Bei DAX, S&P500 und Nasdaq braut sich was Unschönes zusammen
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Die zwischenzeitliche Erholung an den Aktienmärkten diesseits und jenseits des Atlantiks ist offenbar schon ausgelaufen. Es sieht so aus, als ob die Märkte schon wieder nach unten drehen – völlig zu Recht, wie ich meine.
Steigende US-Zinsen sind Gift für Aktienmärkte
Der größte Belastungsfaktor sind weiterhin die kräftig steigenden US-Zinsen, einzig und allein aus dem Grund, dass Investoren befürchten, dass die Fed in den nächsten Monaten die Leitzinsen weiter kräftig anheben dürfte. Für die nächste Sitzung am 2. November ist eine Erhöhung um herbe 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) auf 3,75 bis 4,0 Prozent eingepreist. Das wäre die 4. „Jumbo“-Erhöhung um 75 Basispunkte in Folge. Gleichzeitig ist die sogenannte Terminal Rate, als der Höhepunkt bei den Leitzinsen für März 2023 auf 4,98 Prozent geklettert – das ist das höchste Niveau in diesem Zyklus.
Daher sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen gestern auf 4,14 Prozent nach oben geschossen, das ist das höchste Niveau seit Juni 2008 – also ein 14-Jahres-Hoch. Das belastet die hoch verschuldete US-Wirtschaft enorm, sind doch beispielsweise die Zinsen für 30jährige Hypothekenkredite auf mehr als 7 Prozent geklettert, das ist das höchste Niveau seit März 2002, also ein 20-Jahres-Hoch! Dass vor dem Hintergrund rekordhoher Immobilienpreise eine herbe Krise in dem Sektor heraufzieht (Die Verkäufe bestehender und neuer Häuser sind ebenso kollabiert wie die Neubaubeginne) sollte niemanden überraschen!
Damit trüben sich die Aussichten für die US- und damit die Weltwirtschaft rapide ein. Meiner Meinung nach ist die US-Wirtschaft längst in einer Rezession, wie ich zahllose Male gesagt und geschrieben habe. Gleichzeitig zieht meiner Meinung nach eine weltweite Rezession mit großen Schritten herauf.
Schuldenmachen wird für die Amerikaner viel teurer
Die stark steigenden Zinsen für US-Staatsanleihen treiben auch jene für Unternehmenskredite rasant nach oben. So sind die Zinsen für US-High Yield-Anleihen (Ramschanleihen, also Papiere von hochverschuldeten Unternehmen) auf 9,2 Prozent nach oben geschossen und haben sich gegenüber Ende 2021 mehr als verdoppelt (4,3 Prozent). Gleichzeitig sind die Zinsen für High Yield-Anleihen aus der Euro-Zone auf 8,1 Prozent explodiert.
Die stark steigenden Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bedeuten immer mehr Gegenwind für S&P500 und Nasdaq, gerade die Growth-Aktien, wie Apple , Amazon.com , Microsoft Alphabet , Tesla , Meta Platforms und Netflix. Denn die erwartet stark steigenden Gewinne der Growth-Firmen werden bei deutlich steigenden US-Zinsen umso stärker abdiskontiert.
Risikofaktor steigender Dollar
Die deutlich steigenden US-Zinsen treiben den Dollar nach oben, während gleichzeitig bei stark zunehmenden Sorgen um die Weltwirtschaft, spricht Rezessionssorgen, Investoren in den sicheren Hafen Dollar flüchten. Das sind schlechte Nachrichten für die Weltwirtschaft und die weltweiten Aktienmärkte.
Denn einerseits können exportabhängige US-Unternehmen bei steigendem Dollar weniger Güter und Dienstleistungen exportieren, weil sie im Ausland viel teurer werden. Das belastet die US-Wirtschaft. Andererseits haben sich Verbraucher und Unternehmen weltweit in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten kräftig auf Dollar-Basis verschuldet, sprich Kredite auf Dollar-Basis aufgenommen. Das ist lange Zeit gut gegangen. Wenn der Dollar aber praktisch jeden Tag steigt, dann müssen ausländische Unternehmen umso mehr Geld in heimischer Währung aufwänden, um ihre Dollar-Kredite zu bedienen. Das belastet die Unternehmen massiv, weshalb sie weniger Geld für Lohnerhöhungen oder Investitionen haben.
Dass USD/JPY auf knapp 150 Yen je Dollar nach oben geschossen ist, ist daher ein erheblicher Risikofaktor für die weltweiten Märkte. Und USD/CNY bei 7,23 chinesische Renminbi je Dollar ist ebenfalls alles andere als eine gute Nachricht. Gleichzeitig wächst das Risiko, dass die Talfahrt des EUR/USD und des britischen GBP gegenüber dem Dollar weitergeht.
Folge all dieser Entwicklungen: Die Volatilität am Anleihenmarkt ist kräftig gestiegen, am Währungsmarkt und am Ölmarkt ebenso – nur die Volatilität beim S&P500 gemessen am VIX ist mit 31,1 noch relativ niedrig – die Betonung liegt auf „noch“! Sprich der S&P500 hat bei der Erholung der vergangenen Tage die vorhandenen Risiken völlig ausgeblendet – Wahnsinn! Meiner Meinung nach ist der S&P500 mit einem KGV von 15,6 viel, viel zu hoch bewertet.
Ich fürchte, dass sich was Unschönes bei S&P500, Nasdaq und DAX zusammenbraut und halte es für sehr sinnvoll, das Depot abzusichern.
(Lesetipp der Redaktion: Angst vor dem Börsencrash? So sichern Sie als Privatanleger Ihr Depot ab! )
Mein Motto bleibt weiterhin klar: DON’T FIGHT THE FED
Tesla-Aktie bricht nach Zahlen ein
Zusätzlich auf die Stimmung der Investoren drücken die Zahlen von Tesla Inc. (222,04 $ 0,84 %). Der Konzern hat zwar im dritten Quartal den Umsatz um 55 Prozent auf den Rekord von 21,45 Mrd. Dollar gesteigert, das lag allerdings unter den Schätzungen der Volkswirte von 22,09 Mrd. Dollar. Der Hersteller von Elektroautos führte die Lücke auf Währungseffekte (Belastungen von 250 Mio. Dollar), sowie Probleme in der Produktion und beim Ausliefern zurück.
Auch die anderen Kennzahlen waren wenig berauschend. Umso mehr haben Investoren Sorge, dass sich potenzielle Käufer von E-Autos vor dem Hintergrund der weltweit hohen Inflation und der heraufziehenden Rezession mit dem Kauf von Teslas zurückhalten könnten. Diese Sorgen hat Tesla-Chef Elon Musk auf der Analystenkonferenz nicht zerstreuen können, zumal er gesagt hat, dass es Tesla in diesem Jahr wahrscheinlich nicht schaffen wird, den Absatz um 50 Prozent zu steigern. Ich hatte bereits nach der Vorlage der vorläufigen Ergebnisse für das dritte Quartal Zweifel an diesem Absatzziel geäußert.
Die Zahlen von Tesla werde ich in der Sendung am kommenden Dienstag ausführlich analysieren und aufzeigen, wie man meiner Meinung nach weiter traden könnte. Dasselbe gilt für die Ergebnisse von Netflix.
US-Verkäufe bestehender Häuser im Blick
Gleichzeitig warten Investoren auf eine Reihe von Konjunkturdaten, gerade aus den USA.
Am heutigen Donnerstag wird um 14.30 Uhr der Einkaufsmanagerindex der Notenbank von Philadelphia für die dortige Industrie veröffentlicht. Laut den Vorhersagen der Volkswirte soll er im November auf minus 5,0 Punkte gestiegen sein, nach minus 9,9 Punkte für September. Mich würde es hingegen nicht wundern, wenn das Barometer den Kollaps der vergangenen Monate fortsetzen würde und unter den September-Wert nach unten rauschen würde.
Um 16 Uhr folgen die US-Verkäufe bestehender Häuser. Sie sollen im September leicht zurückgegangen sein auf eine Jahresrate von 4,695 Mio. Einheiten, nach 4,8 Mio. für August. Vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Hypothekenzinsen würde ich einen viel stärkeren Rückgang, sprich Einbruch, erwarten.
Am Freitag schauen Investoren um 8 Uhr nach Großbritannien, wenn die Zahlen zum Haushaltsdefizit, sowie zu den Einzelhandelsumsätzen für September veröffentlicht werden.
Um 16 Uhr gibt die EU-Kommission die Zahlen zum Verbrauchervertrauen in der Euro-Zone bekannt. Es soll im Oktober auf minus 30,5 Punkte gesunken sein, nach minus 28,8 Punkte für September, was ein Rekordtief war.
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
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