenden Phasen wie Bullenmärkten oder Crashs entscheidet die Makrolage.

Investment-Einordnung: Chancen und Gefahren

Die Studien zeichnen ein klares Bild: Historisch gesehen schwankte Bitcoin über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren rund vier- bis fünfmal stärker als der S&P 500. Für Anleger bedeutet das, dass die Kryptowährung ein Hochrisiko-Investment bleibt und nur mit entsprechender Risikobereitschaft ins Portfolio gehört.

Auch die Rolle Bitcoins als “digitales Gold” ist noch nicht endgültig geklärt. Zwar nimmt die Volatilität kontinuierlich ab und lag zuletzt mit rund 30 Prozent so niedrig wie seit Jahren nicht mehr, dennoch bleibt BTC spürbar schwankungsanfälliger als klassische Wertspeicher wie Gold. Laut der Deutschen Bank könnten aber bis 2030 sowohl Bitcoin als auch Gold nebeneinander auf Zentralbank-Bilanzen auftauchen – ein weiterer Reifeschritt.

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Quellen

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