Biotech Experte: Kommt bald die nächste Megafusion?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Trotz Besserung für 2004 bleibt der Mangel an neuen Produkten.
Eine leichte Besserung im Hinblick auf die Unternehmensgewinne sieht Merck & Co. (MRK) für das kommende Geschäftsjahr zwar, doch das eigentliche Problem, nämlich der Mangel an neuen Produkten bleibt. Wie Merck & Co. erst kürzlich auf einer Investorenkonferenz bekannt geben konnte, wird im Gegensatz zum Jahr 2002, in dem der Pharmakonzern kein Gewinnwachstum erzielen konnte, und 2003, das Merck & Co. sogar mit einem Gewinnrückgang abschließen wird, in 2004 endlich wieder ein moderates Gewinnwachstum erwartet. Zwischen fünf und neun Prozent soll laut Merck das Gewinnwachstum im nächsten Jahr liegen.
In Zahlen ausgedrückt bedeutet das für das in New Jersey beheimatete Pharmaunternehmen im kommenden Jahr einen Gewinn zwischen $3,11 and $3,17 pro Aktie. Mit dieser Prognose, die bereits die Ausgaben für weitere Kostensenkende Maßnahmen berücksichtigt, liegt Merck nur leicht unter der Konsensschätzung von $3,18.
Leider musste Merck im Rahmen der Investorenkonferenz erneut die Gewinnwarnung vom Oktober für das Jahr 2003 bekräftigen. Demnach wird Merck für das laufende Geschäftsjahr einen um sechs bis acht Prozent zurückgegangenen Gewinn vermelden müssen. Dies entspricht einem erwirtschafteten Gewinn pro Aktie zwischen $2,90 und $2,95.
Für diesen Gewinnrückgang sind vorrangig die stark gefallenen Umsätze mit dem Blockbuster Vioxx, sowie das kaum erwähnenswerte Umsatzwachstum des bestverkauften Medikaments Zocor verantwortlich. Das stagnierende Wachstum des Cholesterinsenkers Zocor ist hauptsächlich auf das Auslaufen des Patents in vielen europäischen Ländern zurückzuführen. Dies ist auch der Grund weshalb das bisher am besten verkaufte Medikament in der Pipeline von Merck im Jahr 2004 kaum zum Wachstum beitragen sollte. Merck rechnet für das kommende Geschäftsjahr mit einem Zocor Umsatz zwischen $4,9 und $5,1 Milliarden.
Für das Wachstum werden dann vor allem vier Produkte verantwortlich sein. Neben Fosamax gegen Osteoporose, sollen auch die beiden Blutdrucksenker Cozaar und Hyzaar steigende Umsätze erzielen. Darüber hinaus rechnet Merck auch beim Antiasthmatikum Singulair sowie bei Vioxx gegen Osteoarthritis in 2004 mit anziehenden Umsätzen.
Doch dass diese vier Produkt das Dilemma bei Merck langfristig lösen können ist kaum zu erwarten, die Ankündigung einer Fusion oder Übernahme wäre somit wohl nichts Außergewöhnliches. Zwar hat Merck erst kürzlich eine Allianz mit der Schweizer Actelion und einen Deal mit dem kleinen Biotechunternehmen Neurogen bekannt gegeben, doch was Merck nun dringend braucht sind fortgeschrittene Medikamente möglichst mit Blockbusterpotenzial.
Ein Blick auf die Pipeline von Neurogen zeigt, dass die von Merck lizenzierten potenziellen Schmerzkiller noch alle in der Präklinik stecken und bis zu einer möglichen Zulassung noch einen weiten Weg vor sich haben. Der Blick in die Zukunft ist mit Sicherheit eine gute Strategie und der Kauf von Produkten im frühen Stadium der Entwicklung senkt zudem, im Falle eines Erfolges, die entstandenen Kosten, dennoch ist Merck damit kurzfristig wohl nicht geholfen.
Nicht die Pipeline mit den frühen Produkten braucht Unterstützung, sondern die fortgeschrittenen Produkte sind zurzeit Mangelware bei Merck. Wenn es Merck in nächster Zeit nicht gelingt, Ersatz für seinen Blockbuster Zocor gegen erhöhtes Cholesterin zu finden, werden dem Pharmariesen noch drastische Umsatzeinbußen drohen.
Im Jahr 2006 wird nämlich das Patent für Zocor endgültig auslaufen und Generikaherstellern Tür und Tor öffnen, spätestens dann dürfte es aus sein mit dem bisherigen Umsatz von mehr als $5 Milliarden. Soviel erwirtschaftet Zocor bisher nämlich noch Jahr für Jahr. Mit seinem Schlamassel steht Merck unter den Big Pharmas so ziemlich alleine da, Pfizer entging dieser Problematik erfolgreich mit dem Kauf von Pharmacia und Eli Lilly hat sich mit Icos und Amylin aussichtsreiche Partner ins Boot geholt. Der potenzielle Blockbuster Cialis, der gemeinsam mit Icos entwickelt wurde, erhielt erst kürzlich die US-Zulassung und Amylin wird den Zulassungsantrag für das Erfolg versprechende Antidiabetikum Exzenatide schon in absehbarer Zeit an die US-Behörden überstellen.
Auch für Merck wird wohl eine größere Akquisition nicht abzuwenden sein. Eine größere Partnerschaft besteht bereits mit Schering-Plough, gemeinsam will man demnächst eine Kombination von Zocor und Schering-Ploughs Zetia auf den Markt bringen. Doch Merck braucht mehr solcher Produkte und vor allem es braucht sie schnell.
Stets die aktuellsten News aus dem Pharma- und Biotechsektor, bestens recherchiert und mit dem nötigen wissenschaftlichen Sachverstand auf ein selbst für Laien verständliches Niveau aufbereitet, finden sie unter www.Biotech-Experte.de.
Simone A. Hörrlein
Staatl. gepr. LebChem (Univ.)
(Life Scientist)
Bitte hier klicken, um den Biotech Experten zu laden
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.