Befindet sich die US-Wirtschaft in einer Todesspirale?
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Im Kampf gegen die hohe Inflation erhöht die US-Notenbank kräftig die Leitzinsen und reduziert inzwischen auch ihre Bilanzsumme. Doch die straffende Geldpolitik der Fed könnte das völlig falsche Rezept sein, um die aktuellen Probleme in den Griff zu bekommen und womöglich sogar kontraproduktiv wirken. Diese Sichtweise vertreten zwei Wirtschaftswissenschaftler in einer Studie, die am vergangenen Samstag ausgerechnet auf dem Fed-Symposium in Jackson Hole vorgestellt wurde und zunächst keine große Beachtung fand.
Die aktuell hohe Inflation sei vor allem eine Folge der höheren Staatsausgaben, mit denen die US-Regierung die Folgen der Corona-Pandemie abgemildert habe, schreiben die Forscher Francesco Bianchi von der Johns Hopkins University und Leonardo Melosi von der Chicago-Fed in ihrem Research-Paper. "Die jüngsten fiskalischen Interventionen als Reaktion auf die Covid-Pandemie haben (...) die Erholung beschleunigt, aber auch einen Anstieg der fiskalischen Inflation verursacht", schreiben die Autoren. "Dieser Anstieg der Inflation hätte nicht einfach durch eine Straffung der Geldpolitik abgewendet werden können."
Ohne eine deutliche Reduktion der Staatsausgaben dürfte die Fed auch in Zukunft Probleme haben, die Inflation unter Kontrolle zu bekommen, auch wenn sie die Geldpolitik weiter deutlich straffen sollte. "Wenn die fiskalischen Ungleichgewichte groß sind und die fiskalische Glaubwürdigkeit schwindet, kann es für die Währungsbehörde (in diesem Fall die Fed) zunehmend schwieriger werden, die Inflation um ihr gewünschtes Ziel herum zu stabilisieren", heißt es in dem Paper.
Die US-Staatsausgaben steigen bereits seit den 1980er Jahren deutlich schneller als die US-Wirtschaft wächst und als sich die Steuereinnahmen erhöhen. Der Schuldenstand auf Bundesebene wächst rasant und hat sich allein seit der Finanzkrise mehr als verdoppelt.
Die Schuldenquote (Staatsschulden auf Bundesebene im Verhältnis zum BIP) hat sich von gut 30 Prozent zu Beginn der 1980er Jahre auf über 120 Prozent erhöht.
Ohne eine Kehrtwende bei den Staatsfinanzen, also eine deutliche Reduzierung der Staatsausgaben und einen Abbau der Verschuldung, dürfte die hohe Inflation nicht unter Kontrolle gebracht werden, legt die Studie nahe. Der Zinserhöhungskurs der Fed könnte die Situation sogar noch verschlimmern, weil dadurch angesichts des hohen Schuldenstandes von zuletzt 30,8 Billionen US-Dollar die Zinskosten für die US-Regierung mittelfristig deutlich steigen dürften und sich dadurch der fiskalische Ausblick weiter eintrübt.
Ohne eine deutliche Reduktion der Staatsausgaben drohe "ein Teufelskreis aus steigenden Nominalzinsen, steigender Inflation, wirtschaftlicher Stagnation und steigender Verschuldung", schreiben Francesco Bianchi und Leonardo Melosi. "Steigende Zinssätze ohne angemessene fiskalische Unterstützung könnten zu einer fiskalischen Stagflation führen", warnen die Autoren der Studie. Nötig sei stattdessen "eine aufeinander abgestimmte Geld- und Fiskalpolitik, die einen klaren Weg sowohl für die gewünschte Inflationsrate als auch für die Schuldentragfähigkeit bietet."
Fazit: Sollten die Autoren der Studie Recht behalten, könnte der US-Notenbank Fed ein böses Erwachen drohen. Sollte die Geldpolitik weiter deutlich gestrafft werden, ohne dass die Staatsausgaben merklich reduziert werden, könnte dies zwar die Wirtschaft in eine Rezession stürzen, gleichzeitig aber an der hohen Inflation wenig ändern. Zwar sprechen sich die Autoren nicht gegen eine Straffung der Geldpolitik durch die Fed aus, sie fordern aber begleitend eine deutliche Reduzierung der Staatsausgaben. Nur so lasse sich der Teufelskreis "aus steigenden Nominalzinsen, steigender Inflation, wirtschaftlicher Stagnation und steigender Verschuldung" durchbrechen. Worauf die Autoren allerdings nicht eingehen: Kurz- bis mittelfristig könnte eine fiskalische Vollbremsung neben der laufenden geldpolitischen Vollbremsung den wirtschaftlichen Schock wohl eher noch verstärken.
Link zur Studie: Inflation as a Fiscal Limit
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