Fundamentale Nachricht
12:54 Uhr, 16.08.2018

Befürchtete Türkei-Ansteckungseffekte teils übertrieben

Die Engagements der Banken aus den Industrieländern sind Columbia-Threadneedle-Investments-Portfoliomanagerin Maya Bhandari zufolge deutlich geringer als es die Schlagzeilen vermuten lassen.

Minneapolis (GodmodeTrader.de) - Angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Türkei hält die Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments die befürchteten Ansteckungseffekte in anderen Marktsegmenten teilweise für übertrieben. In den Industrieländern seien wohl vor allem Banken betroffen. „Allerdings sind die Engagements dort unserer Ansicht nach deutlich geringer als es die Schlagzeilen vermuten lassen“, schreibt Maya Bhandari, Multi-Asset-Portfoliomanagerin bei Columbia Threadneedle, in einem aktuellen Kommentar. „Sollte die Türkei über Nacht zahlungsunfähig werden, dürfte das bei den spanischen Banken mit den größten Engagements wahrscheinlich gerade mal die Gewinne eines Jahres ausradieren.“

Mit anderen Schwellenländern ist die Lage in der Türkei den Experten zufolge schwer vergleichbar, sie sei in gewisser Weise einzigartig. „Zwar gibt es in vielen Ländern großen Finanzierungsbedarf. Die Türkei sticht jedoch mit ihren unbesonnenen kurzfristigen, externen Schulden hervor, mit denen das Land sein breites Bilanzdefizit finanziert, während es gleichzeitig an einer extrem lockeren Geldpolitik festhält“, begründet Bhandari die besondere Situation. „Was die Türkei zu einem systematischen Problem für die Schwellenländer machen könnte, sind Kapitalkontrollen, die zu umfangreichen Verkäufen bei Schwellenländerfonds führen könnten.“

Kapitalverkehrskontrollen hält Columbia Threadneedle jedoch zumindest kurzfristig für unwahrscheinlich. „Angesichts der Abhängigkeit der Türkei von externer Finanzierung ist es wahrscheinlich, dass die Politiker Kapitalverkehrskontrollen zumindest momentan vermeiden werden“, meint Zara Kazaryan, Portfoliomanagerin für Schwellenländeranleihen bei Columbia Threadneedle. „Zahlungsschwierigkeiten und ein Bank Run sind in Anbetracht der unorthodoxen Politik der Entscheidungsträger aber nicht auszuschließen.“ Kazaryan verweist in diesem Zusammenhang vor allem auf eine mangelnde Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Zentralbank. Betroffen seien vor allem die türkische Energie-, Immobilien- und Baubranche, die sich zu einem großen Teil über Dollaranleihen finanziert hätten. In der Folge könnten türkische Banken unter Druck geraten.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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