BIP - Starkes Wachstum in Q2 nicht nachhaltig<br />
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1. Die gute Botschaft lautet: Das in der Schnellschätzung gemeldete erfreulich starke Wachstum im zweiten Quartal von 0,9 % qoq wurde heute bestätigt. Doch blickt man auf die Details, so zeigt sich, dass diese Dynamik weit davon entfernt ist, nachhaltig zu sein.
2. Blickt man auf die Wachstumsbeiträge, so zeigt sich, dass 46 % des Anstiegs des Bruttoinlandsprodukts auf die Bauinvestitionen (0,4 Prozentpunkte) und rund 54 % auf die Lagerinvestitionen (0,5 Prozentpunkte) zurückgingen. Das ist nicht nachhaltig:
• Das starke Plus der Bauinvestitionen war zum überwiegenden Teil auf witterungsbedingte Nachholeffekte zurückzuführen. Im ersten Quartal kam es aufgrund des strengen Winters zu Bauausfällen, die im zweiten Quartal nachgeholt wurden. Auch wenn sich die Rahmenbedingungen für die Bauinvestitionen grundsätzlich gebessert haben – so scheint die Strukturanpassungskrise im Nichtwohnungsbau beendet
– und auch wenn es in diesem Jahr zu Vorzieheffekten wegen der angekündigten Mehrwertsteuererhöhung kommt, die Dynamik des zweiten Quartals lässt sich nicht aufrecht erhalten.
• Die Lagerinvestitionen (Vorratsveränderungen) sind Ausdruck der Vorbereitung der Unternehmen auf den Nachfrageschub im zweiten Halbjahr. Um die Nachfrage bedienen zu können, haben sie schon im zweiten Quartal damit begonnen, die Güter zu produzieren, die von den Haushalten verstärkt nachgefragt werden. Damit ist aber auch klar, dass auf den Lageraufbau im zweiten Quartal ein Lagerabbau im zweiten Halbjahr folgen wird.
3. In höchstem Maße erstaunlich ist der Rückgang der privaten Konsumausgaben um 0,4 % qoq, denn die Einzelhandelsumsätze waren in ihrer weiten Abgrenzung angestiegen. Hier wiederholt sich die Geschichte des ersten Quartals mit umgekehrtem Vorzeichen. Damals stiegen die privaten Konsumausgaben um 0,6 % qoq, obwohl die Einzelhandelsumsätze rückläufig waren. Noch unerklärlicher ist es daher, dass die Veränderungsrate des privaten Konsums des ersten Quartals nun um weitere 0,5 Prozentpunkte auf 1,1 % qoq nach oben revidiert wurde. Die Schwankungen des privaten Konsums lassen sich derzeit nicht erklären. Das mag sich ändern, wenn – wie vom Statistischen Bundesamt im Tagesverlauf gemeldet – die privaten Konsumausgaben des zweiten Quartals nach oben revidiert werden. Man fragt sich aber, warum solche Informationen nicht von Anfang an in das Zahlenwerk eingeflossen sind.
4. Erfreulich präsentiert sich der Investitionszyklus der Ausrüstungen nach den Revisionen. Dieser hat sich nach einem schwachen Start inzwischen zu dem stärksten Investitionszyklus seit 1970 entwickelt. Hierin drücken sich auch die Restrukturierungsmaßnahmen der Unternehmen aus, die sie wieder fit für den globalen Wettbewerb gemacht haben.
5. Enttäuscht haben die Exporte mit einer Zuwachsrate von 0,7 % qoq nach 4,9 % qoq im ersten Quartal, denn die Konjunktur in den deutschen Handelspartnerländern befand sich im zweiten Quartal auf ihrem Zenit. Gemessen daran hatte man mit einer dynamischeren Entwicklung gerechnet.
6. Im weiteren Verlauf dieses Jahres erwarten wir eine langsamere, normalere Gangart der Konjunktur. Das wird zu einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in Jahr 2006 um 2,2 % führen. Für das kommende Jahr erwarten wir eine ausgeprägte Konjunkturdelle im ersten Quartal, die auf dem Jahresdurchschnitt lastet. Mit der Erholung im Jahresverlauf wird dann ein jahresdurchschnittliches Wachstum von 0,8 % erreicht werden.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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