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15:19 Uhr, 16.04.2004

Biotech Experte: ICOS-Zahlen mit Spannung erwartet

Zwar wird Icos (NasdaqNM:ICOS; WKN: 882008) erst Anfang Mai seine Quartalszahlen präsentieren, doch diese werden dieses Mal mit ganz besonderer Spannung erwartet. Nicht nur, dass der Konkurrent Viagra jüngst negative Schlagzeilen machte, auch Levitra, das von Bayer und Glaxo vermarktete Antiimpotenz-Präparat, ist in den letzten Wochen bei den Verschreibungen deutlich hinter Cialis zurückgefallen.

Was Viagra, das derzeit NOCH zu Pfizer's Blockbustern zählt, Marktanteile kosten könnte, ist das Ergebnis einer neuen Studie der Queen's University. Laut dieser Daten kann die Einnahme von Viagra die Fruchtbarkeit von Männern negativ beeinflussen, indem es den zeitlichen Ablauf eines chemischen Vorganges verändert, welcher bei der Befruchtung der weiblichen Eizelle durch die männlichen Spermien eine entscheidende Rolle spielt. Der Vorgang von dem hier die Rede ist nennt sich Akrosom-Reaktion, diese setzt bestimmte Enzyme frei, welche die äußere Schutzschicht der Eizelle aufbrechen und auf diese Weise das Eindringen des Spermiums erleichtern.

Laut den nun vorgelegten Daten scheint Viagra diese Reaktion zu beschleunigen, kommen die Spermien dann an der Eizelle an, sind die für die Penetration nötigen Enzyme nicht mehr vorhanden. Die Daten scheinen von statistischer Signifikanz zu sein, da immerhin 79 Prozent aller getesteten Viagra-Samenproben diese Reaktion beschleunigten. Sollten weitere Tests dies bestätigen und die Konkurrenzprodukte diese Problematik nicht aufweisen, dann würde Viagra, vor allem bei jüngeren Männern, wohl kaum noch Chancen haben. Die Ergebnisse mit humanem Sperma bestätigen erste Versuche mit Mäusen, bei denen männliche Tiere unter Viagra sehr viel weniger Eizellen befruchten konnten als ihre unbehandelten Kontrahenten.

Doch nicht nur Viagra könnte Cialis gefährlich werden, auch Levitra hat mit der erst vor wenigen Monaten in den USA zugelassenen Konkurrenz aus dem Hause Icos/Lilly zu kämpfen. Die jüngsten Verschreibungszahlen konnten zeigen, dass Cialis sehr schnell an die heiß begehrten Marktanteile zu kommen scheint. In einigen Ländern besitzt der über eine Langzeitwirkung von bis zu 36 Stunden verfügende Wirkstoff gegen Impotenz bereits 40 Prozent der Marktanteile.

Nach nur rund vier Monaten auf dem US-Markt konnte Cialis aber auch im am heißesten umkämpften Pharmamarkt einen signifikanten Anteil der Verschreibungen ergattern. Levitra konnte Cialis bereits überholen und auch Viagra's Marktanteil ist zu Gunsten des Icos' Produktes schon etwas angekratzt. Bei den gezählten Verschreibungen Mitte März kam Cialis immerhin auf 18,1 Prozent und überholte damit Levitra, das für lediglich 15,4 Prozent der Verschreibungen verantwortlich zeichnete. Damit ist Cialis zur Freude seiner Entwickler, Icos und Eli Lilly, das am schnellsten wachsende Medikament gegen erektile Dysfunktion.

Der Erfolg in den USA wird noch unterstützt durch erst kürzlich veröffentlichte Daten in einem europäischen Fachblatt für Urologie. Demnach haben sich 73 Prozent aller Männer, die nacheinander mit Viagra und Cialis behandelt worden waren, für Cialis entschieden. In einem unabhängigen Versuch, in dem Viagra, Levitra und Cialis nacheinander getestet wurden, gab ebenfalls ein Großteil der Männer Cialis den Vorzug.

Dies spricht tatsächlich für die sooft gepriesene Überlegenheit des Icos/Lilly Produktes, doch den endgültigen Beweis werden wohl erst die nächsten Quartalszahlen auf den Tisch legen. Sollten diese entsprechend ausfallen, dann könnte auch die gegenwärtig kaum noch beachtete Aktie von Icos wieder etwas auf die Beine kommen. Die Chancen für dieses Szenarion stehen nicht schlecht, doch lassen wir uns überraschen, ob die Fakten den hohen Erwartungen standhalten können.

Simone A. Hörrlein
Staatl. gepr. LebChem (Univ.)
(Life Scientist)

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