Kommentar
16:16 Uhr, 12.03.2018

Bedeutet ein Ende des QE auch ein Ende der Rally?

Kaum ist das Ende des Quantitative Easing (QE) eingeläutet, kommt Bewegung in den Aktienmarkt. Das mag nur Zufall sein, doch es ist schon ein merkwürdiger Zufall.

Früher oder später muss QE beendet werden. Die Assets, die eine Notenbank kaufen kann, sind immerhin endlich. In Japan hält die Notenbank bereits fast die Hälfte aller Staatsanleihen. Irgendwann gehen diese einfach aus. QE hat also ein natürliches Ende. Dieses rückt global immer näher. In den USA ist QE bereits beendet und die Notenbank hat die Bilanzreduktion begonnen.

In der Eurozone wird QE noch bis September 2018 laufen. In Japan gibt es kein offizielles Ende, doch praktisch kauft die Notenbank schon jetzt kaum noch Anleihen. Bei Aktien langt sie noch zu, doch die Beträge, die in Aktien fließen, sind vergleichsweise klein.

Lange Zeit ging die Mehrzahl an Analysten davon aus, dass der Aktienmarkt bei einem Ende von QE kollabieren wird. In den USA wird die Notenbankbilanz schon lange nicht mehr vergrößert und der Markt erlebte gerade 2017 eine einmalige Rally. Pustekuchen also?

Betrachtet man die Veränderung der Notenbankbilanz in den USA (Grafik 1) und die Volatilität des S&P 500, erkennt man durchaus einen interessanten Zusammenhang. Als die Krise losging, verliefen QE und Volatilität parallel. Die Notenbank reagierte mit QE auf das Marktgeschehen und versuchte die Lage zu beruhigen.

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In einer zweiten Phase von 2012 bis zum Ende des Programms war die Korrelation negativ. Die Geldflut war wie eine Beruhigungspille. Als QE aufhörte, stieg die Volatilität an. Sie beruhigte sich auch wieder als Anleger merkten, dass die Welt ohne QE doch nicht untergeht. Nun reduziert die Fed ihre Bilanzsumme und die Volatilität stieg an. Zufall?

Man kann nicht beweisen, dass QE dem Markt geholfen hat und jetzt die Bilanzreduktion kontraproduktiv ist. In anderen Märkten sieht die Sache auch etwas anders aus. In Europa (Grafik 2) verlaufen QE und Volatilität immer noch parallel. QE ist reaktiv zum Marktgeschehen.

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In Japan lässt sich zum QE der BoJ und der Volatilität gleich gar kein Zusammenhang finden (Grafik 3). Die Volatilität verläuft parallel zur globalen QE Menge, nicht aber zum japanischen QE. Das macht keinen Sinn, wenn man vermutet, dass QE den Aktienmarkt maßgeblich beeinflusst.

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QE beeinflusst den Markt vor allem indirekt. Niedrige Zinsen ermöglichen eine höhere Bewertung von Unternehmen. Zudem gibt es einen Crowding-out Effekt. Anleihen werden von Notenbanken gekauft. Das freiwerdende Geld muss irgendwohin. Es landet zum Teil im Aktienmarkt.

Das Ende von QE wird mittelfristig den Markt belasten. Steigende Zinsen lassen die aktuelle Bewertung von Aktien hoch erscheinen und es stehen wieder mehr Anleihen als Anlage zur Verfügung. Deswegen geht die Welt nicht unter. Es bedeutet lediglich, dass der Aktienmarkt mittelfristig wieder niedriger bewertet sein wird und näher an seinen langjährigen Durchschnitt kommt.

Dies bedeutet am Ende, dass die Kurse in Zukunft nicht mehr so schnell steigen werden wie bisher. Das ist auch gut so. Zu viel QE über eine zu lange Zeit hinweg lässt Preisblasen entstehen. Schon jetzt lässt sich eine solche am Aktienmarkt erkennen, doch eine Korrektur ist jetzt besser als erst in mehreren Jahren. Der Schmerz der Bewertungskorrektur ist noch verkraftbar. In einigen Jahren wäre er es nicht mehr.

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14 Kommentare

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  • my shorts are too short
    my shorts are too short

    meine Herren - ich denke Sie haben die wahren Probleme wohl erkannt, wie ich Ihren Beiträgen entnehmen kann.

    Bedenken Sie aber, dass wir uns momentan (wie es in der historischen Vergangenheit schon oft der Fall war) in einem Umfeld von trügerischer Kontroll-Illusion befinden. Das "System" ist in den Grundmauern am erodieren. Die Dinge können sich quasi leicht verselbständigen und das System bekommt dann die Tendenz sich selbst aufzuschaukeln - in welche Richtung es dann geht, hängt dann wohl am Flügelschlag eines Schmetterlings ab. Potentielle Auslöser gäbe es auch genügend - alles eine Frage der Zeit. - man muss sich in Konsequenz die alles entscheidende Frage stellen: "Wer zum Himmel rettet einmal die Notenbanken???????"

    ich komme leider zu der traurigen Einsicht, dass für die nächsten ca. 5 bis 8 Jahre alles auf dem Spiel steht .....

    22:45 Uhr, 12.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • my shorts are too short
    my shorts are too short

    ... nun wenn man sich die führenden Ökonomien ganz nüchtern betrachtet mal anschaut und auf die letzten 10 Jahre zurückblickt, dann gleicht dass doch sehr einer jenen Party's auf der die Stimmung abend's um halb 10 plötzlich kippt, da ein Gerücht unter den Gästen umgeht, dass es ein Problem mit der Bezahlung der Rechnung für den Party-Service gäbe.

    In solch einer Situation möchte man als geladener Gast natürlich nicht lange bleiben und sucht schnell das Weite. Wer möchte sich schon an den unvorhergesehenen Kosten beteiligen? Und je länger man bleibt .... nun ja, womöglich zahlt man die Zeche dann ganz allein??? eine furchtbare Vorstellung.

    Der Gastgeber kommt in wahre Not! Sein Ansehen steht nachhaltig auf dem Spiel. Die ersten Gäste gehen schon. Um einer Kettenreaktion entgegenzuwirken lässt er nun erst recht die Korken knallen. Feinster Champagner fließt in Strömen - der Gastgeber stürzt sich ins finanzielle Fiasko - er sieht nur abreisende Gäste vor Augen - die Überschuldung ist ihm momentan zweitrangig.

    Die Gäste bleiben. Aller Zweifel ist hiermit aus der Welt geschafft - alle feiern und sauffen sich die Hucke voll.

    Die ungelösten Probleme treffen die Gäste aber trotzdem - der Gastgeber hat sich mit seiner spendablen Kamikaze-Aktion nicht nur selbst übernommen - nein - der Party-Service bittet auch die nun langsam nüchtern werdenen Gäste zu Kasse, die sich völlig verkatert die Augen reiben ... "wie kann das plötzlich sein?" heißt es da in den Reihen - "wir waren doch alle eingeladen - wo ist der Gastgeber?" ... dieser ist jedoch schon längst über alle Berge ...

    ... was bleibt ist eine unbezahlte Rechnung, die die Gäste letztendlich - wohl unter mürren - freiwillig bezahlen werden. Wer möchte schon in der Welt als jemand dastehen, der sich völlig unvernünftig voll-laufen lässt.

    21:59 Uhr, 12.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • bembes
    bembes

    draghi und merkel gehören in einen sack und draufgehauen

    21:41 Uhr, 12.03.2018
  • 1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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