Kommentar
08:28 Uhr, 02.09.2017

Benzin ist zu teuer! Jetzt shorten?

Hurrikane Harvey hat den Benzinpreis in den USA um fast 50% nach oben schnellen lassen. Jetzt kommt auch noch Hurrikane Irma. Ist Benzin trotzdem ein Short?

Harvey hat trotz aller vorgängigen Analysen von Wetter- und Katastrophendiensten eine Zerstörung angerichtet, die so niemand erwartet hätte. Inzwischen gehen die Schätzungen des Schadens fast stündlich nach oben. Die höchste Schätzung steht inzwischen bei 190 Mrd. Dollar. Damit wäre Harvey dann der teuerste Hurrikane aller Zeiten gewesen.

Da sich an der Golfküste, gerade rund um Huston, viele Raffinerien befinden, schnellte der Preis für Benzin nach oben. Viele Raffinerien haben ihre Produktion stark reduziert oder ganz heruntergefahren. Viele Raffinerien, die noch produzieren können, haben ein Nachschubproblem. Wegen der Wetterlage kann Öl nicht in herkömmlichen Mengen angeliefert werden.

Sind die Regenfälle erst einmal vorbei und hat sich das Wasser zurückgezogen, kann es immer noch einige Tage oder sogar Wochen dauern, bis die Raffinerien wieder ihre volle Kapazität erreichen. In Einzelfällen kann es sogar Monate dauern – je nachdem wie groß die Schäden sind.

Aus saisonalen Gesichtspunkten müsste Benzin ab jetzt billiger werden (Grafik 1). Dieses saisonale Muster ist durch den Sturm unterbrochen. Früher oder später wird es allerdings dorthin zurückkehren. Die Frage ist nur, von welchem Niveau aus.

Während der Benzinpreis steigt, ist der Ölpreis gefallen. Saisonal (Grafik 2) beginnt die schwache Phase erst im September. Raffinerien fragen dann weniger Öl nach, um es zu verarbeiten. In diesem Jahr wird das anders sein. Raffinerien dürften wegen der Produktionsausfälle im Herbst etwas mehr Öl nachfragen als sonst üblich.


Ist das ganze Desaster erst einmal überwunden, dann sollten Benzin und Öl wieder zueinander finden. Über ein Jahr hinweg divergiert das saisonale Muster (Grafik 3). Am Ende steigen oder fallen beide Preise dann aber doch sehr ähnlich.

Normalisiert sich die Lage erst wieder, wird der Benzinpreis ziemlich stark fallen, zumal der Ölpreis ungewöhnlich tief steht. Dass der Preis wieder fallen wird, halte ich für sehr wahrscheinlich. Das liegt nicht nur am niedrigen Ölpreis. Solange nicht reihenweise Raffinerien für Monate ausfallen, wird das Produktionsdefizit schnell aufgeholt. Die Benzinlager sind zudem sehr gut gefüllt. Eine Knappheit an Benzin gibt es nicht.

Wie schnell sich die Lage normalisiert, hängt auch vom nächsten Hurrikane ab. Irma ist auf dem Weg in die Karibik. Dort könnte Irma als Kategorie 4 Hurrikane am kommenden Dienstag landen. Die Unsicherheiten diesbezüglich sind allerdings sehr, sehr groß. Irma muss nicht unbedingt zu einem Kategorie 4 Hurrikane werden.

Die Zugbahn des Sturms ist vermutlich noch unsicherer als die Stärke. Die Zugbahnen werden über Modelle prognostiziert. Derzeit (gmtr.ly/N1TUwPfK7  ) ist praktisch noch alles möglich. Einige Modelle sehen die Möglichkeit, dass Irma vom Golf von Mexiko sehr weit fernbleibt und nach Norden zieht – wie Hurrikane Sandy 2012, der New York unter Wasser setzte.

Jetzt einen Short zu eröffnen ist riskant. Es ist eine Spekulation, die aufgehen kann. Bis sie aufgeht, kann der Benzinpreis auch noch steigen. Mit einer Investition hat das alles gar nichts zu tun. Es ist eine spekulative Wette darauf, dass Anleger überreagieren und der Benzinpreis schnell wieder in sein saisonales Muster zurückkehrt, wenn die Raffinerien die Produktion wieder aufnehmen.

Offenlegung: Ich bin Benzin short und Ölaktien long.

Clemens Schmale

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  • Schuby
    Schuby

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    19:27 Uhr, 03.09. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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