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14:33 Uhr, 26.04.2004

Biotech Experte: Aventis Übernahme durch Sanofi

Heute ging die monatelange Übernahmeschlacht zwischen den französischen Kontrahenten Sanofi-Synthèlabo (WKN:920657) und Aventis (WKN:925700) mit der Akzeptanz eines erhöhten Angebotes von 54 Milliarden Euro ($64 Mrd.) endlich zu Ende. Mit der Einwilligung von Aventis sich nun doch von Sanofi schlucken zu lassen entsteht der nach Pfizer und GlaxoSmithKline weltweit drittgrößte Pharmakonzern im Hinblick auf die Marktkapitalisierung. Erst in der vergangenen Woche hatte sich Novartis (WKN:904278), der lange Zeit als der "weiße Ritter" für Aventis gegolten hatte, zu einem offiziellen Angebot an Aventis entschlossen, allerdings hat die französische Regierung sich nun doch noch ausdrücklich gegen eine Fusion mit den Schweizern entschlossen. Wie nun bekannt wurde, hat die Einmischung der französischen Regierung in die Belange eines Unternehmens bei den Regierungen in Deutschland und der Schweiz Irritation hervorgerufen.

Dass Aventis nun doch noch zugestimmt hat, liegt aber wohl auch an dem um 14 Prozent höheren Angebot von Sanofi, das nun anstelle der 60,43 Euro 69 Euro pro Aventis-Aktie zu bezahlen bereit ist. Die Mitteilung des höheren Angebotes wurde heut Morgen vom französischen Finanzministerium bekannt gegeben. Vor allem bei den Barzahlungen habe Aventis nun deutliche Verbesserungen erzielen können. Negativ sehen vor allem die Deutschen, dass die vom Aventis-Betriebsrat befürchteten Stellenstreichungen auch einen Teil der 9.000 Stellen in Deutschland betreffen könnten.

Der seit 1988 an der Spitze des Unternehmens Sanofi-Synthèlabo stehende Jean-Francoise Dehecq wird nun Vorstandsvorsitzender des neuen Pharmagiganten werden. Ob die Übernahme von Aventis schon das letzte Wort ist bleibt zu bezweifeln, schließlich betreibt der Sanofi-Chef eine aggressive Expansionsstrategie. Im Jahr 1998 übernahm Sanofi erst die damalige L'Orèal Tochter Synthèlabo. Der französische Gesundheitsminister Philippe Douste-Blazy erklärte in einem Statement an die Öffentlichkeit, dass die Schaffung eines der größten Pharmakonzerne der Welt nicht nur für Frankreich, sondern auch für die gesamte Europäische Union sehr positiv wäre. Ein Zusammenschluss mit der Schweizer Novartis hätte diese Vorteile zunichte gemacht.

Am gestrigen Sonntagnachmittag war der Aufsichtsrat von Aventis zusammengekommen, um sowohl das verbesserte Angebot von Sanofi-Synthélabo als auch des Basler Konzerns Novartis zu prüfen. Anstelle der Ende Januar gebotenen 48 Milliarden Euro, die Aventis damals als lächerlich zurückgewiesen hatte, lag vom Sanofi-Konzern nun ein deutlich besseres Angebot vor. Mit den insgesamt 68,93 Euro pro Aktie, die Sanofi bereit ist zu zahlen, wird Aventis im Vergleich zum Freitagsschlusskurs ein Bonus von 4 Prozent gewährt. Aventis sah dies, jedoch nicht ohne Druck seitens der Regierung, als akzeptabel an und willigte schließlich der Übernahme ein.

Der "Weiße Ritter" Aventis, der sich erst am Donnerstag in die Übernahmeschlacht eingemischt hatte, bot mit 56 Milliarden Euro nur wenig mehr als die französische Konkurrenz. Laut einer Mitteilung des "Wall Street Journals" sprach sich die französische Regierung eher für Sanofi aus, da die Differenz von 2 Mrd. Euro bei einem solch hohen Betrag unbedeutend sei und die Vorteil eines französischen Zusammenschlusses weit mehr Vorteile für Frankreich bringen würden. So fand die Übernahmeschlacht doch noch das Ende, das Viele wohl auch erwartet hatten. Den Kursen der beteiligten Aktien und den cleveren Aktionären, die davon in den letzten Wochen und Monaten profitierten, hat die sich hinziehende Übernahmeschlacht auf jeden Fall nicht geschadet.

Novartis sieht sich allerdings von Aventis über den Tisch gezogen, die Franzosen hatten den Schweizer Konzern zur Abgabe eines Angebotes ermutigt, obwohl der Zusammenschluss mit Sanofi wohl schon so gut wie sicher war. Novartis-Chef Daniel Vasella meinte in einem Interview im "Wall Street Journal", man wäre nicht zum Spielen solcher Spielchen, wie sie Aventis scheinbar gespielt habe, bereit. Schließlich wäre man kein Eindringling, sondern wäre von Aventis zur Angebotsvorlage ermutigt worden.

Simone A. Hörrlein
Staatl. gepr. LebChem (Univ.)
(Life Scientist)

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