"Die Bedingungen für einen globalen Aktiencrash sind erfüllt"
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Erwähnte Instrumente
- S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 4.101,44 Pkt (S&P)
In einem Research-Bericht unter dem Titel "World Crash Ahead" hat die eher unbekannte Quant-Firma Gavekal-IS fünf Gründe identifiziert, die für einen weltweiten Aktiencrash sprechen. "Die Bedingungen für einen globalen Aktiencrash sind erfüllt", heißt es in dem Research-Bericht. "Es geht hier nicht um eine Prophezeiung, [sondern] nur [um] die Beobachtung von Risikozuständen."
Die fünf Risikofaktoren, die einen Aktiencrash auslösen könnten, sind laut Gavekal-IS:
- Weltweit sinkt die Liquidität in US-Dollar stark
Derzeit sei der stärkste Rückgang der Dollar-Liquidität seit 40 Jahren zu verzeichnen, so Gavekal-IS. In früheren Kontraktionsphasen der Dollar-Liquidität habe der MSCI World im Schnitt zwei Prozent pro Jahr verloren, während er in Expansionsphasen 13,5 Prozent pro Jahr zugelegt habe. - US-Energiepreise steigen so stark wie noch nie
Die Energiepreise in den Vereinigten Staaten hätten sich auf Jahressicht so stark verteuert wie noch nie seit Beginn der Erhebungen vor 120 Jahren, schreibt Gavekal-IS unter Berufung auf einen eigenen Energiepreisindex. Dies könnte die wirtschaftliche Aktivität schwer belasten. - Der Welthandel schwächelt
Der Dow Jones Transportation Index sei ein recht guter Indikator für die Entwicklung des Welthandels, so die Quant-Firma. Im Mai fiel der Index zeitweise auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten. Normalerweise laufe der Index dem US-Aktienmarkt und dem weltweiten Aktienmarkt voraus, wobei das Erreichen eines Sieben-Monats-Tiefs den Daten zufolge im Mittel ein nachfolgendes Minus von rund 10 Prozent im Dow Jones Industrial Average bedeutet. - Die Inflation breitet sich weltweit aus
Von 40 untersuchten Ländern weltweit befänden sich derzeit alle 40 in einem inflationären Zustand, so Gavekal-IS. Dies habe es in den letzten 50 Jahren nur einmal gegeben, und zwar im September 2008, kurz vor dem Höhepunkt der Finanzkrise. - Die Angst an den Aktienmärkten ist messbar
Ein von von der Quant-Firma selbst berechneter "Angst-Index" steht bei 70 Prozent von maximal möglichen 100 Prozent. Der Index basiert auf der Kursentwicklung von 40 weltweiten Aktienmärkten. Der hohe Stand des "Angst-Index" bedeute, dass schlechte Nachrichten verstärkt würden, sei aber keine Prognose von schlechten Nachrichten, heißt es.
Politische Instabilitäten in den USA, Corona-Lockdowns in China, der Ukraine-Krieg und einer außer Kontrolle geratene Erzeugerpreisinflation in Europa sprechen laut Gavekal-IS nicht dafür, dass es zu einer "starken und koordinierten internationalen" Reaktion auf die aktuellen Probleme komme. "Unsere fünf riesigen Neuronen feuern gleichzeitig und übermitteln die Information, dass die Bedingungen für einen globalen Aktiencrash erfüllt sind", heißt es in dem Research-Bericht.
Einschätzung: Die fünf von der Quant-Firma genannten Gründe für einen globalen Aktiencrash sind durchaus plausibel. Allerdings gilt an den Finanzmärkten keine simple Wenn-dann-Logik. Die große Frage (auf die der Research-Bericht nicht eingeht): Inwiefern sind die negativen Entwicklungen bereits in den Kursen eingepreist? Zu einem Großteil dürften die globalen Herausforderungen bereits eskompiert sein. Anleger sollten die Warnung durchaus ernst nehmen, aber ihre Anlageentscheidungen nicht direkt davon abhängig machen. Die Kurse in vielen Indizes sind bereits stark gefallen. Das bedeutet nicht, dass es nicht noch weiter nach unten gehen kann. Aber die Nacht ist bekanntlich genau dann am dunkelsten, wenn es anfängt, wieder heller zu werden. Auch das sollten Anleger nicht vergessen.
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