Kommentar
15:36 Uhr, 12.04.2011

Berichtssaison wirft ihre Schatten voraus

In der vergangenen Handelswoche tendierten die weltweiten Aktienindizes überwiegend seitwärts. Da es an Konjunkturdaten mangelte, stützten sich die Marktteilnehmer auf Übernahmen und Fusionsnachrichten und blickten zudem optimistisch auf die beginnende US-Berichtssaison.

Berichtssaison wirft ihre Schatten voraus

In dieser Woche läutet der Aluminiumkonzern Alcoa die US-Berichtssaison ein. Dank höherer Aluminiumpreise sollte das erste Quartal mit einem erfreulichen Gewinnplus abgeschlossen worden sein. Doch auch für die anderen Konzerne sind die Erwartungen der Analysten hoch gesteckt. Durchschnittlich soll der Gewinnanstieg im ersten Quartal rund zwölf Prozent betragen und sich auch in den kommenden Monaten weiter fortsetzen. Zur Jahresmitte wird sogar mit neuerlichen Rekordergebnissen auf dem Niveau von 2007 gerechnet. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, wäre es die mit Abstand schnellste Konjunkturerholung der letzten 100 Jahre.

Angesichts des vorherrschenden Optimismus werden mögliche Störfaktoren nahezu vollständig ausgeblendet. So blieb der nach wie vor stark steigende Ölpreis bislang ohne Folgen. Inzwischen näherte sich der Preis für ein Fass der Nordee-Sorte Brent bereits der Marke von 130 US-Dollar an. Eine mögliche Erklärung für die Gelassenheit der Marktakteure könnte sein, dass der Preis für das US-Öl WTI knapp 15 US-Dollar niedriger notiert und somit die US-Wirtschaft weniger stark belastet ist. Dank des weiter schwachen Greenbacks wirkt sich der Preisanstieg in Euro gerechnet ebenfalls gering aus. Die angespannte US-Haushaltslage hatte in den letzten Wochen die US-Währung massiv geschwächt. Vielen Anleger ist derzeit unklar, wie die Schulden zurückgeführt werden sollen. Vor diesem Hintergrund stieg der Wechselkurs zum Euro in wenigen Wochen von 1,30 US-Dollar auf inzwischen 1,44 US-Dollar.

Übernahmen und Fusionen bestimmen das Bild

Neben der Berichtssaison erhalten die Aktienmärkte immer wieder zusätzliche Unterstützung durch eine Reihe von Übernahmen und Fusionen. Die Kassen der Unternehmen sind prall gefüllt und was nicht als Dividende ausgeschüttet oder für Aktienrückkäufe verwendet wird, dient zur Akquisition neuer Geschäftsbereiche. Die jüngste Transaktion gab Texas Instrument dieser Tage bekannt. Mit National Semiconductor kauft das US-Technologieunternehmen für 6,5 Mrd. US-Dollar einen Halbleiterhersteller hinzu. Anleger honorierten die Pläne mit entsprechenden Kursgewinnen.

Commerzbank mit Kapitalerhöhung

Für Aufsehen sorgte am vergangenen Mittwoch auch die Commerzbank mit der Ankündigung einer Kapitalerhöhung. Zwar wurde dieser Schritt allgemein erwartet, die letztliche Höhe war dann aber doch überraschend. Satte 11 Mrd. Euro will das Institut über die Ausgabe neuer Aktien einnehmen, um damit einen Teil der Staatshilfe zurückzuzahlen. Im Rahmen der Finanzkrise musste der Bund der zweitgrößten deutschen Privatbank beispringen und ist seitdem mit Aktien und einer stillen Einlage beteiligt. Die Reaktionen der Markteilnehmer auf die Kapitalerhöhung fielen sehr unterschiedlich aus. Anfang löste die Ankündigung einen Kurssprung von knapp sechs Prozent aus. Gelingt die Transaktion können die Staatshilfen zwar noch immer nicht in vollem Umfang beglichen werden, die Commerzbank würde aber auf das Gros der Summe die Zinskosten von acht Prozent sparen. Für das laufende Geschäftsjahr dürfte das einen Gewinnsprung von rund 300 Mio. Euro bedeuten. Einen Tag später war das Kursfeuer allerdings schon wieder erloschen. Um die Zielvorgabe zu erreichen müsste die Bank 1,6 Mrd. neue Aktien in Umlauf bringen. Damit würde sich die Zahl mehr als verdoppeln, was zu einer erheblichen Verwässerung der Anteile von Altaktionären führen dürfte. Viele Anleger hinterfragen daher ganz genau das Geschäftsmodell und wägen eine Beteiligung noch ab. Im Mittelstand ist die Bank zweifelsohne hervorragend aufgestellt. Beim Geschäft mit dem Privatkunden hat die Deutsche Bank allerdings die Nase vorn. Letztlich überwog die Skepsis, sodass die Titel der Commerzbank im Wochenvergleich 3,4 Prozent an Wert verloren.

Zu den pessimistischen Beobachtern dürfte auch der Steuerzahler an sich gehört haben. Bisher war es der Bank gelungen auf die stille Einlage des Bundes keine Zinsen zahlen zu müssen. Schafft die Bank nun die Kapitalerhöhung, werden die Einnahmen für das Finanzministerium auch in Zukunft überschaubar bleiben.

Portugal nimmt Rettungsschirm in Anspruch

Nach Griechenland und Irland hat nun auch Portugal Hilfe bei der EU beantragt. Seit Monaten konnte sich Portugal nur noch zu schlechten Konditionen refinanzieren. Es wird davon ausgegangen, dass EU und IWF zusammen etwa 80 Mrd. Euro zur Verfügung stellen werden. An den Aktienmärkten hatte dieser Schritt keinerlei Auswirkungen, da er weitestgehend erwartet wurde. Im Vergleich zur Vorwoche stiegen die Notierungen an der Börse in Lissabon um knapp ein Prozent. In anderen südeuropäischen Ländern wie Spanien und Italien legten die Leitindizes sogar zwei Prozent zu.

Ausblick

Die wichtigsten Daten werden kurz vor dem Wochenende erwartet. Neben einer Reihe von Konjunkturdaten aus den USA steht auch die erste Schätzung zum Wirtschaftswachstum in China auf der Agenda. Nach den jüngsten Maßnahmen, die eine Überhitzung verhindern sollen, ist mit einem leichten Rückgang zu rechnen.

Nach Alcoa werden zudem am Mittwoch und Freitag zwei Großbanken aus den USA ihre Ergebnisse für das erste Quartal vorlegen.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 169,8 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2010, davon 108,0 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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