BDL fordert massive Reduzierung der Standortkosten im Luftverkehr
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DOW JONES--Die Erholung des Luftverkehrs in Deutschland ist nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) im ersten Halbjahr ins Stocken geraten. Insgesamt reisten 99,4 Millionen Fluggäste über deutsche Flughäfen, das waren 15,8 Prozent weniger als im Jahr 2019 vor der Corona-Pandemie und lediglich 2,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie der BDL mitteilte. Im ersten Halbjahr 2024 lag das Wachstum hingegen bei 10 Prozent. Damit liege Deutschland bei der Erholung des Luftverkehrs nach der Pandemie trotz der aktuell starken Nachfrage nach Flugreisen auf Rang 28 von 31 europäischen Ländern, moniert der Branchenverband und macht dafür in erster Linie hohe Standortkosten verantwortlich.
Die staatlich veranlassten Kosten für den Luftverkehrsstandort Deutschland, darunter etwa die Luftverkehrsteuer, würden sich allein in diesem Jahr um rund 1,1 Milliarden auf 4,4 Milliarden Euro erhöhen und hätten sich seit 2019 mehr als verdoppelt.
"Die Folgen sehen wir an nahezu jedem Flughafen in Deutschland: Airlines ziehen ihre Flugzeuge ab und setzen sie in anderen europäischen Ländern mit einem wettbewerbsfähigen Kostenniveau ein", sagte BDL-Präsident Jens Bischof laut Mitteilung des Verbandes zu den Halbjahreszahlen. Die Bundesregierung müsse "der Krise des Luftverkehrsstandortes Deutschland Priorität" einräumen, forderte er.
Einer neuen Erhebung des Verbands zufolge ist die Zahl der in Deutschland stationierten Flugzeuge der europäischen "Punkt-zu-Punkt"-Airlines von 190 im Jahr 2019 auf 130 im Jahr 2025 gesunken - 60 Maschinen wurden demnach ins Ausland verlagert. Damit verringere sich die internationale Anbindung der deutschen Flughäfen, und es entstehe ein direkter Milliardenschaden für die Volkswirtschaft.
"Jedes in Deutschland stationierte Flugzeug entspricht einem mittelständischen Betrieb: es sichert rund 170 Arbeitsplätze und trägt mit einer jährlichen Wertschöpfung von rund 70 Millionen Euro zum Bruttoinlandsprodukt bei", rechnet der BDL vor. "In Summe bedeutet der Abzug der Flugzeuge aus Deutschland, dass bereits mehr als 10.000 Arbeitsplätzen und über 4 Milliarden Euro jährlicher Wertschöpfung verloren gegangen sind. Hinzu kommen indirekte Effekte wie eine geringere Zahl an Hotelübernachtungen und Gastronomiebesuchen von Touristen und Geschäftsreisenden aus dem Ausland."
Auch der innerdeutsche Luftverkehr habe sich in den ersten sechs Monaten deutlich schwächer entwickelt als in anderen europäischen Ländern. So stagnierte das Angebot an Flügen zwischen den deutschen Großstädten bei rund 20 Prozent des Niveaus von 2019. Zusammen mit den Zubringerflügen zu den Drehkreuzen Frankfurt und München erreichte der innerdeutsche Verkehr 49 Prozent des Niveaus von 2019. Die Zahl der bedienten Strecken lag bei 39 gegenüber ehemals 56.
Der BDL forderte eine Senkung der staatlichen Belastungen um die Hälfe. Diese lägen laut Mitteilung derzeit für eine "typische Europa-Verbindung" ab Deutschland bei rund 35 Euro pro Passagier - oder rund 4.500 bis 5.000 Euro pro Flug.
Kontakt: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/sha/uxd
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